Sonett für Ellida

Das neue Haus hat sechs große Zimmer
Und die ganze Ausstattung ist noch mal krasser
Auf die Verkehrsanbindung achtet er immer
Doch wieder ist in der Nähe kein Wasser

Der Sand ihrer Kindheit, der Wind um die Ohren
Von dem sie sich sicher war: das bleibt erhalten
Sie gingen im Landesinnern verloren
Erst Hunger auf Leben, dann Leben Verwalten

Die Kinder lieben die bebende Stadt
Hier kann man so schön der Leere entfliehen
Er ist trotz Beförderung niemals ganz satt

Sie fühlt sich wie eine Patientin am Tropf
Irgendwann wird sie den Zugang sich ziehen
Bis dahin behält sie die Dünen im Kopf

Alleine verdauen

Irgendwann ist es Standard geworden
dass ich beim Essen Netflix schaue
Der Computer sitzt auf dem Holztisch
wie eine schlecht erzogene Katze
Seit meine Mitbewohnerin einen neuen Job hat
fällt es mir schwerer, zu Hause zu sein
Alleine kochen
Alleine essen
Alleine verdauen
Heute habe ich mich dazu gezwungen
den Laptop in meinem Zimmer zu lassen
Es gibt Gelbes Dal und Basmatireis
Ich fürchte mich vor den Erinnerungen
an die Abendessen meiner Kindheit
Vielleicht muss ich lauter schmatzen
Chrm
Chrm
Chrm
Mh
Mnjam
Chrmchrm
Chrm
Ich liebe dich, Alex

Newsletter #9 – Dichter:innen und Denker:innen

Ladies and Genderfans,

meine Freundin Fee und ich schreiben uns seit Jahren Nachrichten aus dem Zug mit Dingen, die wir verstehen, wenn die Begleiter:innen „Ladies and Gentlemen“ sagen. Ladies and Champions, Ladies and Schelme. Ladies and Jennifer. Es ist ein großer Spaß. Ist mir nur gerade eingefallen, als ich den Betreff genderte.

Fee und ich haben uns zuletzt Mitte Oktober gesehen, als entgegen aller Wahrscheinlichkeiten unsere Lesebühne „Die Stützen der Gesellschaft“ stattfinden konnte. In meiner Heimatstadt Lindenberg. Alle im Publikum trugen Maske, saßen auseinander, niemand sang bei Franks „Gefühlter Übersetzung“ mit, und wir mussten das Mikro desinfizieren, wenn wir dran waren. Und trotzdem hatten wir Tränen in den Augen während der Show und danach, weil wir uns so gefreut haben, endlich mal wieder (zuletzt im Februar) zusammen auftreten zu dürfen. Am Ende wurde Sven sehr emotional und nahm das Publikum in die Pflicht, der Kultur beizustehen in diesen Zeiten. Wir hätten uns alle hart erarbeitet, von unserer Kunst leben zu können, und die momentanen Vorschriften gingen vielen an die Existenz. Es sei mehr als ein bisschen vorlesen. Unsere Leben hingen daran, dass wir diese Phase überstünden. Ein Lockdown in dieser Form käme einem Berufsverbot gleich, für alle vor und hinter und auf den Bühnen des Landes. Er sagte noch mehr, und er sagte es schöner, vor allem, weil seine Stimme so schön tief ist.

Ich war kurz irritiert, denn es war meine Heimat, und hier stand dieser erfahrene, whiskytiefe Philosoph, der mir so oft ein Vorbild war, und bat Menschen, die mich kennen, darum, doch bitteschön ordentlich Bücher zu kaufen und andere Dinge zu unternehmen, damit wir und damit die Kunst all das überleben. Was sollen die Leute denken, erinnerte ich mich an einen Buchtitel von Jess Jochimsen. Doch dann war ich stolz, weil Sven formulierte, was ich oft gedacht, aber nicht ausgesprochen hatte. Während des Lockdowns kommst du mal wieder zum Lesen? Kunst. Eine Serie schauen? Kunst. Netflix, die Lieblingsmusik, Brettspiele? Die Kunst hilft jeder und jedem von uns, den Verstand nicht zu verlieren in dieser Zeit, da dies so wahnsinnig leicht ist.

Neulich stand ich in Balingen, wo die DB-Busse („Ladies und Schämen“) alle zwei Stunden fahren, und während des Wartens sah ich ungefähr 50 Schüler:innen sich über Minuten am Bahnsteig auf den Bus warten, während sie sich anschrien, schubsten, umarmten. Keine Masken, nichts. Ich mache ihnen keinen Vorwurf. Wenn ich den ganzen Tag in der Schule Maske tragen müsste, würde ich auch jede Gelegenheit nutzen, sie mir vom Gesicht zu ziehen. Ich mache noch nicht mal denjenigen einen Vorwurf, die all das entscheiden müssen, denn in ihrer Haut möchte ich nicht stecken. Doch egal, wie das Virus jetzt mit Jugendlichen verfährt, finde ich es absurd, Schulen mit mehreren Hundert Schüler:innen offen zu lassen (ja, ich weiß, sonst könnten deren Eltern dem Staat keine Arbeitskraft liefern und, wichtiger, viele Eltern sind darauf angewiesen, dass ihre Kids in der Schule Mittagessen, etc.), während Kulturveranstaltungen mit extremen hygienischen Auflagen dicht machen müssen.

Eine Lösung für die momentane Situation habe ich nicht, und halte mich an die Regeln. Doch Sven hatte Recht: Sie treffen die Kulturbranche unverhältnismäßig hart. Wie meine Freunde Max und Jonas aka Das Lumpenpack (schau dir ihr neues Video an!) singen: „Hilfe für die Lufthansa, Mitleid für die Kunst.“ Deshalb auch hier noch mal der Aufruf: Ein ganzen Jahr seinen Beruf nur eingeschränkt oder nicht ausüben zu können, geht an niemandem spurlos vorbei. Ob finanziell oder psychisch. Wir sind nicht die Einzigen, das ist klar, und ich selbst kam recht glimpflich durch das Jahr. Aber viele meiner Kolleg:innen genauso wie Bekannte aus der Veranstaltungsszene kommen an ihr Limit. Die Bitte ist einfach: Vergiss uns nicht. Und damit meine ich nicht Netflix und Amazon Prime. Ich meine diejenigen, die deine Stadt, dein Umfeld, deinen Alltag und dein seltsames Jahr begleiten mit ihrem Schaffen. Support your local artists as much as you can.

News:

– Morgen beginnt die Bayerische Akademie des Schreibens. Ich hatte die letzten beiden Male vollkommen vergessen, dir zu sagen, dass ich für das diesjährige Seminar angenommen wurde. Bedeutet 3×5 Tage Blockseminar, und am Ende hoffentlich eine schöne Version eines Romans. Veranstaltet vom Literaturhaus München und dieses Jahr hauptsächlich über Zoom begleiten eine Autorin und ein Lektor neun Schriftsteller:innen bei der Arbeit. Und ich mittendrin. Juhu!

– Ich habe einen Text geschrieben, weil der Sponsor des Kemptener Slams, die AÜW, 100 Jahre alt wird. Sie wollten deshalb von mir etwas zum Thema Energie, und ich habe mir viel Mühe gegeben und schließlich diesen Text hier über mich als Energy-Man geschrieben. Enjoy!

– Mein lieber Verlag, der Satyr Verlag Berlin, ist von der Pandemie besonders betroffen, da er etwa ein Drittel seines Umsatzes mit dem Verkauf bei Live-Veranstaltungen macht. Solltest du ein Weihnachtsgeschenk für jemand Liebes brauchen oder dich selbst etwas im Sortiment umschauen wollen, freut Volker sich. Du bekommst dort alle meine bisher erschienenen Bücher. Davon werde ich persönlich zwar nicht reich, aber wie gesagt: Ich komme gut durch. Jetzt geht es erst einmal um die Anderen. Ich möchte auch in ein oder zwei Jahren noch in einer Welt mit Verlagen, Buchhandlungen, Gastronomie und Konzerten leben.

– Und jetzt die Belohnung für so viel Engagement deinerseits: Ich habe im Oktober und November sehr viele Gedichte geschrieben, und grob überschlagen reichen sie aus, um einen Adventskalender damit zu machen. Auf meiner Website unter alexburkhard.de/archiv/blog gibt es ab 01.12. jeden Tag ein Gedicht für dich. Und manche sind wirklich gut!

Kunst, die ich in den letzten Wochen mochte:

– Meine Gedichte. Hihi.

– Den Instagram-Kanal von @feliciachiao

La casa de papel auf Netflix. Die ersten beiden Staffeln haben mich richtig gepackt. Ist immer schön, wenn Figuren nicht als gut oder schlecht dargestellt werden, sondern sämtlich eine Story haben. Für jede Staffel habe ich zwei Bücher in der Buchhandlung gekauft. Das nur so als Orientierung :-*

Special Treat des Monats:
(nur verfügbar für Menschen, die den Newsletter abonniert haben)

Den Betreff des Newsletters habe ich vor dem Rest geschrieben. Er suggeriert eine intensive Beschäftigung mit gegenderter Sprache in Deutschland und ob sie in der Literatur funktioniert. Das war dann heute gar nicht das Thema, aber wichtig wäre es trotzdem. Gendern ist wichtig, weil Sprache unsere Wahrnehmung prägt. Und so lange in diesem Land keine faktische Gleichberechtigung herrscht, sollten wir diesen Weg gehen. Wenn ich auch im Roman nicht immer mit :innen gendern werden kann, so versuche ich es doch, und wo es nicht geht, nehme ich einfach abwechselnd die weibliche und die männliche Form. Auch wenn weibliche und männliche Form auch nur gesellschaftliche Konstrukte usw. Das als kleiner Exkurs am Ende. Weil viel unterging in diesem verrückten Jahr.

