Newsletter #16 – Das Alphabet rückwärts aufsagen

Hallo in die Newsletterrunde.

Hoffentlich findet dich diese Nachricht gesund und ein bisschen zufrieden, ich bin gerade beides, denn die Sonne scheint (zumindest schien sie, als ich heute Mittag losgeschrieben habe), die Waschmaschine läuft, was mich immer sehr beruhigt (zumindest lief sie, als ich heute Mittag losgeschrieben habe), und ich bin dankbar, dass sich weiterhin Hunderte Menschen regelmäßig über Post von mir freuen. Es gab eine Zeit, da hatte ich gefühlt so viele Auftritte im Jahr, wie hier Menschen mitlesen, und auch damals konnte ich oft nicht fassen, wie vielen Leuten ich meine Texte präsentieren durfte. Insert Namasté-Emoji here.

Ich freue mich auch immer über Antworten von dir, und besonders freue ich mich, wenn ich Menschen nach langer Zeit wiedersehe und erfahre, dass sie meine wahnsinnig unregelmäßigen Nachrichten tatsächlich lesen. So geschehen Anfang August bei der Hochzeit einer Freundin, als die Brautmutter im Gespräch entrüstet fragte, ob ich jetzt ernsthaft verheiratet sei, ich hätte gerade „meine Frau“ gesagt, und davon hätte sie ja im Newsletter nichts gelesen. Solche News webe ich oft eher in meine Alltagsgespräche ein, als sie im Internet zu verkünden.

Nun ja, jedenfalls: Ich habe geheiratet. Und Eltern werden wir auch. Aber das Eine nicht wegen des Anderen. Und das Andere nicht wegen des Einen. Beides einfach so. Weil es schön ist.

Warum ich all das erzähle: Meine Frau arbeitet sehr gerne, ist fantastisch in ihrem Job, und möchte ihre Assistenzzeit in der Klinik recht bald fertig haben – und ich möchte ihr das ermöglichen, weil ich mich in der Rolle als supporting act immer schon wohl gefühlt habe, und mir momentan noch nichts Schöneres vorstellen kann, als mit dem Kind zu Hause zu sein, ihm meine neu gewonnenen Montessori-Pädagogik-Erkenntnisse aufzuzwingen und wie einst mit dem Hund nun mit dem Kind durchs Viertel und die Natur zu streifen.

Warum ich all das erzähle: Weil wir uns Fragen gestellt haben. Was definieren wir als Arbeit? Warum schreiben wir dem einen so viel (finanziellen) Wert zu und dem anderen so wenig? Was macht das mit den Menschen? Warum hat die Politik keinen Bock auf eine Kindergrundsicherung, die diesen Namen verdient, ein bedingungsloses Grundeinkommen und ansatzweise entspannte Bürger:innen?

An dieser Stelle fange ich an, das Alphabet rückwärts aufzusagen, das hat meine Frau mir empfohlen, für wenn ich ins Ranten komme. Z-Y-X, dann muss ich mich nämlich darauf konzentrieren und komme schneller aus den Gedankenspiralen raus. W-V-U.

Reicht es mir, nur Papa zu sein? Warum schreibe ich da „nur“? Wer überweist mir Geld fürs Wohnung sauber halten, an meinen Triggern arbeiten, Umzug wuppen, Pädagogik-Weiterbilden, Roman schreiben und verlässlicher Partner sein? Meine Frau hat mehrfach angeboten, mir einen Ausgleich zu zahlen, weil sie es fair findet, dass ich an ihrem Gehalt beteiligt bin, wenn ich ihr mit meinen Lebensentscheidungen ihre Lebensentscheidungen mit ermögliche. Aber ich will kein Geld von ihr, ich will ein bedingungsloses GrunT-S-R-Q-P.

Wie überbrücken wir finanziell die Zeit, in der sie zu Hause ist? Warum ist als Selbstständiger mein Elterngeld so niedrig? Wie viele Aufträge hätte ich 2019 (die Corona-Jahre darf ich rausnehmen) noch annehmen sollen? Waren die weit über 150 nicht genug? War ich von den Bühnenjahren davor nicht eh schon über meinem O-N-M-Limit? Lohnt sich mein J-ob I-berhaupt?

Wenn das mit dem Alphabet nicht hilft, soll ich ganz oft 27 von 999 abziehen. Warum lädt mich kaum noch jemand zu Auftritten ein? (Diese Frage ist einfach zu beantworten: Ich präsentiere mich nicht als Künstler auf Social Media, 972, 945, 918!!!, und habe nach Corona zu wenigen Bescheid gesagt, dass ich noch auftrete.) Wie viel will ich überhaupt noch auftreten? Warum vermisse ich es nicht mehr, auf der Bühne zu stehen? Bin ich überhaupt noch ein Künstler?

Woraus ziehe ich meine Anerkennung? Einem Kinderlächeln? Lob von Kolleg:innen? Oder doch Geld? Wie fühlen sich Menschen, die wenig oder kein Geld für das bekommen, was sie leisten? Warum bleibt Care-Arbeit immer noch so, so viel öfter bei weiblich gelesenen Menschen hängen? Warum entsteht ihnen so ein Nachteil daraus, dass sie ein Leben auf die Welt bringen? 891, 864, 837. Wenn ich noch ein paar Fragen stelle, komme ich irgendwann bei meinem Elterngeldsatz an. Dauert aber noch.

