Isartalabschweifung

Hinter mir Bäume, vor mir der Wald
über mir Himmel, unter mir Holz
darunter Wasser, frühlingshaft kalt
neben mir Jakob, Blick voller Stolz

Hinter mir Berge, vor mir der Fluss
über mir Krähen, unter mir schwankt’s
darunter fließt es, Jakob, ich muss
ganz kurz mal sitzen, Jakob, mir langt’s

Sitz auf den Balken, halte mich fest
So viele Kurven noch bis zum Ziel
Jakob, ich sag dir, du machst den Rest
Die letzte Klause war mir zu viel

Den Flößerhaken fest in der Hand
lenkt Jakob an den Steinen vorbei
Steht dabei vorne, direkt am Rand
Heiliger Nepomuk stehe ihm bei

Nun lernst auch du es, sagt‘ er beim Bier
Wenn der Fluss hoch steht geht es ganz leicht
Morgen, sprach Jakob, kommst du mit mir
weil dir zur Ehre Flößen gereicht

Kurz hinter Wallgau fuhren wir ab
Kurz hinter Tölz dann musste ich speibn
In Wolfratshausen machte ich schlapp
Seitdem macht Jakob, ich lass mich treib’n

Jakob, bis München, sag mir: wie lang?
Grad erst in Icking, ja geh verreck
Hilft ja nichts, Jakob, gib mir die Stang‘
Plötzlich ist alle Übelkeit weg

Rennen und stoßen, ziehen und steh’n
Nach fünf Minuten merk ich den Schweiß
Mut der Verzweiflung, muss halt jetzt geh’n
Wasser spritzt und die Sonne brennt heiß

So wurd‘ ich Flößer, bin es noch jetzt
Jakob, ich dank dir für die Geduld
Hast stets die wilde Isar geschätzt
Jakob, ich stehe in deiner Schuld

Kraftlos nach Stunden der Jungfernfahrt
Kommt dann die Lände endlich in Sicht
Ich juble lautstark, Jakob bleibt hart
Er war ein Flößer – ich war’s noch nicht