Ich wünsche dir eine schöne Vorweihnachtszeit und viel Spaß mit meinem Adventskalender. Gute Rauhnächte auch, die haben letztes Jahr ihre Magie bei mir voll entfaltet. Ich wünsche dir Liebe und dass du siehst und gesehen wirst. Vor allem wünsche ich dir Gesundheit. Du darfst stolz darauf sein, was du bis hierher geleistet hast.

Alles Liebe
Alex

Newsletter #8 – Mein größtes Vorbild

Liebe – wie hätte Bastian Pastewka als Brisko Schneider in der Wochenshow gesagt – Liebende!

Ich möchte in dieser Ausgabe des Newsletters über Vorbilder sprechen. Ich hatte in meinem Leben einige: meinen Grundschullehrer Herr Pickenhan, der auch im Alter noch fit war; José Mourinho, der als Nicht-Profi Fußballtrainer geworden ist; unzählige Schriftsteller:innen, die mich selbst einer werden wollen ließen; Frank Klötgen wegen seiner Reime und Neologismen; meine Freundin Franzi, die ich für Ihre Art bewundere, mit Menschen umzugehen. Mein größtes Vorbild seit gut einem Jahr: meine jüngere Schwester Kathi.

Vergangenes Wochenende war unser 7-jähriger Neffe bei ihr in München zu Gast, und obwohl das ganze Wochenende veranschlagt war, wollte er am Samstagabend wieder nach Hause. Sie riefen meine noch jüngere Schwester Tami an, die gerade staubsaugte. Was man halt so macht, wenn das Kind mal nicht daheim ist. „Wenn du in 10 Minuten immer noch willst, fahre ich los“, sagte sie. Er wollte. Am nächsten Tag spielten Kathi und ich am Johannisplatz Tischtennis, wie wir das seit ein paar Monaten häufig tun. Während sie mir die Bälle um die Ohren haute, erzählte sie, dass sie erst um drei Uhr morgens einschlafen konnte. Was sie bis dahin gemacht hatte: geordnet. Unser Neffe war in München überfordert von dem Input, den er von ihr und der Stadt bekam. Während ich (beim Versuch, einen ihrer Schmetterbälle zu bekommen) gegen einen Baum krachte, sagte sie: „Er brauchte ein Gefühl von Zu Hause, sein Zimmer, seine Dinge, die er kennt.“ Und wenn zur Ruhe kommen für ihn bedeutet, dass er auch mal vor der PlayStation sitzt, then who the hell cares. Kathi hat unseren Neffen die ersten Jahre mit erzogen, weil sie damals im Allgäu gewohnt hat. Er ist sehr sensibel, und die beiden haben ein besonderes Verhältnis. Als Tami ihn holte, so erfuhr ich, während mein Return im Netz landete, fragte er, wann sie wieder ins Allgäu ziehe. Was sie aus all dem mitgenommen hat: Es lag nicht an ihr.

Wir alle sind schnell dabei, Dinge persönlich zu nehmen, die Reaktionen anderer Menschen auf uns zu beziehen. Kathi, die sich wie ich sehr mit dem Thema Selbstliebe beschäftigt, hat am Samstag in ein paar Stunden geschafft, wofür ich oft länger brauche. Manchmal schaffe ich es gar nicht. Sie hat durch Meditation, durch liebevolles Umgehen mit sich einen Trigger aufgelöst. Sie hätte den Wunsch unseres Neffen leicht persönlich nehmen können; sie hatte viel geplant für das Wochenende, sie hatte sich wochenlang auf die Zeit mit ihm gefreut. Aber sie ist wahnsinnig toll mit ihm und seinen Bedürfnissen umgegangen, und mindestens genauso gut mit sich und ihren Gefühlen, die das Ganze hervorgerufen hat. Für dich ist das möglicherweise gar keine großes Thema, aber ich war sehr beeindruckt von ihr.

Später holten wir uns einen Kaffee (sie) und ein Eis (ich) und saßen noch etwas in der Herbstsonne. Sie ärgerte sich, dass sie keinen Recup mitgenommen hatte, um sich den Kaffee einfüllen zu lassen. Es war ihr zweiter Einwegbecher in diesem Jahr. „Zwei zu viel“, sagte sie. Mit einer Freundin habe ich die 80%-Regel. Wenn jeder 80% der Zeit Gutes tut (aus unserer Sicht Gutes, zum Beispiel 80% der Zeit vegan leben, in 80% der Fälle nachsichtig mit Mitmenschen umgeht, 80% der Zeit dem Drang widersteht, bei Amazon zu bestellen), dann wäre die Welt sehr viel besser. Vorbildfunktion haben Menschen für mich immer dann, wenn ich mich mit ihnen verbunden fühle, wenn sie nahbar sind, wenn sie sich Mühe geben, aber auch Fehler haben. Franzi schafft es auch nicht immer, liebevoll mit sich und anderen umzugehen, aber wenn ich schätzen müsste, wie oft, würde ich sagen: 80% der Zeit. Frank Klötgens Megareime feiere ich in ca. 80% der Fälle, ich mag, grob geschätzt, 4 von 5 Sätzen in meinen Lieblingsbüchern, und José Mourinho gewinnt nicht mal ansatzweise 80% seiner Spiele, und wird von weit weniger seiner Spieler gemocht. Nur Herr Pickenhan, über den weiß ich nichts Negatives zu sagen.

Der Punkt, den ich seit ein paar Zeilen, und auch vergangenen Sonntag, machen möchte, ist der Folgende: Ich schaue eher zu jemandem auf, der oder die mir in 80% der Fälle ihre Ideale, Einstellungen, Ideen vorlebt, und in den restlichen Fällen nachsichtig mit sich umgeht im Wissen, dass niemand perfekt ist, als zu jemandem, der oder die Ersteres zwar in 95% der Fälle schafft, sich aber für die verbleibenden 5% komplett fertig macht und verkrampft an einem Ideal festhält. Es bringt ja nichts, sich vorzunehmen, nicht so perfektionistisch zu sein, und sich dann zu ärgern, dass man das nicht perfekt hinkriegt. Das sage ich aus leidvoller Erfahrung.

Kathi sieht mich übrigens auch als Vorbild. Das hat mit meiner Rolle als großer Bruder zu tun, aber auch damit, dass ich dieses Jahr sehr viel Zeit investiert habe, loszulassen. Wie oft ich das nicht schaffe? Ungefähr jedes fünfte Mal. Aber das ist okay.

Handfeste News:

– Am kommenden Samstag, den 10.10., gibt es tatsächlich mal wieder einen Auftritt. Die Stützen der Gesellschaft geben sich die Ehre in Lindenberg im Allgäu. Ich habe Fee seit Februar nicht gesehen, und ich fürchte, ich werde sie umarmen müssen. Frank und Sven begrüße ich aus der Ferne. Ach, das wird toll. Und weil auch viele Freiburger:innen im Newsletter mit dabei sind: 03.12., die Stützen im Vorderhaus.
Alle Termine (auch einer in München, mit Teilen des BR-Kammerorchesters) gibt es hier.

– Der Herbst ist da.

– Ich bin jetzt auch offiziell nicht mehr Rottweiler Stadtschreiber. Vor zwei Wochen habe ich mein Amt übergeben. Ich habe mich dermaßen gefreut, für die Zeremonie noch mal nach Rottweil zu fahren! Das ist in den drei Monaten dort ein besonderer Ort für mich geworden. Was ich meinem Nachfolger mit auf den Weg gegeben habe, kannst du hier nachlesen.

Kunst, die ich zuletzt gut fand:

– Eine Freundin hat mich ein bisschen in die Fantasy hineingelockt, und besonders gefallen hat mir The Amulet of Samarkand, der erste Teil der Bartimaeus-Trilogie. Als Kind konnte ich nichts anfangen mit diesen fremden Welten, jetzt lerne ich sie spät, aber sehr gerne schätzen. Vor allem der Tonfall in diesen Romanen taugt mir extrem: umgangssprachlich und doch literarisch, persönlich und doch ironisch. Es ist ein bisschen her, dass ich ein Buch nur aus Spaß an der Freude gelesen habe, „nur“ aus Unterhaltungsgründen. Tat mal wieder gut.
Weitere großartige Bücher meiner Sommerlektüreliste: Unrast von Olga Tokarczuk, GRM von Sibylle Berg und Americanah von Chimamanda Ngozi Adichie.

– Besagte Freundin hat mir auch Stardew Valley gezeigt, ein Computerspiel, bei dem man zu Beginn seinen Bürojob hinschmeißt, um auf der Farm seines Opas neu anzufangen. Man baut Gemüse an, lernt die Dorbewohner:innen kennen, man gießt sehr viel, angelt, geht in die Mine und entdeckt die liebevoll gestaltete Welt. Jede:r Mitmensch dort hat eine Story, die man nach und nach mitbekommt, und alles ist wahnsinnig integrativ. Es gibt eine riesige Community, Fan-Comics aus aller Welt, ein Wiki, das volle Programm. Ich habe mich immer geschämt, Zeit mit Computerspielen zu verbringen, weil ich dachte: da kann ich auch was Sinnvolles machen. Das stimmt. Aber ich darf auch mal ein paar Stunden am Computer sitzen. Wenn ich Kinder hätte, die natürlich ohne Handy, Fernseher und Zucker aufwüchsen, – wenn ich also Kinder hätte: Stardew Valley dürften sie spielen. Und ich stünde hinter ihnen und würde die Welt feiern, die sie da entdecken.

– Mein momentanes Lieblingslied ist „No Hell“ von Cloud Cult. Selten Lyrics so sehr geliebt, selten die Musik dazu so selbstvergessen gehört. Ist auch auf meiner Herbstplaylist auf Spotify, die ich in den letzten Wochen ungefähr 80% der Zeit laufen habe.