Wie viel Zeit wollen wir für die reine Erwerbstätigkeit über ein Leben hinweg reservieren – und wie viel Zeit für Bildung, Pflege und Kinder? Wollen wir eine Gesellschaft weiterführen, in der es zu allererst um den Statuserhalt geht? Oder wollen wir eine Gesellschaft, die einen Lohn für Kinder, Pflege, Bildung bezahlt – der allen gleichermaßen gezahlt wird?

Hier meine nächsten Jobs, die mittelviel Kohle bringen:

– 02.10. München – DIE STÜTZEN DER GESELLSCHAFT (Zum ersten Mal seit fast vier Jahren spielen wir wieder mit voller Kapelle im Fraunhofer Theater. Meine Vorfreude ist größer als meine Gage. Karten kriegst du auf der Website des Fraunhofer.)
– 03.10. Lindenberg – DIE STÜTZEN DER GESELLSCHAFT (Krass, erst jahrelang gar nicht, dann direkt zwei Abende hintereinander. Wie ich mich auf Fee, Sven und Frank freue!)
– 13.10. Mettmann – Poetry Slam im Weltspiegel Kino
– 07.11. Kempten – AÜW kultSLAM in der kultBOX (Moderation, mit tollem Line-Up!)
– 01.12. Düsseldorf – Zwischenruf U20-Slam im zakk (Moderation)
2024 schon mal, wer weiß, wann der nächste Newsletter kommt 🙂
– 02.02. Köln – Rock’n’Read Lesebühne im Klüngelpütz
– 01.03. Wendelstein – Soloshow im casa de la trova
– 04.06. Düsseldorf – Abend mit Goldrand Lesebühne im zakk
– 07.11. Düsseldorf – Abend mit Goldrand Lesebühne im zakk (davor kommt noch ein Newsletter, versprochen!)

Bücher und Musik, die mir zuletzt Freude gemacht haben:

– „Endzeitalter“ von Tonio Schachinger. Meine Güte, zweiter Roman, zum zweiten Mal für den Buchpreis nominiert, und das zurecht. Gegenwartsliteratur nahe an der Perfektion.

– „Silent Spring“ von Rachel Carson. Zugegeben, das hat mir weniger Freude als Schmerz bereitet, aber es ist das Standardwerk über Umweltverschmutzung durch Insektizide und andere Gifte. Erschienen 1962, hochaktuell, aber zum Glück nicht mehr zu 100% – denn dieses Buch hat politisch so viel verändert wie wenige andere. Krasse Horizonterweiterung.

– „Morgen, morgen und wieder morgen“ von Gabrielle Zevin. Einfach nur großartig. 10/10.

– Musik: Mina Richman habe ich auf einem der vielen Open Air Konzerte in Düsseldorf dieses Jahr gesehen, und das Lied „Jaywalker“ seitdem so oft gehört, wie ich 2019 Auftritte hatte. „Veränderet“ von Fai Baba und „Middle Earth“ von Ceschi laufen gerade viel. Von „Nun flog Dr. Bert Rabe“ mag ich nicht nur den Bandnamen, und „What Was I Made For?“ von Billie Eilish muss ich gerade vermutlich niemandem empfehlen.

– Newsletter: Treibhauspost. Alle zwei Wochen eine sinnvolle Mail zum Thema Klimakrise. 810, 783. „Konstruktiver Klima-Journalismus“ mit Quellenangaben, Lösungsideen und Schande, wem Schande gebührt (Zugriff am 24.09.2023).

– Die Fragen im letzten Absatz habe ich von der Soziologin Jutta Allmendinger abgeschrieben. Ihr lesenswertes Interview zum Thema Arbeitszeitmodelle findest du auf der Seite der Bundeszentrale für politische Bildung (Zugriff am 24.09.2023).

Special Treat des Monats:
(nur verfügbar für Menschen, die den Newsletter abonniert haben)

Im Oktober wollen meine Frau und ich wieder beim Inktober mitmachen, da gibt es jeden Tag ein Schlagwort, zu dem man ein Bild malen muss, das man dann mit dem #inktober2023 auf Instagram postet. Weil ich nicht so gut malen kann wie sie, schreibe ich jeden Tag ein kleines Gedicht wie das oben, manchmal auch umfangreicher. Wenn du das verfolgen willst, kannst du mir auf Instagram folgen, @alex.burkhard.literatur, da verlinke oder teile ich dann auch ihre Bilder.

Oder du schaust ab und zu auf meine Website, oder du wartest auf den nächsten Newsletter, den ich wahrscheinlich als Papa schreibe. Mensch, bin ich da gespannt drauf. Und spätestens dann werde ich mir hoffentlich keine Gedanken mehr darüber machen, was meine Arbeit Wert ist. Klar, man muss irgendwie durchkommen. Aber irgendwie durchgekommen bin ich immer. Und währenddessen mag ich einfach nur Liebe geben, meiner Frau, meinem Kind, und den Menschen, denen ich begegne.

Ganz herzliche Grüße und bis bald, im Newsletter oder in live!