Special Treat des Monats:
(nur verfügbar für Menschen, die den Newsletter abonniert haben)

Danke fürs Lesen. Wie immer freue ich mich, dass du meine Gedanken spannend genug findest, um ihnen ein wenig deiner Zeit zu schenken. Ich habe in den letzten Monaten viel Feedback von dieser Newsletter-Community bekommen und freue mich weiterhin über jede Mail, die mich erreicht, auch wenn ich nicht immer sofort antworte.

Und wenn dir heute beim Arbeiten jemand blöd kommt, denk daran: Es hat nichts mit dir zu tun. Da sind Bedürfnisse und Trigger bei der anderen Person, die sie nicht sieht oder sehen will. Das heißt nicht, dass es okay ist, wenn dir jemand blöd kommt, aber es sagt rein gar nichts über dich als Menschen aus. Du bist perfekt, wie du bist. In 100% der Fälle. Und du bist für viele Menschen ein Vorbild, selbst wenn du dich selbst nicht immer als solches wahrnimmst.

Namasté. (Haha, du dachtest nicht, dass ich am Ende so dick auftrage, oder? Gerade deshalb!)
Dein Alex

Rede zur Amtsübergabe an den neuen Rottweiler Stadtschreiber Valentin Moritz

Ich habe in meiner Abschiedsrede im Dezember 2019 gesagt:

Ich kann euch also nicht mit einem Gedicht über die Hochbrücke nach Hause schicken oder einem Krimi, der in den nebligen Winkeln um die Kapellenkirche herum spielt. Doch über alles, was ihr in Zukunft von mir hört – „Er hat endlich nen Roman geschrieben“, „Hier der neue Film, den du so gut findest: Das Drehbuch ist von ihm“, „Hast du gehört, der Alex wurde mit nem Kilo Kokain an der kolumbianischen Grenze erwischt“ – über alles, was meine Zukunft bringt, könntet ihr sagen: „Ohne Rottweil wäre das nicht passiert.“ Und ihr hättet recht.

Diejenigen von euch, die meinen Newsletter bekommen, wissen, wie viel seitdem passiert ist. Und Rottweil war der Anfang. Diese stolze Stadt hat mich mit meinem eigenen Stolz konfrontiert. Die Jugendlichen im Konvikt mit meiner eigenen Jugend. Die Größe des Testturms mit der Größe meines eigenen lassen wir das.

Hier konnte ich, zum ersten Mal seit ich von zu Hause ausgezogen bin, sein ohne mir Gedanken zu machen, woher die nächste Monatsmiete kommt. Und was über einen hereinbricht, wenn man sich erlaubt, loszulassen, zu entspannen, Kontrolle abzugeben, das ist enorm, aber ich kann es Jeder und Jedem nur empfehlen. Der Mensch, der ich in diesem Jahr geworden bin, der Mensch, der in den Spiegel schauen und sich voller ehrlich empfundener Selbstliebe anlächeln kann, der Mensch, der nicht mehr hauptberuflich Autor sein muss, der bin ich auch geworden, weil ich hier war.

Als ich vor knapp einem Jahr mit einem vielleicht elfjährigen Konviktor die Stufen des Konvikts hochgelaufen bin, fragte er: „Bist du ein Stadtschreiber?“ Ich antwortete: „Ja, ich bin der Stadtschreiber.“
„Was macht man da?“
„Ein bisschen schreiben. Aber ich muss nicht. Und ich bin bei den kulturellen Abenden der Stadt vor Ort.“ Ab und zu.
„Also wie ein Bürgermeister?“
„Nicht ganz so mächtig“, sagte ich und habe mich gefreut, dass gewisse Titel für manche Menschen keinerlei Bedeutung haben. Die Menschen in der Stadt grüßten mich hingegen meistens ausschließlich mit dem Titel und fragten dann, was man als Stadtschreiber macht. Als ob ich das wüsste.

Vielleicht kannst du, lieber Valentin, herausfinden, was genau ein Stadtschreiber macht. Du hast ja schon ein Aufenthaltsstipendium hinter dir, bist da erfahrener. Ich kann dir wenig Konkretes mitgeben, da ich nicht weiß, in welcher Situation du hier herkommst. Vielleicht sind wir sehr unterschiedlich, und du hörst gerne Andreas Gabalier und bist voll der Aufzugfan. Ich kann nur sagen, was Rottweil für mich so besonders gemacht hat: Die Spaziergänge aus Rottweil raus, nicht weil Rottweil nicht schön ist, sondern weil der Herbst in der Natur hier kopföffnend ist; der Kontakt zu den Menschen im Konvikt, der zu Jedem und Jeder im Haus anders sein wird; der wenige Kontakt zum Kulturreferat, nicht weil das Kulturreferat nicht schön ist, sondern weil die Zeit, die du für dich hast, herzöffnend ist.

Beim Bürgermeisterempfang sprach zu mir einst der Bürgermeister: „Sie können den Rottweilern ruhig den Spiegel vorhalten.“ In dem Moment habe ich beschlossen, alles zu tun, außer den Rottweilerinnen und Rottweilern den Spiegel vorzuhalten. Die Aussage des Bürgermeisters war der Spiegel, sie brauchten mich gar nicht. Es ist nicht leicht, sich von Erwartungen frei zu machen, und ich habe in meinem Prozess herausgefunden: Es waren nicht die Erwartungen des Bürgermeisters oder der lieben Menschen hier, sondern meine eigenen. Ich dachte: Ich muss hier was liefern, sonst bereuen sie, dass sie mich eingeladen haben. Lass dir gesagt sein: Auch wenn du keine Zeile über Rottweil schreibst, ja selbst wenn du keine Zeile schreibst, werden die Menschen dich mögen, und wirst du hier eine gute Zeit haben. Ich habe bis heute nichts geschrieben, was den monatlichen Geldeingang auf meinem Konto rechtfertigen würde.

Der einzige Tipp, den ich dir für dieses Stipendium geben kann, ist also: Lass alles los, nimm viele tiefe Atemzüge in der Herbstluft, und begegne den Menschen hier in erster Linie als Mensch, dann erst als Autor.

Was ein Stadtschreiber genau macht, weiß hier eh niemand. Ich wünsche dir eine wundervolle Zeit.

Newsletter #7 – Was wir können

Werteste:r Sommergenießende:r,

regnet es bei dir auch? In München schüttet es einen erfrischenden Morgenregen vom Himmel, während ich am offenen Fenster sitze. Ich hoffe, es ist dir gut ergangen seit meinem letzten Newsletter; vielen Dank für die vielen schönen und liebevollen Reaktionen!

In medias res. Fortan werde ich mindestens 10% meines Einkommens spenden, und mit fortan meine ich: für immer. Nicht, weil deine Reaktion so liebevoll war (und leider auch nicht an dich), sondern weil ich selbst mit meinem dieses Jahr sehr reduzierten Einkommen noch unter den 5% der reichsten Menschen der Welt bin. (Du kannst hier kalkulieren, wo du mit deinem Einkommen stehst.) Also habe ich den Pledge der „Giving What We Can Foundation“ unterschrieben, der in keiner anderen Weise als moralisch bindend ist.

Das Prinzip hinter diesen Gedanken lautet „Effektiver Altruismus“ und beschäftigt sich damit, wie du – unter der Annahme, dass jedes Menschenleben gleich viel Wert ist (und, ähm, ja: das ist es!) – am effektivsten helfen kannst. Er nutzt datenbasierte Überlegungen und Studien, um darauf eine Antwort zu finden. Als Beispiel nennt William MacAskill in seinem Buch „Doing Good Better“ Bildungsprogramme in der Dritten Welt: Um die Anwesenheit in der Schule zu steigern, wurde versucht, Mädchen Geld als Ansporn für den Schulbesuch zu überweisen, Stipendien zu vergeben, Schuluniformen zu sponsern. Am Effektivsten (und zwar 695-mal effektiver als Geld) war: Entwurmung. Denn Viele bleiben den Schulen aus Angst vor Krankheiten fern. Für 1,000 Dollar konnten 139 zusätzliche Schuljahre erreicht werden (Geld: 0,2, Stipendien: 2,7, Uniformen: 7,1, S. 60).

Die Fragen des Effektiven Altruismus sind:
1. Wie viele Menschen profitieren davon, und wie sehr?
2. Ist das die effektivste Sache, die du tun kannst?
3. Ist dieser Bereich vernachlässigt?
4. Was wäre sonst passiert? (Zum Beispiel, auch wenn es weh tut: Wenn du nicht Arzt geworden wärst, wäre es ein anderer geworden, denn viel mehr Menschen wollen Arzt werden als es dürfen. Welchen wirklichen Mehrwert hat es also, dass genau du Arzt geworden bist?)
5. Wie hoch sind die Chancen auf Erfolg, und wie groß wäre der Erfolg?

GiveWell ist eine Organisation, die extrem detaillierte Berichte über Wohltätigkeitsorganisationen anfertigt und Empfehlungen ausspricht. (Hier ist eine Liste der Top Charities.) Es ist eine Nonprofit, genau wie effectivealtruism.org. Ich habe mir immer schwergetan, zu spenden, weil ich nie wusste, wohin. Was passiert mit meinem Geld? Wie viel Gutes tue ich wirklich damit? Das hat dazu geführt, dass ich in den letzten Jahren kaum noch etwas gegeben habe. Ich unterschreibe nicht jede einzelne These, aber der Effektive Altruismus gefällt mir in seiner Denkweise. Auch wenn es vielleicht zufriedenstellener ist, nach einem Erdbeben Geld nach Japan zu schicken, weil die Medien über nichts anderes berichten, ist es weitaus effektiver, für das selbe Geld Tausende von Bettnetzen zu spenden, um die Verbreitung von Malaria zu stoppen.