Dein Alex

Newsletter #15 – Nicht die Fassungen verlieren

Liebe Lesende,

gerade habe ich den zweiten Teil der zweiten Fassung meines Romanmanuskripts fertig gestellt. Ich dachte, das ist ein guter Zeitpunkt, um mich mal wieder bei dir zu melden. Ich hoffe, es geht dir gut in dieser Frühsommerhitze. Als ich Mitte Mai am Rhein saß und es zum ersten Mal in diesem Jahr nicht regnete, habe ich beschlossen, mich in den nächsten Monaten nicht über Sonne zu beschweren, was ich hiermit durchhalte. Mit geschlossenen Rollos und Fenstern. Und viel Eis.

Drei Monate vorher habe ich beschlossen, das Romanprojekt dieses Jahr abzuschließen. Ungefähr zur selben Zeit hat meine Frau beschlossen, dass sie ab nächstem Jahr nichts mehr von dem Buch hören will, es sei denn, es geht konkret um eine Veröffentlichung. Das eine hatte mit dem anderen natürlich gar nichts zu tun. Sie hatte jedoch Recht: Die früheste Datierung des Stoffs stammt aus 2014. 2015 und 2016 habe ich zwei Fassungen geschrieben, die mit „unbedarfter Versuch“ freundlich umschrieben sind, dann lag alles ein paar Jahre rum, Anfang 2020 habe ich es als Drehbuch wieder aufgegriffen, dann als Projekt für die Bayerische Akademie des Schreibens. Von dem, was ich dort eingereicht habe, sind nur noch wenige Szenen vorhanden, der Stoff hat sich noch mal komplett gedreht, die Figuren begannen, mir zu erzählen, was da eigentlich los war mit ihnen und mir, ich musste diverse Sachen in meinem eigenen Leben anschauen und lösen, letzten Sommer schrieb ich die neue erste Fassung, dann lag alles wieder, und nun, schließlich, seit dem Frühling, schreibe ich konstant und gut und so, dass ich richtig glücklich bin damit. Nicht nur mit dem Manuskript, sondern damit, dass ich schreibe. Von 2014 ist nur der Nachname der Hauptfigur geblieben und die Tatsache, dass sie zwischendurch in einem Bio-Supermarkt arbeitet. We have come a long way.

Anfang letzter Woche habe ich ChatGPT dann ein Exposé schreiben lassen, das meine Frau besser fand als das, was ich aufgesetzt hatte. Wir trafen uns irgendwo in der Mitte, und seitdem haben einige Agenturen E-Mails erhalten, und jetzt warte ich mal, ob etwas zurück kommt die nächste Zeit. Parallel dazu schreibe ich den dritten Teil fertig, so dass ich dieses Jahr auf jeden Fall ein komplettes Manuskript habe, und falls keine Agentur und kein Verlag findet, dass es gut ist, kann ich es trotzdem stolz und überzeugt gehen lassen, weil es mich dermaßen hat wachsen lassen als Künstler, dass ich richtig Bock habe, weiterzumachen.

Apropos weitermachen.


Newsletternews:

– Die Stützen der Gesellschaft sind zurück! Es ist eigentlich kaum zu fassen, aber Fee, Frank Klötgen, Sven Kemmler und ich haben gemeinsame Termine gefunden und werden endlich, ENDLICH mal wieder zusammen auf der Bühne stehen. Ich habe die Abende mit den Dreien mehr vermisst, als ich – heute noch ohne Eis – ausdrücken kann. Am 02.10. spielen wir im Fraunhofer Theater in München, am 03.10. im Kulturboden in Lindenberg. Mark the dates, bring your friends!

– In Düsseldorf ist der „Abend mit Goldrand“ zu meinem Lesebühnentermin geworden. Im November mit Bernard Hoffmeister, Aylin Celik und, nun ja, Frank Klötgen geründet, konnten wir unsere Besuchendenzahl innerhalb einer Ausgabe von 15 auf 80 steigern und rechnen zur nächsten Veranstaltung entsprechend damit, dass wir in die große Halle des zakk ausweichen müssen. Einer unserer Beiträge muss literarischen Düsseldorf-Bezug haben, bei der letzten Show habe ich einen Text über Rose Ausländer gelesen, nach dem es ganz still war. Nächste Ausgabe am 27.06. im zakk.

– Vorher, nämlich schon dieses Wochenende werde ich zusammen mit Pierre Jarawan mal wieder eine Stadt, Land, Fluss-Show spielen (shout out an alle, die uns noch in München erlebt haben!). Die ist aber leider nicht öffentlich und findet sozusagen in internationalen Gewässern statt, nämlich auf einem Schiff auf dem Rhein zwischen Nijmegen und Köln. Wollte ich trotzdem teilen.

– Ich bin eingeknickt und wieder auf Instagram zu finden. Ich habe diesen Newsletter begonnen, weil ich Social Media oft nicht aushalte, aber ich habe zu wenig davon mitbekommen, was meine befreundeten Künstler:innen so taten. Deshalb die Rückkehr. @alex.burkhard.literatur, if you’re interested.


Die nächsten Auftritte in der Übersicht:

18.06. • Bonn • Pantheon • Poetry Slam
26.06. • Düsseldorf • Stadtstrand Tonhallenufer • Poetry Lounge (Open Air)
27.06. • Düsseldorf • zakk • Abend mit Goldrand
02.10. • München • Fraunhofer TheaterDie Stützen der Gesellschaft
03.10. • Lindenberg i. Allgäu • KulturfabrikDie Stützen der Gesellschaft
07.11. • Kempten (Allgäu) • kultBOXAÜW kultSlam (Moderation)
… und 2024 dann ganz viele Lesungen mit dem neuen Buch, hihi!


Bücher, die mich in letzter Zeit begeistert haben:

– „A Psalm for the Wild-Built“ von Becky Chambers. Tee-Mönch trifft auf Roboter, der nach Jahrhunderten der Trennung herausfinden möchte, was die Menschen brauchen. Meine Frau sneakt seit Jahren immer wieder Fantasy in meinen Bücherstapel, und die Monk-and-Robot-Reihe von Chambers gefällt mir wirklich sehr. „Cozy Fantasy“ nennt meine Frau das, was ich mag, und das ist okay. Eines von drei (!) Büchern in meiner Excel-Tabelle der gelesenen Bücher (denn natürlich habe ich so was, ich Cozy-Fantasy-Leser), die eine glatte 10 bekommen haben. Einfach, weil ich mich von vorne bis hinten so sauwohl und glücklich gefühlt habe beim Lesen. Sibling Dex, die Hauptfigur, ist darüber hinaus ein toll gelungenes Beispiel für genderneutrales Erzählen im Englischen.

– Das nächste 10-er Buch gleich hinterher: „A Swim in a Pond in the Rain“ von George Saunders. Saunders‘ Schreibseminar über russische Kurzgeschichten und deren Verfasser in Buchform und gleichzeitig das beste, was ich jemals zum Thema Texte schreiben gelesen habe. Danach wollte ich nichts anderes mehr tun. (Auch gut, aber keine 10, war Stephen Kings „On Writing“, da ging es natürlich mehr um lange Textformen und Schreibroutinen und so. Sowie Terezia Moras „Nicht sterben“, wo ich viel darüber gelernt habe, wie Persönliches in die Literatur kommt, ohne dass man direkt autobiografisch schreibt.)

– Grit Krüger: „Tunnel“. Grit ist die erste aus unserem Jahrgang der Bayerischen Akademie des Schreibens, die ihr Projekt veröffentlicht hat. Grits Debüt ist im März im Kanon Verlag erschienen und ich mag es sehr. Natürlich auch deshalb, weil ich es seit zwei Jahren begleiten durfte, aber auch deshalb, weil ihre Sprache besonders ist und ihre Themen nah.

– Weitere Buchhighlights aus meinem Frühjahr: Maeve Higgins: „Maeve in America, e. lockhart: „we were liars“, Frances Hardinge: „Fly by Night“, Marieke Lucas Rijneveld: „The Discomfort of Evening“, Martin McDonagh: „The Pillowman“ (!), Paul Valéry: „Ich grase meine Gehirnwiese ab“, Francoise Sagan: „Chamade“ und good old B. Traven, dessen Titel immer billige Kitsch-Literatur und leere Abenteuerromane erwarten lassen, dessen Inhalte aber mit die sozialistischsten und solidarischsten sind, die ich – vor allem aus den 1920ern und 1930ern – kenne


Special Treat des Monats:
(nur verfügbar für Menschen, die den Newsletter abonniert haben)


Ich habe noch eine halbe Stunde Schreibzeit, bis der Timer abläuft und mein Tagesplan „Wohnung“ sagt und dann „Mittagessen“. Ich habe gemerkt, dass das Alltag bestreiten bei mir gut funktioniert, wenn ich mir morgens minutengenau aufschreibe, wann ich was mache. Keine To-do-Liste, sondern eine When-to-do-what-Liste. Erstere lähmt mich, weil ich so viel zu tun habe. Letztere befreit mich, weil ich genug getan habe. Weil alles Platz hat. Heute steht auch „Pause“ an und „Softball spielen“ und vor allem „Eis essen“, aber eben auch „schreiben“ und „Wohnung“. Alles gehört dazu, und ich habe endlich nicht mehr das Gefühl, dass ich von allem zu wenig gemacht habe und noch mehr tun könnte, wenn ich abends ins Bett gehe. Ich habe genau so viel gemacht, wie ging und gut war. Und so komme ich Schritt für Schritt voran und genieße meine Tage.

Das wird nicht ewig so gehen, das ist auch klar. Aber für diesen Sommer, für diese Phase des Manuskriptschreibens, geht es.

Ich wünsche dir, dass etwas geht. Dass dich diese Nachricht wohlbehalten findet, und dass du Freude beim Lesen hattest.

Bis bald!

Dein Alex


PS: Sorry für den Betreff

Newsletter #14 – Herr Burg

Guten Morgen, liebe Koalas.

So begannen Ende letzter Woche meine Tage. Ich war im Januar als Vertretungslehrer an einer Montessori-Grundschule in Düsseldorf tätig, habe viel Deutsch als Zielsprache unterrichtet, ein bisschen Kunst und schließlich einige Vormittage die Freiarbeit in der Koala-Klasse geleitet.

In den gut drei Wochen, die ich an der Schule war, hieß ich Herr Burg, Herr Burkat, Herr Glatzkopf („Grundschüler:innen sind noch unschuldig“, haben sie gesagt, „die sind nett“, haben sie gesagt), Ge Burtstag (da haben sich einige Kinder mit einer anderen Muttersprache als Deutsch direkt zwei Wörter auf einen Streich gemerkt) und manchmal auch Herr Burkhard, letzteres hauptsächlich im Lehrer:innenzimmer.