Ich habe mich sehr in das Thema eingelesen in den letzten Wochen, und bin zu dem Entschluss gekommen, dass die Liebe und die Wärme, die ich im Persönlichen geben kann, etwas Schönes und Wichtiges sind. Dass ich im Kleinen gut helfen und da sein kann. Aber dass meine andere Ressource, nämlich Geld, dort am Besten aufgehoben ist, wo es gebraucht wird. Statistiken zeigen zum Beispiel, dass es wahnsinnig effektiv ist, extrem armen Menschen einfach ganz direkt Geld zu überweisen (GiveDirectly), statt irgendwas dazwischenzuschalten. Wer hätte das gedacht.

Der Effektive Altruismus lässt sich auch auf Tierschutz und Klimaschutz anwenden. Auch da gibt es überraschende und manchmal unintuitive Ergebnisse. Spannend fand ich vor allem, was für einen Einfluss dein Kaufverhalten auf die Produktion von Lebensmitteln hat: Für jedes Ei, das du nicht kaufst, werden 0,91 Eier weniger produziert (Fleisch liegt bei 0,5 – 0,7). Verbreitet ist ja oft die Ansicht, dass ich als Einzelner eh nichts ändern kann. Der Effektive Altruismus belehrt mich eines Besseren. Ich empfehle sehr, „Doing Good Better“ zu lesen, es gibt auch eine deutsche Übersetzung. Wohltuend: Ein Sechstel des Buchs sind Quellenangaben zu den Statistiken und Studien. Erfrischend, wenn nicht einfach Dinge behauptet, sondern auch belegt werden.

Dass ich gepledgt habe, sage ich übrigens nicht, weil ich weitere liebevolle Reaktionen bekommen möchte, sondern damit du es mir nachtust. Wenn ein Künstler in der Corona-Krise spenden kann (und dann halt nicht mehr zu den reichsten 5% gehört, sondern nur noch zu den reichsten 7%), dann kannst es auch du. (Es gibt auch für Student:innen, Rentner:innen und Erwerbslose Varianten des Pledges.) Aber vielleicht bin ich auch nur beseelt von den ganzen Meditationen des Jahres und der Erkenntnis, wie wenig Materielles ich brauche, um glücklich zu sein. Ich habe mehr als genug, ich lebe in Fülle, also fick dich, neues iPhone. Lieber mehr geben.

Was gibt es sonst Neues?

– Letzte Woche, am 24.07., war der 100. Todestag von Ludwig Ganghofer. Die Monacensia in München hat mich zu diesem Anlass gebeten, einen Text über ihn zu schreiben. Wir sind mit den Stützen der Gesellschaft ab und zu an diesem schönen Ort zu Gast, und als Ersatz für die ausgefallene Show Anfang Juli gab es nun einen Text von mir. Ich habe lange gebraucht, um einen Zugang zu Ganghofer zu finden, am Ende ist einer der für mich schönsten Texte der letzten Jahre herausgekommen. Ihr könnt ihn hier anschauen.

– Ein bisschen früher, nämlich Anfang Juli, ist ein Buch mit Schwimmgeschichten erschienen, zu dem ich meinen Text „Jetzt musst du springen“ beisteuern durfte. Jens Spahn und Winfried Kretschmann und mein lieber Bühnenfreund Jean-Philippe Kindler haben auch etwas geschrieben, zudem unzählige Kinder. Das Buch wurde initiiert vom ehrenamtlichen Tübinger Projekt „Schwimmen für alle Kinder“, das Mut machen soll und den Fokus auf sicheres Schwimmen lernen legt. Unterstützenswertes Engagement, persönliche Geschichten. Das Buch „Meine Schwimmgeschichte“ gibt es direkt bei der Verlagsgruppe Patmos und natürlich im Buchhandel.

– Apropos Bücher: Mein Verlag schrieb vor Kurzem, dass die Lage durch die momentane Situation keine schöne sei, da er vor allem Bücher verlegt, die bei Live-Shows
verkauft werden, bei Poetry Slams oder Lesebühnen. Nun habe ich zwar heute Abend mal wieder einen Auftritt (Open Air Slam im Olympiapark in München), aber Büchertische sind zur Zeit ein schwieriges Unterfangen und die Ausnahme. Solltest du also eines meiner Bücher noch nicht besitzen – ja, ich meine dich, Onkel Christian! – dann überleg gerne, ob du das ändern möchtest. Die Reiseerzählung aus Rom eignet sich besonders für den Sommer, aber auch das neue Buch „Was ich ihr nicht schreibe“ ist weiterhin gut. Bestellbar sind die Bücher direkt beim Satyr-Verlag, oder noch direkter per Mail bei mir. Ich bin allerdings, um ganz fair zu sein, nicht überzeugt davon, dass das die effektivste Art ist, 11-14 Euro zu spenden 😉

Kunst, die ich in den letzten Wochen gut fand:

– „Kommt her ihr Heinis ich will euch trösten“ von Riccarda Kiel, einer Leipziker Lyrikerin und Designerin. Ich habe es zum Geburtstag geschenkt bekommen von meinem guten Freund Tristan Marquardt, seines Zeichens auch Lyriker („Scrollen in Tiefsee“). Er hat das Buch selbst gedruckt und geschnitten, denn er ist für den Münchner Ableger des hochroth-Verlags mitverantwortlich. Einmal habe ich ihm beim Bücher machen geholfen, das ist schon ein tolles Gefühl. Riccardas Lyrik jedenfalls: ganz, ganz toll. Mit Witz und Tiefgang und einem unaufdringlichen Rhythmus. Es ist für mich genau der richtige Grad an Abstraktion, dass ich es nicht verstehe, aber auch nicht nicht verstehe, weil die Stimmung mich mitnimmt. „Ich schnitze dir eine Fabrik. / Wir nennen sie Rostblau & Partner. / Du kannst jeden Morgen hin. / Du bekommst einen Pförtner / mit Altersflecken / und einen eigenen Bahnhof, / an dem sonntags die Kinder / an ihren Zigaretten ziehen.“
Für 8 Euro bei hochroth München.

– „How Democracies Die“ von Steven Levitsky und Daniel Zieblatt behandelt die Frage, was historisch gesehen passiert, wenn eine Demokratie untergeht. Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, wie geht das Ganze vor sich? An welchen Zeichen kann man das erkennen? Spannende Abhandlung mit Blick auf die USA. Kleiner Spoiler: Militär im Inneren einsetzen und Wahlen nicht anerkennen gehört dazu. Auch hier: ein großer Anhang.

– „Homework for Life“, eine Storytelling-Übung, die ich seit einem guten Jahr jeden Abend mache. Ich nehme mir abends fünf Minuten Zeit und frage mich: Was war der „most storyworthy“ Moment des Tages? Was hat diesen Tag von allen anderen unterschieden? Das Ganze notiere ich in wenigen Stichpunkten, Dialogen, Halbsätzen in einer Excel-Tabelle. Links das Datum, rechts der Moment, mehr nicht. Mit der Zeit entwickelt sich ein Auge für Geschichten, wo du sie früher nicht gesehen hast. Und ich habe jetzt ein Dokument mit 500 Einträgen von jedem Tag seit Mitte Juli 2019. Ich werde nie wieder nach Stoffen für Geschichten suchen müssen, und selbst wenn ich keinen Moment jemals erzähle, habe ich ihn doch vor dem Vergessen bewahrt. Die Übung hat meine Zeit verlangsamt, weil die Tage nicht mehr vorbeirauschen, weil ich mich mit den Tagen beschäftige, und sie hat mich sehr bereichert.
Das Prinzip geht auf Matthew Dicks zurück, einen Storyteller und Podcaster aus Connecticut, und dieser TED-Talk von ihm wird dich eher dafür begeistern als mein vorheriger Absatz.

– Meine drei Lieblingslieder der letzten Wochen: „Transvestites Can Be Cannibals Too“, „Immer noch Liebe in mir“ und „All My Happiness Is Gone“, zu dem ich immer durch die Küche tanze. Seit letzter Woche ist auch „Truth Doesn’t Live in a Book“ vorne dabei, aber das darf ich jetzt nicht zu laut sagen, weil ich dir lauter Bücher empfohlen habe. Meine Playlist für den Sommer 2020 gibt es hier.

Special Treat des Monats:
(nur verfügbar für Menschen, die den Newsletter abonniert haben)

Ich hätte nicht gedacht, dass ich in dem Jahr, in dem ich den Plänen und Listen in meinem Kopf endlich Einhalt gebiete, ein Buch mit Plänen und Listen empfehlen würde. Vielleicht ist das aber auch der Fortschritt: Ich darf das mit den Statistiken und Datenanalysen jetzt Menschen überlassen, die es beruflich machen. Für all die vielen Lebenspläne und Finanzlisten habe ich nämlich nie etwas bekommen, außer psychischen Schwierigkeiten.

Bis du dieses Monstrum von einer Nachricht durchgearbeitet hast, hat sich der Sommerregen wahrscheinlich in Herbstregen verwandelt. Das ist okay. Nimm dir Zeit, nicht nur für mein Geschreibe, sondern vor allem für dich. Zeit ist eine Entscheidung, eine Sache der Priorisierung. Und immer dann, wenn wir sagen, dass wir keine haben, brauchen wir sie am Dringensten für uns. Zum Beispiel in Stille in der Natur, oder in einer Meditation. Self-love – I cannot recommend it enough.

Hab einen wunderschönen Sommer, wo und wie auch immer du ihn verbringst. Ich denke an dich und freue mich über eine Antwort und deine Erfahrung mit all dem, was ich dir entgegengeworfen habe – und deine Erfahrung mit dir.

Alles Liebe
Alex

Newsletter #6 – Der Gott der Nachsicht

Liebe:r Abstandhaltende:r,

gerade saß ich in einer geführten Meditation und sollte mir einen Ort vorstellen, an dem ich mich sicher und geborgen fühle, an dem nichts von mir erwartet wird. Dort durfte ich mir die Frage stellen: Wer bin ich? Was wünsche ich mir? Was soll ich in die Welt bringen? Heavy stuff, ich sag es dir. Es ging mehr um die Fragen als um die Antworten, und weil diese Fragen mich die letzte Zeit durchaus beschäftigen, möchte ich sie heute mit dir teilen.

Wer bin ich? Alles, was dazu in Meditationen aus meinem Herz kommt, sind zwischenmenschliche Dinge. Ein Partner. Ein Wärmender. Ein großer Bruder, das fand ich besonders schön. Es war selten etwas Berufliches dabei, was in diesem Jahr sehr passend scheint. Was ich nicht bin, weiß ich nämlich: ein Kabarettist, ein Romanautor, jemand, der zu hundert Prozent von seiner Kunst lebt. All das habe ich in den letzten Jahren versucht, all das hat sich nie ganz richtig angefühlt. Es fällt mir schwer, mich nicht über meinen Beruf zu definieren als jemand, der seit dreizehn Jahren auf der Bühne steht. Es ist ein cooler Beruf, ein Rampenlichtberuf. In den letzten Wochen und Monaten haben mir viele Menschen – auch ihr! – gezeigt, dass an mir ziemlich viel spannender und schöner ist, als mein Job. Danke dafür.

Was wünsche ich mir? Haus mit Garten und Stadtwohnung. Kinder und Ungebundenheit. Garten und Bibliothek. Menschliche Nähe und Abgeschiedenheit. Trubel und Ruhe. Dass alle meine Geschichten toll finden und dass ich meine Geschichten nicht mehr verkaufen muss.

Was soll ich in die Welt bringen? Liebe, Geschichten, Nachsicht. Tja, wird es nichts mit nur für mich schreiben. Du wirst meine Geschichten weiterhin hören und lesen müssen. Liebe und Nachsicht habe ich auch durch mein Schreiben oft versucht zu vermitteln. Ich bin gespannt, wie ich das in Zukunft machen werde. Momentan liegen Masseur / Körpertherapeut / Yogalehrer und Coach / Therapeut recht weit vorne. Alex Burkhard: Autor, Coach, Masseur. Was für ein Oeuvre. Mal schauen, wo mich die Reise hinführt. Ich bin jedenfalls recht sicher, dass ich nicht mehr so viel alleine schreibend und mehr im Austausch mit / im Service für Menschen arbeiten möchte. Wäre ja langweilig, nur einen Job zu haben …

Eine Freundin fragte vor einigen Tagen, was ich für ein Gott wäre, wenn ich ein Gott wäre, und ich sagte: Der Gott der Nachsicht. Keine Ahnung, wo das herkam. Aber bis vor einiger Zeit habe ich allen gegenüber Nachsicht praktiziert und meine Bedürfnisse dabei komplett vernachlässigt. Seit einiger Zeit lerne ich Nachsicht gegenüber mir selbst, und mit etwas Glück ist die irgendwann so gefestigt, dass ich ganz natürlich anderen helfen kann, nachsichtig mit sich zu sein, auf welchem Weg auch immer. Das finde ich ein sehr schönes Ziel.

So, und nach all der Spiritualität kommen jetzt ein paar handfeste News im Newsletter:

– Die Bühnen bleiben noch für einige Zeit geschlossen. Auch mit Hauslesungen ist es weiterhin schwierig. Ich biete deshalb an, eine private Online-Lesung über ein Format deiner Wahl zu machen, für dich und deine Freund:innen oder Kolleg:innen oder Familie. Ich finde, wenn meine Gruppentherapie über Zoom stattfinden kann, dann können sich auch einige Menschen im Namen der Literatur versammeln. Ich lese so viele Texte, wie ihr möchtet und – öffne nicht die Büchse, Alex – welche ihr möchtet, und anschließend und zwischendrin unterhalten wir uns alle. Ich freue mich, neue Menschen kennenzulernen und mit bekannten Menschen zu sprechen. Sag mir einfach Bescheid, wenn du Interesse hast. Es kostet nichts (vielleicht biete ich einen PayPal-Link an, der freiwillig angeklickt werden kann) außer der Zeit, die du brauchst, um Menschen einzuladen und das Meeting zu hosten.

– Auf Spotify gibt es zwei aufregende Neuerungen: Das Hörbuch zu „Was ich ihr nicht schreibe“ ist jetzt nicht mehr mit gefühlt 832 Tracks zu je 4 Sekunden online, sondern sinnvoll. Ein Text = ein Track, entsprechend benannt. Du kannst jetzt also gezielt nach Texten schauen und sie anhören. Außerdem gibt es „The Bookstore Is Closed“, die EP meiner Band The Baby and the Dog, jetzt auch auf Spotify (und auf Apple Music und Amazon Musik und TikTok und wo du willst). Wenn dir die Lieder gefallen, baue sie gerne in möglichst viele Playlists ein, damit der Algorithmus sagt: Oh my, I should rather spread this shit.

– Ich habe die viele Zeit unter anderem dafür genutzt, alle Gedichte, die ich jemals für die Gäste meiner und Pierre Jarawans Show „Stadt, Land, Fluss“ geschrieben habe, auf meine Homepage zu stellen. Du findest dort 48 Gedichte für Kolleg:innen sowie den Eröffnungs- und den Schlusstext der Show. Und viele Mehrfachreime. Enjoy!

Kunst, die mir zuletzt gefallen hat:

– Die Songwriterin Dota hat ein Album aufgenommen, in dem sie Gedichte von Mascha Kaléko vertont, teilweise mit tollen Partner:innen (z.B. Hannes Wader, Alin Coen, Konstantin Wecker). Meine Mitbewohnerin hat es mir eines morgens gezeigt, und seitdem kann ich nicht mehr aufhören, zu lauschen. „Für einen“ ist eines meiner Lieblingslieder des Frühlings geworden. Dota – Kaléko. Lausche auch du!

– Bereits erwähnter Freund und Kollege Pierre Jarawan hat einen neuen Roman geschrieben und sich Anfang März als Veröffentlichungstermin ausgesucht. Rückblickend mittelsinnvoll. Der Roman jedoch: hat mir sehr gut gefallen, um ehrlich zu sein sogar besser als sein mittlerweile vielfach ausgezeichnetes und übersetzter Vorgänger „Am Ende bleiben die Zedern“. Ich habe für meine Buchhandlung eine Rezension geschrieben, die ein bisschen unsinnig geraten ist, aber sehr bewundernd gemeint. Pierre Jarawan – Ein Lied für die Vermissten. Lies auch du! 🙂

– Bereits erwähnte Mitbewohnerin ist Caroline Antonetty, die seit knapp dreißig Jahren eine Lederwerkstatt in der Klenzestraße hat. Nun lebe ich größtenteils vegan, aber täte ich das nicht, und das trifft auf dich vielleicht zu, dann würde ich mich exklusiv bei ihr einkleiden und accessoiren. Sie hat einen sehr tollen und eigenen Stil, und alles ist handgearbeitet. Wegen Corona musste auch sie einige Zeit zusperren und hat deshalb ihr Angebot komplett online gestellt. Ich nenne sie stellvertretend für alle Einzelhändler:innen, alle kleinen Geschäfte, Cafés und Restaurants, die unsere Städte lebenswert machen. Lokal kaufen hält die Stadt lebendig. Antonetty Lederwerkstatt. Schaue auch du!

Special Treat des Monats:
(nur verfügbar für Menschen, die den Newsletter abonniert haben)

Ich wünsche dir alles Liebe für die aktuelle Zeit. Sei nachsichtig mit dir, wenn dir das möglich ist. Und vielleicht sehen wir uns ja bald schon online – ich habe Zeit und würde mich freuen! Ansonsten lesen wir uns im nächsten Newsletter, wenn ich vielleicht schon Masseur bin oder Astronaut oder Feuerwehrmann. Und du?

Einen wunderschönen Tag dir!
Dein Alex

Rezension „Ein Lied für die Vermissten“ (berlin verlag)

Pierre Jarawans „Ein Lied für die Vermissten“ liest sich, wie sich ein Lied von Element of Crime hört: Eine Zeitlang frage ich mich, wovon Sven Regener eigentlich singt, und nach einer Weile wird mir klar, dass er ein Thema auf eine Art versteht und behandelt, die es geradezu verlangt, es mir verspielt und wie en passant näherzubringen, weil es mich sonst erschlagen würde.

Pierres Roman ist die Nachrichtenlage in der Corona-Phase insofern als ich nie weiß, auf welchen Erzähler ich mich jetzt verlassen kann, und wer sich eine Geschichte gerade ausdenkt. Amin und Jafar erzählen auf dem Flohmarkt Storys über einen Onkel in Kanada, der ihnen angebliche Schätze zum Verkauf überlassen hätte; Jafar erzählt von dem Tag, an dem er sein Auge verlor; Amins Großmutter erzählt ihm von seinen Eltern – und nie weiß ich, was ich glauben kann. Also: Ich weiß es jetzt, aber ich verrate es nicht.

„Ein Lied für die Vermissten“ ist „Der Schimmelreiter“ des 21. Jahrhunderts: Die formale Art, die Geschichte zu erzählen, spiegelt den inhaltlichen Kern der Geschichte wider. Der inhaltliche Kern sind hier die über siebzehntausend Vermissten, die während des Bürgerkriegs im Libanon verschleppt wurden, und deren Schicksal größtenteils unklar ist. Der inhaltliche Kern ist ein Unwillen, die Geschehnisse der eigenen Landesgeschichte aufzuarbeiten. Warum sollte ich als Leserin mehr Wahres erfahren als die Familien der Siebzehntausend?

Und doch erfahre ich. Von falschen Entscheidungen, starken Beschützern im Hintergrund und von den Umständen, unter denen das Leben in Beirut während der letzten vierzig Jahre stattgefunden hat. Ich erfahre, dass die Mörder immer ganz oben wohnen. Ich erfahre, dass ich manche Sachen nicht erfahren soll.