Dass ich ein passabler Lehrer sein könnte, dachte ich schon immer, jetzt wollte ich prüfen, ob mein Selbstbild der Realität standhalten konnte. Außerdem war vereinbart, dass mein Vertrag ab Februar in Teilzeit verlängert werden würde, und ich dachte: Geil, halb Lehrer und halb Künstler, das klingt gut. Am Ende brauchte die Schule doch etwas anderes, nämlich einen Vertretungslehrer und Springer in Vollzeit, das konnte und wollte ich als Berufseinsteiger nicht leisten, also wurde der Vertrag doch nicht verlängert. Ich war wirklich traurig.

Als ich am Montag meine letzte Stunde hielt (Fahrradführerschein für die Viertklässler:innen, wir haben eine Straßenkreuzung aus Stühlen gebaut und die Vorfahrtsregeln geübt), sagte eine Schülerin: „Sie dürfen nicht gehen!“ Eine andere kam schmollend in den Raum und sprach kein Wort mit mir. In dem Moment verstand ich, wie das Schul-, Gesundheits- und Sozialsystem in Deutschland überhaupt noch laufen kann. Weil Erzieher:innen, Lehrer:innen, Ärzt:innen, Pfleger:innen und Co. das Beste für die Kinder oder Patient:innen im Blick haben, und das Beste für Kinder ist, zumindest in den meisten Phasen vor 12 Jahren: Bindung. Dann erst Bildung. Bindung vor Bildung. Guter Slogan auch. Und dann übernimmt man natürlich noch die Stunde, damit kein Unterricht ausfällt, und bleibt nachmittags da, und führt unzählige ergebnislose Elterngespräche und übernimmt die unzähligen Nachtschichten und Dienste, obwohl man selbst total drüber ist.

Die Prüfung habe ich bestanden: Ich bin ein passabler Lehrer, wenn man den Kolleg:innen und den Rückmeldungen der meisten Kinder außer ?($§“&$) und )/$“!&!?+ glauben darf, bin ich sogar ein ziemlich guter Lehrer. „Du bist den Kindern zugewandt, das merkt man“, sagte eine Kollegin. Klar, Schule ist ja nicht für die Eltern da, auch wenn fast alle das mittlerweile glauben. Bindung vor Bildung.


Die nächsten Auftritte:

03.03. Moderation des U-20-Slams im zakk in Düsseldorf
09.03. Moderation des Poetry Slams in der Kulturfabrik in Lindenberg
12.04. Auftritt beim Best of Poetry Slam im Ernst Deutsch-Theater in Hamburg
17.04. Zweite Ausgabe der neuen Literaturshow ABEND MIT GOLDRAND im zakk in Düsseldorf
23.05. Moderation des AÜW kultSlams in der kultBOX in Kempten
27.05. Auftritt auf der Bühne des zakk beim Bücherbummel in Düsseldorf
04.06. Auftritt beim Jazz-Slam im zakk in Düsseldorf
27.06. Dritte Ausgabe von ABEND MIT GOLDRAND im zakk in Düsseldorf
… und vermutlich einige spontane Frühjahrsauftritte. Auf meiner Website gibt es immer eine aktuelle Liste.


Kunst, die mir in letzter Zeit Spaß gemacht hat:

Bücher:

– „Auf See“ von Theresia Enzensberger, herrlich dystopisch, stark und gleichzeitig leicht erzählt; gibt einen Grund, warum das Buch auf der Longlist der Leipziger Buchmesse stand

– „Leiden Cetraal“, der neue Roman von Benedikt Feiten, dessen Hubsi Dax in meinem Leben Kultstatus hat; in Benes drittem Roman merkt man eine krasse schriftstellerische Reife und ich bin gespannt darauf, wie es bei ihm weitergeht

– „Heaven“ von Mieko Kamakami, erst letztes Jahr entdeckt, sehr intensiv, sehr grafisch, aber nicht so sehr, dass man es nicht lesen möchte; zwei Außenseiter freunden sich an und fragen sich, was sie verbindet, außer, dass sie beide gemobbt werden

– „To Be a Man“, die Essaysammlung von Nicole Krauss, die einfach so gut schreibt, dass ich meistens sprachlos bin, manchmal anerkennend murmle, manchmal das Buch weglegen muss – aber ich liebe auch einfach Autofiktion

Musik:

– „Work“ von Laleh war mein Morgentanzlied im Januar

– Ezra Furmans neues Album „All Of Us Flames“ ist jenseits der Beschreibbarkeit, ich habe es so oft gehört, ich liebe es vom eindringlichen „Train Comes Through“ und „Throne“ bis zum unwahrscheinlich guten und zarten „Come Close“; sie ist kein Geheimtipp mehr seit bei Sex Education so viel von ihrer Musik lief, aber halleluja, ist das eine Künstlerin!

– Das Album „This Is How We Get Better“ von The Narcissist Cookbook hat mich im August und September begleitet; sehr Lyrics-lastig, sehr roh, manchmal drüber, aber sehr ehrlich und nah – und auch seine 10-minütigen YouTube-Specials sind zu empfehlen

Meine:

– Abend mit Goldrand. Eine Show, die ich mit Aylin Celik, Bernard Hoffmeister und dem unvermeidbaren Frank Klötgen im zakk in Düsseldorf mache. Slam und Literatur und Musik und Stadtgeschichte. Taugt!