Wie ein guter Kinderarzt nimmt sich Pierre gewissenhaft der ernsten und wichtigen Themen an, vergisst aber auch nie den leichten, humorvollen Menschen in sich. Ich habe laut aufgelacht, als Amin davon erzählt, wie er Jafar eine Räuberleiter gemacht hat, damit der durchs Fenster den „König der Löwen“ sehen konnte, der im Kino lief. Die beiden hatten draußen keinen Ton, also reimten sie sich die Geschichte zusammen.

„Das glaubst du mir nie“, sagte Jafar.
„Was denn?“
„Der Affe. Er schmeißt gleich das Löwenbaby vom Felsen. Die Tiere drehen komplett durch.“
„Wirklich?“
„Ah, nee, falscher Alarm. Er zeigt es nur allen. Sie freuen sich.“

„Ein Lied für die Vermissten“ ist ein Film von Jim Jarmusch: Ich frage mich die ganze Zeit, wann die Geschichte richtig durchstartet und merke kurz vor Schluss, dass die Geschichte die ganze Zeit schon in hohem Tempo an mir vorbeirauscht. Und dass er so gut ist, dass ich mich trotzdem nicht abgehängt fühle, sondern er mich durch wiederkehrende Bilder und starkes Erzählen die ganze Zeit an der Hand hatte.

Pierres Geschichte ist wie die Renaissance-Malerin Clémentine Ragout: Ich habe sie mir ausgedacht. Aber sie hätte existieren können. Denn es gab die Renaissance. Und es gab Malerinnen. Und es gab den Bürgerkrieg. Und es gab die Vermissten. Es gibt sie. Und es gibt Menschen, die sie nicht vergessen.

Insgesamt ist „Ein Lied für die Vermissten“ das Gegenteil dieser Rezension: sprachlich wertvoll und inhaltlich relevant. Ich bin dankbar, dass ich das Buch gelesen habe.

Newsletter #5 – Written in March

Ihr lieben Mitmenschen,

ich komme gerade von einem zweieinhalbstündigen Spaziergang zurück, und ich muss sagen: Das war ein triftiger Grund, das Haus zu verlassen, nachdem ich das die letzten zwei Tage überhaupt nicht gemacht habe. Jetzt bin ich voller Sonne und kann euch gut schreiben.

Viele Menschen trifft die aktuelle Situation mehr als mich, selbst in meinem unmittelbarsten Umfeld. Ich bin gesund und fit und habe vor das zu bleiben, und mein Beruf beinhaltet eh viel Daheimsitzen und Schreiben. Trotzdem haben mich die letzten zwei Wochen sehr ausgebremst. Wie zuletzt geschrieben war ich gerade wieder richtig in München angekommen und hatte mir für das Frühjahr vorgenommen, viele Menschen kennenzulernen, wiederzusehen, viel in der Stadt unterwegs zu sein, mir neue Kreise zu suchen und aufzubauen, neue Projekte und Möglichkeiten anzugehen. Die Gruppentherapie, die mir supergut tut, findet nun erstmal nicht statt. Die ganzen Wohnzimmerlesungen, die ich ausgemacht hatte, müssen ausfallen (natürlich nur, um noch schöner nachgeholt zu werden!).

Bei jedem (ziemlich nachvollziehbaren) Schritt, der verkündet wurde, um einzudämmen, dachte ich: Okay, du nimmst die Situation an. Du kannst viel daraus lernen. Adapt. Ich war dankbar und resilient. Seit Freitag fiel es mir schwer, das aufrechtzuerhalten, und wie meine Mitbewohnerin mir heute Morgen ganz empathisch dargelegt hat: ist das okay. Ich bin nicht am schlimmsten dran, aber auch mich – wie alle anderen – trifft das und schränkt das ein, und in der aktuellen Phase, in der ich offener und more outgoing sein möchte, noch mal ein bisschen mehr. Ihre lieben Worte und der anschließende Spaziergang haben mich nun wieder an einen Punkt gebracht, an dem ich mich wohler fühle: in ein Mindset der Dankbarkeit und Liebe.

Ein joggendes Pärchen lief an mir vorbei, und er sagte zu ihr: „Das ganze social distancing macht was mit der Gesellschaft, und wenn das vorbei ist, wird es bestimmt dauern, bis die Leute sich wieder vertrauen.“ Da dachte ich: Nein! Genau das Gegenteil ist der Fall. Ich habe von der Au zum Föhringer Stauwehr und zurück beobachtet, wie Leute aufeinander achten, Abstand halten, auf ihre Mitmenschen schauen. Ich habe jetzt mehr Vertrauen in die Gesellschaft als vorher, weil ich erlebt habe, wie alle mitziehen. (Fast alle, schon klar, aber das Fass machen wir jetzt nicht auf.) Das einzige, was ich etwas schade fand, war, dass oft kein Blickkontakt zustande kam. Ich habe die Leute durchgehend angegrinst, und da kam ganz wenig zurück. Ja, wir sind verunsichert, aber das Virus wird definitiv nicht dadurch übertragen, dass man sich anschaut. Lächeln ist weiterhin erlaubt. Eine Verbindung zwischen Menschen kann auch mit 1,5 Meter Abstand entstehen.

Das ist also jetzt meine Aufgabe, und das ist die Art, wie ich durch die nächste Zeit gehen will. Die Mitbewohnerin sagte vorhin, als ich fragte, ob ich beim Kochen helfen solle: „Am meisten hilfst du mir, wenn du glücklich bist. Also, bei dir bist, so wie die letzten Wochen.“ Ich lasse mich also bekochen und beruhige und beliebe meine Umgebung. Geholfen hat mir dabei anfangs auch eine Meditation von Laura Seiler zur aktuellen Lage, die ich gerne mit euch teilen möchte. Wer möchtest du sein in den Zeiten einer Krise?

Sonstige Neuigkeiten:

– Die Auftritte und Lesungen sind erstmal bis Mitte Mai abgesagt worden. Der Slam in Kempten im April wird vermutlich in den November verlegt. Gekaufte Karten behalten ihre Gültigkeit. Mein nächster Auftritt wären dann die Stützen der Gesellschaft in der Lach und Schieß am 19. Mai. Mal schauen, ob das so stattfindet. Bis dahin schreibe ich, verrate aber noch nicht, was 🙂

– Ich habe meine Website ein bisschen umgestaltet, ein bisschen übersichtlicher gemacht, und vor allem einen Menüpunkt „Archiv“ erstellt. Und da ich jetzt viel Zeit habe, wird der sich ganz gut füllen die nächsten Wochen: mit Stockfotos, Textübersicht, Auftrittsarchiv etc. Für die Nerds unter euch.

– Wie immer nach allen anderen: habe ich jetzt auch einen Spotify-Account. Musik ist eines der wichtigsten Dinge in meinem Leben, und nachdem ich einige Zeit wenig gehört habe, entdecke ich gerade ganz viel Neues. Für euch habe ich dort einige Playlists erstellt: mit Liedern, die mich mein Leben lang begleitet haben; mit den Liedern, die ich backstage gehört habe, bevor ich damals Slam-Meister geworden bin (schön gedropt, das Thema, high five); und in den nächsten Wochen kommt da auch für jedes meiner bisherigen Bücher (high five) eine Playlist mit begleitender Musik. Wenn ihr mir folgt, kriegt ihr da dann jeweils eine Meldung von Spotify, wenn es soweit ist.

– Und besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen: Ich bin wieder bei Instagram. Ich habe gemerkt, dass ich – während all dem Hin und Her und der ganzen weirden aber auch schönen Phase, die bei mir seit Monaten abläuft – gerne Menschen in meinem (auch engen) Umfeld die Möglichkeit geben möchte, regelmäßiger als in diesem Newsletter etwas von mir mitzubekommen, wenn sie das möchten. Ich poste, wann es mir Spaß macht, und sehe es nicht mehr als „Ich muss ein Insta-Profil haben, sonst ist meine Bühnenkarriere vorbei, also content, content!“ an. Und plötzlich ist es okay.

Kunst, die mich seit dem letzten Newsletter bewegt hat:

– Meine Lesebühnenkollegin Sandra Hoffmann hat ein neues Buch geschrieben, das heißt: Das Leben spielt hier. Es ist die Art Jugendroman, die ich total gerne mag, weil sie eigentlich fast schon kein Jugendroman ist, weil sie auch das Innere Kind in Erwachsenen anspricht. So ein bisschen das, was John Green („Looking for Alaska“, „Paper Towns“) auch macht. Oder diese J.K. Rowling. Sandra schafft es, mit drei Figuren auszukommen, und eine sehr dichte, schöne und nahe Erzählung zu schaffen, die mich berührt und glücklich gemacht hat. Hanser Verlag, ISBN 3446264337

– Sex Education. Netflix. Kennt ihr eh. War ich spät dran (siehe Spotify). Aber das macht Spaß.

– Und wenn wir schon bei bereits älteren Kunstwerken sind und weil es gerade irgendwie passt: Hört euch mal wieder „Räumliche Distanz“ von Funny van Dannen an.

– In der Sparte Bildkunst empfehle ich in Zeiten der geschlossenen Ausstellungen: Kinderfotos anschauen!

– Und zuletzt: Tanz/Bewegung. Hört euch einmal (und wirklich nur einmal!) „There’s a Party“ von DJ Bobo an und tanzt dabei ausgelassen durch die Wohnung. Und dann teilt das Video davon auf Instagram. Ich bin gerne Multiplikator.

Was sonst noch wichtig ist:

Meine Lieblingsbuchhandlung leidet, wie alle anderen Buchhandlungen, wie alle anderen Kleinbetriebe, unter der Situation. Wenn ihr euch also euer nächstes Buch bestellt, tut das gerne nicht bei großen Händlern: support your local bookstore! Bücher verschicken dürfen sie nämlich noch, nur keinen Kundenverkehr haben. Also: Buchhandlung raussuchen, Mail schreiben, Buch bestellen, und das kommt mit Rechnung zu euch. Oder einfach gleich bei meiner lieben Autorenbuchhandlung machen (zum Beispiel Sandras Buch). Ihr könnt dabei gerne das Lied „The Bookstore Is Closed“ hören.

Special Treat des Monats:
(nur verfügbar für Menschen, die den Newsletter abonniert haben)

Ihr Lieben, macht euch eine schöne Zeit, soweit das geht. Ihr habt das eh sehr oft gehört alles: schaut aufeinander, bleibt gesund, kümmert euch um eure Mitmenschen, seid dankbar für all die Berufe, von denen jetzt die ganze Welt endlich mal vor Augen geführt bekommt, wie wichtig sie sind. Und grinst Leute an. Seid Leuchttürme.

Und weil ein Satz mir in den letzten Tagen nicht aus dem Kopf gegangen ist, nämlich: „Es ist halt trotzdem Frühling“, hier noch ein schönes Frühlingsgedicht von einem gewissen William Wordsworth:

„Written in March“

The cock is crowing,
The stream is flowing,
The small birds twitter,
The lake doth glitter,
The green field sleeps in the sun;
The oldest and youngest
Are at work with the strongest;
The cattle are grazing,
Their heads never raising;
There are forty feeding like one!

Like an army defeated
The snow hath retreated,
And now doth fare ill
On the top of the bare hill;
The Ploughboy is whooping–anon–anon:
There’s joy in the mountains;
There’s life in the fountains;
Small clouds are sailing,
Blue sky prevailing;
The rain is over and gone!

Bis bald, alles Liebe für euch und eure Menschen
Alex

Newsletter #4 – Liebe und Duloxetin

Juhu, endich wieder ein Newsletter!

Einen schönen Sonntag, ihr lieben Menschen in meiner Liste, die ihr ab und zu von mir lesen wollt. Mein Fenster ist offen, ich höre die Stimmen von Sonntagsspazierenden, und mir geht es sehr gut. Ich hoffe, euch auch 🙂

Als ich euch zuletzt geschrieben habe, war ich gerade auf dem Weg nach Rottweil, um dort mein Stadtschreiberstipendium anzutreten, das war Mitte September. Diese Phase war der Auftakt zu enormen Umwälzungen, die sich in mir und meinem Leben ereignet haben. Ich leide seit vielen Jahren immer wieder unter depressiven Episoden. Das ist nichts außergewöhnliches, aber dass darüber geredet wird, ist immer noch selten. Ich selbst habe die aktuelle lange Zeit unterschätzt, weil ich eine Freundin und einen Hund hatte, gut vom Schreiben und Auftreten leben konnte, und von 2011 bis 2014 schon unzählige Stunden der Psychoanalyse hinter mir hatte. Meine Therapeutin sagte damals: Das ist nie ganz „geheilt“, das kann immer mal wieder stärker werden. Es wurde zuletzt so stark, dass ich monatelang keinen Spaß mehr an Auftritten hatte, mir ständig Sorgen und meiner Freundin und mir einen dermaßenen Druck gemacht habe, dass sie nicht mehr mit mir weitermachen wollte.

Aber Alex, sagt ihr jetzt, die Einleitung war doch voll positiv, und du hast was von guten Umwälzungen geschrieben. Das stimmt. In meiner Zeit in Rottweil habe ich viel meditiert, Yoga gemacht, bin spazierengegangen. Alles, was mir vorher auch schon geholfen hat, nur konzentrierter, weil kein finanzieller Druck da war. Dazu kam nach Monaten der Wartezeit ein Therapieplatz. Ich habe für mich beschlossen, wieder mit dem Herz durch die Welt zu gehen statt nur mit dem Kopf, offen und verletzlich zu sein. – Zwei Wochen später war die Beziehung zu Ende, und der Dezember war schwer. Es überlagerten sich Depression und Liebeskummer und Stipendium und Wohnsituation, und warum ich das teile ist eine simple Erkenntnis: Ich bin nicht allein. Menschen sind da. Sie boten mir ihr ihr Zuhause an, unzählige Stunden des Telefonierens, jede Hilfe, die ich mir wünschen konnte. Als es Mitte Dezember nicht mehr ging, war von Wartezeit keine Rede mehr, und ich hatte, wieder in München, sofort Profis an meiner Seite, die dafür sorgten, dass ich nicht komplett durchdrehte. Und das ist wichtig: Depressionen und akute Lebenskrisen sind so verbreitet, und viele trauen sich nicht, sich Hilfe zu suchen. Die Hürden für einen Therapieplatz können sehr hoch wirken, und da wir ja alle permanent funktionieren müssen, trauen wir uns nicht, unseren Freund*innen zu erzählen, wenn es wirklich schlimm ist. Die haben ja selbst so viel Stress, sagen wir uns, und besprechen alles mit uns selbst. Solltet ihr jemals in eine Situation kommen, in der ihr das Gefühl habt, das alleine nicht mehr schaffen zu können: Holt euch Hilfe. Vertraut euch euren Mitmenschen an, und ruft einen Krisendienst an. Das System in Deutschland ist nicht ideal, aber die Menschen in ihm versuchen alles, um euch zu helfen. In München ganz konkret: die Arche e.V. Ich habe angerufen, hatte am selben Abend einen Termin mit einer Psychologin und den Namen einer Psychiaterin für den nächsten Morgen.

Kurzer Witz, damit es nicht zu schwer wird: Was ist grün und fliegt durch den Weltraum?

Ein Salatellit.

Ich stand im Bad eines Freundes und dachte: Klar, ich habe voll Liebeskummer, aber ich nehme doch jetzt keine Antidepressiva. Ich hatte Angst vor der Liste mit den Nebenwirkungen, dass sie mich stumpf machen. So schlimm geht es mir nicht, dachte ich, dass ich anfange, Tabletten zu nehmen. Es stellte sich heraus: doch. Es ist keine hohe Dosierung, aber sie helfen mir, einen Nährboden zu schaffen für alles, was ich so vorhatte: Verarbeiten, Trauern, das schöne neu Gefundene weiterentwickeln, wieder wo anzukommen, loszulassen. Ich habe nie ein Problem damit gehabt, Menschen zu sagen, dass ich Depressionen hatte (habe), ich bin so interessiert an der Psyche, ich weiß, dass niemand etwas dafür kann, dass er oder sie psychische Probleme hat, und trotzdem hatte ich immer diese Stimme im Kopf, die sagte: Ach was, du hattest doch ne Therapie, warum noch eine? Ach komm, Medikamente? Alter, jetzt stell dich nicht so an! Ich finde es beängstigend, wie stark selbst in mir psychische Erkrankungen stigmatisiert sind, wie ich mich geschämt habe, dass ich es alleine nicht mehr geschafft habe. Alle anderen machen einfach weiter, dachte ich, holen sich den nächsten Partner, machen ihren Job, schauen Netflix. Warum kriegst du es nicht hin? So denke ich nicht mehr, aber vor allem deshalb, weil ich anerkannt habe, wer ich bin und wer nicht, was ich schaffe und was nicht, und mir Hilfe geholt habe, als ich sie brauchte. Und genau das nicht mehr als Schwäche angesehen habe. Außerdem habe ich mir sagen lassen, dass es viele andere auch nicht „hinkriegen“. Sie haben nur Angst davor, was passiert, wenn sie wirklich hinschauen. Und das verstehe ich. Es ist beängstigend, traurig, hart. Aber es lohnt sich: Ich habe mich – und das schreibe ich knappe drei Monate nach einer aus unterschiedlichen Gründen wirklich, wirklich traurigen Trennung – in meinem Leben noch nie so gut gefühlt wie gerade. Ich war noch nie so im Einklang mit dem, wer ich bin. Die Entscheidung, Liebe und Vertrauen zu wählen, nachdem mein Kopf zwanzig Jahre lang gesagt hat: du musst Angst haben, alles geht irgendwann kaputt, misstraue, mach dir Sorgen um deine Zukunft, du bist wertlos, du bist unattraktiv, diese Entscheidung ist befreiender als alles, was ich mir hätte vorstellen können. Selbstliebe, Leute. Nicht Eitelkeit, klar. Wirkliche, ehrliche Selbstliebe, ein sich selbst Annehmen wie man ist – es ist der Wahnsinn. Ich hoffe, ihr wisst das eh schon <3

Zusammenfassend: Ich lebe wieder in München, habe Lust auf die Auftritte der nächste Wochen, meditiere, lese, mache Yoga, ein Coaching, Therapie, weine, lache und habe erstmals seit ich mich erinnern kann keine Angst vor der Zukunft. Es geht sich alles aus. Und jeder Mensch ist vollkommen. Nicht perfekt. Aber vollkommen. Dir fehlt nichts. Du bist nicht falsch. Ceterum censeo Carthaginem esse delendam.

Das waren schon viele News, aber jetzt vielleicht einige andere:

– Mein aktuelles Buch „Was ich ihr nicht schreibe“ gibt es mittlerweile auch als Hörbuch, komplett eingelesen von mir. Angeblich habe ich eine schöne Stimme. Hört es euch an!

– Ich würde gerne in den nächsten Wochen und Monaten einige Wohnzimmerlesungen machen. Ich habe damit in Rottweil angefangen, und es hat so viel Spaß gemacht, und war so viel näher und persönlicher, als auf einer großen Bühne zu stehen. Und es passt viel besser zu meinem aktuellen Buch. Wie sieht das Ganze aus? Ihr habt ein Wohnzimmer, in das 20-50 Menschen passen, ladet 20-50 Menschen ein, ich lese eine gute Stunde aus dem Buch, und dann reden wir über die Texte oder das Leben oder worüber wir reden wollen. Ich habe eine BahnCard100 und brauche maximal ein Sofa irgendwo. Wir lassen einen Hut rumgehen, ansonsten brauche ich nichts. Warum ich das mache? Es gibt Auftritte, die mir mein Einkommen bescheren, und es gibt Auftritte, die ich machen möchte. Und ich möchte euch gerne kennenlernen, die Menschen, die euch wichtig sind. Ich habe festgestellt, wie viel mehr Spaß mir eine persönliche Lesung macht als ein Kabarett-Solo vor einem dunklen Raum zu spielen. Ich werde nie derjenige sein, der die O2-World ausverkauft, weil er so geil lustig ist. Ich bin derjenige, der versucht, im kleinen die Menschen zu berühren und mit einer halbwegs sinnvollen Message und Haltung durchs Leben zu gehen. Da fühle ich mich wohl, und das möchte ich mit euch teilen. Ich kann natürlich nicht versprechen, dass ich alle Einladungen annehmen kann, aber das soll euch nie davon abhalten, zu fragen. Je München, desto besser. Ich freue mich!