– Mein neuer Text namens „Unmännlich die Augen öffnen“, in dem es um Meditation und Gesundheitsvorsorge geht. Kurz vor Silvester geschrieben, an Freund:innen getestet und für sehr gut befunden, nach dem Auftritt in Hamburg im April gibt es ihn dann auch im Internet.

– Meine Website. Ich habe gerade im Archiv gestöbert und eine Stunde lang großen Spaß gehabt. Da kann man so viel entdecken, und mit all dem Corona und keine Auftritte und was will ich für nen Job machen und wo stehe ich künstlerisch, vergesse ich manchmal, was ich alles schon gemacht habe – viel nämlich, und das macht mich sehr glücklich. (Im Archiv gibt es auch alle bisherigen Newsletter.)


Special Treat des Monats:
(nur verfügbar für Menschen, die den Newsletter abonniert haben)


Eine Klasse hatte ich, da war ich schlichtweg überfordert. Statt der zwei oder drei Kinder, die dazwischenhauen, keinen Bock haben, andere ablenken, keine Impulskontrolle whatsoever haben, und die man aber meist moderieren kann, gab es in dieser Klasse zehn oder elf. Es war ein reines Löschen, sobald ich zwei in die Schranken gewiesen hatte, fingen vier andere an, es war wie beim whac-a-mole, nur ohne whacking, alle Maulwürfe mussten verbal in die Löcher zurückgeschickt werden. Die Klassenlehrerin beruhigte mich damit, dass das bei allen außer ihr so abgehe, ihre Kollegin sagte: „Andere arbeiten als Apotheker oder Fernfahrerinnen, es könnte auch Schlimmer sein.“ In dem Moment dachte ich: Oder Künstler. Ich könnte halt auch Künstler sein.

Und das bin ich jetzt wieder. Das bin ich immer. Aber nun erst mal wieder in Vollzeit, was auch immer das bei Künstler:innen bedeutet. Ich werde ein bisschen auftreten und ein bisschen schreiben und ein bisschen ausschlafen und reinspüren, ob ich mich auf die nächste Stelle als Grundschullehrer bewerben möchte, und wann. Bei den Koalas hat Herr Burg sich jedenfalls sehr wohl gefühlt.

Ich hoffe, dir geht es gut und dass du gut ins neue Jahr gestartet bist.

Danke fürs Lesen, dass du mir zugewandt bist, und bis bald!

Alex

Newsletter #13 – Wenn ich drangeblieben wär

Hello aus der Hitze.

Ich wünsche dir einen schönen Tag, es freut mich, dass du meine Nachricht geöffnet hast. Zu Beginn möchte ich dich mit in den Falkenweg in meiner Heimatstadt Lindenberg nehmen, wo ich im Haus eines Freundes an einem großen Tisch sitze und zwei Pokerkarten vor mir habe. Mein Ruf eilt mir voraus, alle wissen, dass ich nur spiele, wenn ich etwas habe, also setze ich ein paar Chips und alle steigen aus. Niemand spielt mit mir.

Was der Beginn einer sehr traurigen Jugenderinnerung sein könnte, ist tatsächlich nur ein kleiner Aufhänger für einen Gedanken, den ich dieses Jahr sehr oft hatte. Vor kurzem hat der YouTube-Algorithmus mit ein Video des Pokerspielers Daniel Negreanu vor die Nase gespült, das ich, braver Konsument, der ich bin, direkt angeschaut habe. Er redet davon, wie sich die Pokertheorie seit der Hochzeit zwischen 2004 und 2010 im Vergleich zu heute entwickelt hat, wie es jetzt mehr um Range geht, also die Gegnerin auf eine Range von Karten zu tippen, die sie statistisch gesehen am ehesten spielen würde, in Abhängigkeit davon, wann sie dran ist und wer schon mit im Pot ist. „In our time“, sagt er, hätte man noch versucht, den Anderen auf ein ganz genaues Blatt festzulegen und entsprechend zu spielen.

Was ich in dem Moment dachte, war: Wenn ich drangeblieben wär, hätte ich diese ganze Entwicklung mitgemacht und wäre jetzt on top of my game. Ich hätte safe ne Liegenschaft am Meer, wenn ich drangeblieben wär.
Ich habe ganz gut gespielt, aber jetzt auch nicht überragend. Ich habe mir mal eine Wien-Fahrt finanziert, indem ich im Bus dorthin eine Baseballmannschaft aus Dornbirn ausgenommen habe. Aber natürlich studiere ich nicht nicht, um professioneller Pokerspieler zu werden. Natürlich nicht. Nur warum nicht. Das Eine ist doch so gut wie das Andere.