– Meinem Hund Ibsen, weil viele von euch gefragt haben, geht es hervorragend. Er ist seit einem knappen Jahr bei seinen neuen Menschen, und fühlt sich dort extrem wohl. Es tut ihm gut, nicht mehr alle zwei Wochen zwischen mir und Hundesittern zu pendeln, weil ich dauernd weg bin. Er ist ausgeglichen, und immer, wenn ich mit ihm spazieren bin, denke ich, was für eine gute Entscheidung das war, ihm diesen neuen Ort zu schaffen. Ich bin oft traurig, dass ich ihn nach neun Jahren weggegeben habe, aber es war die richtige Entscheidung für ihn, und das ist mehr Wert als mein Ego, das mir deshalb ein schlechtes Gewissen machen möchte. Trotzdem schreibe ich noch „mein Hund Ibsen“ <3

Kunst, die ich in den letzten Monaten bemerkenswert fand:

– Die Biografie von Trevor Noah, einem Late-Night-Host, fand ich stark. Sie heißt „Born a Crime“ und handelt von seinem Aufwachsen in Südafrika. Wahnsinnig authentisch und informativ, klare Empfehlung.

– Emily Pine hat „Notes to Self“ geschrieben, eine Sammlung von fünf oder sechs persönlichen Essays (meine Ausgabe ist noch in einer Kiste). Besonders eindrücklich ist die Geschichte, in der sie und ihr Partner versuchen, ein Kind zu bekommen. Was es mit ihr macht, als das nicht klappt. Welche Gefühle sie gegenüber ihrer Schwester entwickelt, die wieder schwanger ist. In welche Richtung die Vorwürfe gehen und wie sie schließlich irgendwo ankommt, wo sie alles halbwegs akzeptieren kann. Ich mag einfach diesen persönlichen Essaystil sehr gerne, was ihr an meinem neuen Buch vielleicht schon gemerkt habt.

– „My Absolute Darling“ von Gabriel Tallent lese ich gerade und bin sehr bewegt. Auf Englisch hatte ich die ersten Seiten noch Probleme mit dem krassen Wortschatz, aber habe mich daran gewöhnt. Das Buch handelt von einer 14-Jährigen, die in Nordkalifornien mit ihrem Vater aufwächst, der sie psychischer und teilweise auch physischer Gewalt aussetzt. Es ist so eindringlich aus der Perspektive des Mädchens geschrieben, ihre Gedanken zu ihrer Situation sind wahnsinnig fein herausgearbeitet: Das sich selbst Schuld geben, der Widerstand, die Verbundenheit zu ihrem Vater. Ich habe immer noch nicht herausgefunden, wo das Buch endet, weil alles von ihr gleichzeitig als normal und aushaltbar und als schrecklich beschrieben wird. Extrem einfühlend erzählt.

– „Paris, Texas“ kennt ihr vermutlich, ein Film von Wim Wenders. Ich habe in Rottweil viel nachgeholt an klassischen Filmen, die ich nie gesehen habe. „Casablanca“, „La dolce vita“, „Ein Fisch namens Wanda“, „Chinatown“!!, und eben „Paris, Texas“. Ich mag es, wenn ich vorher nicht weiß, was mich erwartet, und dann weggeflasht werde von der Bildgewalt und der Sprache eines Films. Ich möchte gar nicht viel verraten, aber diese lange Dialog- und die Schlussszene – Alter! Anschauen!

– Eine Freundin hat mir zu Neujahr das Versprechen abgenommen, dass ich nicht den ganzen Tag an mir arbeite und meditiere und meine Persönlichkeit entwickle, sondern auch mal Netflix schaue. Das habe ich bisher so gut wie nie gemacht, aber ja, leider geil. Meine erste Serie war „Atypical“, die Coming-of-Age-Geschichte von Sam, einem autistischen 18-Jährigen. Toll geschrieben, cooler Plot über mittlerweile drei Staffeln, und wirklich liebevoll. „The essence of anyone is the one thing that stays true about them in any situation.“ Word. So ungefähr würde ich eine Serie schreiben wollen, wenn ich eine Serie schreiben könnte.

Auftritte in den nächsten Wochen:

– Morgen Abend: Best of Poetry Slam in Hamburg, Ernst Deutsch-Theater. Der erste Slam mit Simultanübersetzung für Gehörlose. Ich habe meine Texte („bitte keine Wortspiele“) im Voraus geschickt und freue mich, live mit Gebärdendolmetscherin aufzutreten. Das wird bestimmt eine tolle Erfahrung. Der Slam ist ausverkauft, aber falls du zufällig in Hamburg wohnst und kommen möchtest, schreib mir – vielleicht kriege ich noch eine Gästekarte organisiert!

– Kommenden Mittwoch, am 29.01., sind wir mit den „Stützen der Gesellschaft“ in der Lach und Schieß. Es gibt noch einige Karten, und ich freu mich, wenn wir uns bei meiner Lieblingslesebühne sehen. Und so oft werde ich den König-Ludwig-Text in München nicht mehr live machen 😉 (Nächster Termin: 03.03.)

– Falls ihr kommende Woche nicht könnt, dann vielleicht nächste? 05.02., Stützen der Gesellschaft in der Monacensia. Das Archiv der Münchner Schriftsteller*innen bietet uns fortan zwei Mal pro Jahr einen Raum für ein Gastspiel. Und die Kooperation macht Sinn: Wir stellen in eh in jeder Show Münchner Künstler*innen vor, warum also nicht dort, wo ihr Andenken aufbewahrt und hochgehalten wird? In jeder Show werden wir einen runden Geburtstag oder Todestag begehen, in dem wir extra einen neuen Text schreiben – in diesem Fall beschäftigt sich der tolle Frank Klötgen mit Annette Kolb. Es wird alles salonmäßiger bei uns dieses Jahr, darauf freue ich mich. (Nächster Termin: 01.07.)

– Am 07.03. findet in Lindenberg der nächste Slam statt, nur dass es kein Slam ist, sondern eine Show. Katrin Freiburghaus kommt und liest und singt (auch ein oder zwei Lieder mit mir!), Marius Loy und Nik Salsflausen kommen und lesen und singen (sie haben eine Band, mit Geige!). Plus Nuria Glasauer, eine junge Poetin, die am Literaturinstitut Leipzig studiert und jetzt schon besser ist als ich, dabei war sie mal meine Workshopschülerin. Das wird eine tolle Runde!

– Im März bin nich bei der Buchmesse in Leipzig, mit einer Lesung auf der Leseinsel der unabhängigen Verlage. Außerdem bin ich beim Gipfeltreffen G3 und beim Buchmessenslam, jeweils im Schauspielhaus, dabei.

Weitere Termine gibt es auf meiner Website.

Was sonst noch wichtig ist:

Ich habe in München gerade ein schönes Zimmer in einer fantastischen Wohnung. Es ist der perfekte Ort, um wieder in München anzukommen. Allerdings geht das nur bis maximal Ende Mai. Wenn ihr also, liebe Münchnerinnen und Münchner, von einer Wohnung hört, die irgendwann im Laufe des Frühjahrs frei wird: Lasst es mich bitte wissen. 2-3 Zimmer, maximal 1.200 mit allem (schönen Gruß an alle, die nicht in München suchen müssen), innerhalb des mittleren Rings. Altbau, Stuck, Balkon, Badewanne und Baum vor dem Fenster sind fakultativ.
Solltet ihr mir wo anders hinlocken wollen, könnt ihr euer Glück auch gerne versuchen. Ich bin zum Beispiel auch sehr offen für Häuser in den schwedischen Schären, falls ihr gerade eins günstig abzugeben habt.

Specal Treat des Monats:
(nur verfügbar für Menschen, die den Newsletter abonniert haben)

Ich hoffe sehr, dass euch diese Nachricht nicht erschlagen hat. Ich habe für mich festgestellt, dass es nicht meine Aufgabe ist, die Welt im Alleingang zu retten, indem ich verpackungsfrei einkaufe. Das tue ich, wo es geht, aber wenn es nicht geht, geht es nicht, ohne dass ich zusammenbreche. Ich glaube, wo ich die Welt ein bisschen besser machen kann, ist vor allem in meiner Kunst. Dass ich gut bin, authentisch, persönlich. Dass ich die Menschen mit Storys über mich abhole und versuche, mit diesen Geschichten etwas in ihnen zu bewegen, das sie in diesem Moment gerade bereit sind zu bewegen. Deshalb die Hauslesungen, deshalb der Stil des neuen Buchs und deshalb auch die Art, den Newsletter zu schreiben. Ich verstehe, wenn das für den einen oder die andere vielleicht nicht das ist, was ihr euch vorgestellt habt, als ihr ihn abonniert habt. In dem Fall schreibt mir einfach, dann nehme ich euch wieder raus. No hard feelings whatsoever <3

Ihr Lieben, habt einen schönen Sonntag und einen guten Start in die Woche. Schreibt mir, wenn ihr euch danach fühlt, ladet mich ein, lest und hört mein Zeug an. Lasst die Kunst (nicht nur meine) euch bewegen, vertraut euch und wählt jeden Tag wieder die Liebe, denn sie ist viel schöner als die Angst.

Nur das beste für euch!
Alex