Jetzt bin ich Schriftsteller, also begann ich, einen Text über dieses Gefühl zu schreiben, das in mir auftauchte, sammelte Material.
2009-2014 arbeitete ich als Datenanalyst für die Fußball-Übertragungen von Sky, mittlerweile hat die ganze Statistikchose hat mit der neuen Generation Trainer komplett die Kontrolle übernommen. Aber jetzt könnte ich nirgends mehr einsteigen, weil ich die Entwicklung nicht mitgegangen bin. Wenn ich da mal drangeblieben wär.
2014 bot mir mein Institut eine Promotion an, die ich ein knappes Jahr lang auch verfolgte. Dann ging das Slam-Ding durch die Decke, und ich entschied mich fürs Auftreten statt Forschen. Und wenn man da ein mal raus ist, kommt man sehr schwer wieder rein, der Diskurs geht ja auch ohne einen selbst weiter. Wenn ich da drangeblieben wär.
Und selbst in meinem jetzigen Job: Ich habe Insta und Facebook gelöscht, verpasse dadurch aber große Teile der Digitalisierung der Literatur. Ich weiß von vielen meiner Freund:innen nicht, was sie gerade für Projekte haben. Ich sehe sie nur immer, wenn der YouTube-Algorithmus sie mir aufs Display spült und denke: Da könnte ich jetzt auch sein, wenn ich drangeblieben wär.
Es ist ein verlockender Gedanke. Und natürlich: Am Anfang von drei Jahren Promotionszeit oder fünf Jahren Zweitstudium wirken drei oder fünf Jahre wie eine sehr lange Zeit. Nach drei oder fünf Jahren merkt man aber: es war halt ein kleiner Abschnitt, hätte man schon angehen können.

Wenn ich jedoch bei alldem drangeblieben wär, wovon ich heute sage: hättest du es besser mal gemacht, dann wären andere Sachen hintenrunter gefallen. Ich wäre ziemlich sicher nicht aus der Depression herausgekommen, an der ich so viele Jahre gelitten habe. 400+ Stunden Therapie – ich bin drangeblieben. Die Beziehung zu meiner Familie verbessern – ich bin drangeblieben. Die Beziehung zu mir selbst verbessern – ich bin drangeblieben. Eine Partnerschaft führen, in der nicht permanent alle möglichen Traumata triggern, weil man bewusst miteinander umgeht – ich bin drangeblieben. Ich muss immer noch dranbleiben, es geht viel Kapazität für diese Themen drauf, und oft komme ich langsamer voran, als ich mir wünsche (ich schwankte bei der Themenauswahl dieses Briefs zwischen diesem hier und „Wie man immer wieder denkt, man hat’s, und dann hat man’s doch nicht“), aber ich kann darüber sprechen, wie sich mein Spiel von 2004 über 2010 bis heute entwickelt hat. Das schauen sich zwar keine verhinderten Pokerspieler auf YouTube an, aber es ist schön, nicht mehr nur zu spielen, wenn ich mir ganz sicher bin.


Auftritte nach dem Sommer:

27.09. Köln – Reim in Flammen im CBE
30.09. Duderstadt – Poetry Slam
03.10. Düsseldorf – Moderation des U20-Slams im zakk
06.10. Lindenberg – Moderation des Song Slams im Kulturboden
07.+08.11. Kempten – Moderation der AÜW kultSlams in der bigBOX


Bücher während des Sommers:

– Interior Chinatown (Charles Yu): Ein toller Roman über einen jungen Mann, der sich in Hollywood als Schauspieler versucht, aber nur stumme Rollen als „Generic Asian Guy“ bekommt. Seine Eltern waren „Girl with the Almond Eyes“ und „Old Asian Man“. Das ganze ist überwiegend im Format eines Drehbuchs geschrieben und ihre Geschichte ist unterhaltsam und berührend. So weit ich mich erinnern kann, war es das erste Buch, bei dem ich beim Lesen der Danksagung am Ende geweint habe.

– wir wissen, wir könnten, und fallen synchron (Yade Yasemin Önder): Ein Roman, den ich verschlungen habe, aber wie so oft nicht adäquat zusammenfassen kann. Ich weiß ein paar Monate später oft nur noch: fand ich richtig gut. Gerade habe ich eine Kritik in der SZ gelesen, das kannst du auch tun, wenn du mehr wissen willst. Ich will die nicht zitieren, sondern empfehle einfach: lesen!

Meine Sommermusik kommt dieses Jahr vom Lumpenpack und von Mackefisch, die sich mit den Ohrwürmern abwechseln. Beide haben eine sehr schöne Version des Themas Nachhaltigkeit / Klimawandel produziert, please listen to „Warm im Altenheim“ and „Generationengerechtigkeit“, respectively. Auch wenn Alex Burkhard, der das Lumpenpack empfiehlt, ein bisschen ist, wie Arne Maier, der über Instagram rausposaunt, dass Serge Gnabry ein ziemlich guter Fußballer ist.


Special Treat des Monats:
(nur verfügbar für Menschen, die den Newsletter abonniert haben)


Ich habe oben gesagt, dass ich angefangen habe, einen Text zu schreiben. Da will ich dir natürlich einen Auszug nicht vorenthalten:
Ich bin 18 und drehe die Chips in der Hand
Gegner einschätzen mit Grips und Verstand
Ein Freund trägt Sonnenbrille abends um zehn
doch sein Mundwinkel zuckt und alle haben’s geseh’n
Sein Gegner sagt „Call“ und gewinnt dann den Pot
den iPod im Ohr – meine Karten sind Schrott.

Wenn ich drangeblieben wär, hätte das bestimmt ein ziemlich guter Text werden können. Leider bleibt es bei Notizen in meinem Heft, wie
Vom Schüler, der auf Karten schwört
zum Wühler und zum Datennerd

Wenn ich drangeblieben wär, hätte ich wahrscheinlich mehrere Tausend Follower auf Insta (nach einem Workshop fragte letztens eine Schülerin nach meinem Handle, die ganze Klasse hatte die Smartphones in der Hand – ich sagte: unregelmäßige Newsletter kann ich anbieten – eine:r hat sich in die Liste eingetragen – herzlich willkommen!).

Dass du drangeblieben bist und diese Nachricht bis zum Ende gelesen hast, freut mich sehr. Ich hoffe, sie hat dir ein bisschen Spaß gemacht, und freue mich wie immer über eine Antwort oder einfach konstantes, stilles Mitlesen.

Alles Liebe und bis bald
Alex

Newsletter #12 – Dem Gleiches widerfuhr

Guten Morgen!

Bist du gut in den Frühling gekommen? Hattest du schon einen kleinen Sonnenbrand? Ich nämlich schon. Hier ist seit Wochen fast durchgehend blauer Himmel, und nach dem langen, grauen Winter tut mir das ziemlich gut.

Kurz vor Weihnachten hat mich die Nachricht erreicht, dass mein Hund Ibsen gestorben ist. Seit 2019 wohnte er ja bei Julia und Michi, seinen neuen Lieblingsmenschen, und hatte es wahnsinnig schön bei ihnen. Aber das Alter schickte ihm einen Tumor, und der hat in Windeseile die Milz gefressen, und von dort noch ganz viel anderes, so dass sie während der OP entscheiden mussten, ihn nicht mehr zu wecken. Als Julia mich angerufen hat, haben wir so viel geweint, und auch wenn er in den letzten zwei Jahren nicht mehr Teil meines Alltags war, war er doch Teil von mir, und ich habe einige Zeit gebraucht, um das zu verdauen. Ich war nur froh, dass ich eine Woche vorher in einem spontanen Anfall nach München gefahren bin und noch mal mit ihm spazieren war. Da ist er noch mit Stock im Maul an der Isar rumgesprungen, wie er es halt sein Leben lang getan hat. Nur als ich am Ende mein Gesicht in seinem Fell vergraben habe und ihm gesagt habe, wie forh ich bin, dass er bei mir war und dass er einen so tollen Ort gefunden hat, hat es sich – vor allem Rückblickend – ein bisschen nach Abschied angefühlt.

Letzten Sonntag haben wir uns dann alle noch mal getroffen und einen gemeinsamen Abschiedstag verbracht; wir sind seine Lieblingswege gelaufen und haben seine Asche verstreut, die viel grober war, als wir alle dachten; wir haben uns mit Tränen in den Augen Bilder angeschaut und Geschichten erzählt, und ich war fasziniert davon, wie er noch mal ein komplett neues Leben haben durfte – und wie er mich selbst nach seinem Tod noch mit neuen Menschen verbunden hat. Julias Papa und Schwester und Freundin haben so positiv über ihn gesprochen, so herzlich und liebevoll, und am nächsten Tag in der Therapie habe ich sehr geweint, weil ich realisiert habe, dass die ganzen schönen Worte auf einer Ebene auch mir galten, dem Mittzwanziger, mit dem Ibsen zu dem Hund geworden ist, der er war, und der in seiner Liebe gesehen werden wollte, aber so oft dachte, er wäre falsch, wie er ist.

Oh Mann, das Leben, echt. So schön, und so traurig, und so schön.

Literaturnews:

– Ich moderiere jetzt den U20-Slam in Düsseldorf (zusammen mit Caro Baum, das nächste Mal am 01.04.). Das Team des zakk hat mich wundervoll aufgenommen und eingebaut, und ich freue mich, dass ich Teil der lokalen Szene sein darf.
– Meine Freundin und ich schreiben an einem Kinderbuch, was ich vor allem deshalb erwähne, damit ich den Druck habe, es fertigzustellen. Ich reime die Geschichte, sie illustriert. Sehr schöner Zeitvertreib.

– Nächste Auftritte: 21.04. Best of Poetry Slam in Herne, Flottmann-Hallen; 25. und 26.04. AÜW kultSlam in Kempten, kultBOX; 07.07. Poetry Slam Lindenberg, Open Air am Hutmuseum.

– Danke an alle, die meinem letzten Special Treat nachgekommen sind: Weit über 100 Bücher von „Benutz es!“, meinem Mittelkind, habe ich kurz vor Weihnachten signiert und verschickt. Das neue Buch kriegt immer am meisten Aufmerksamkeit, deshalb gibt es „Benutz es!“ weiterhin in großen Mengen zum Einkaufspreis, zum Ausgleich sozusagen. Ideal zum Verschenken oder für Schulklassen oder sonstige Gruppen.

Kunst, die ich in den letzten Monaten mochte:

– Die arte-Doku über den Kapitalismus, die sie noch mal überarbeitet haben (Mediathek und YouTube); sechs Teile à mindestens eine Stunde. Danach kann man erst mal ne Weile lang nichts mehr schauen, aber dann möchte man lesen und weiter verstehen – warum Adam Smith missverstanden wird, was die Industrielle Revolution gemacht hat, und wer eigentlich Karl Polanyi war. Von Letzterem lese ich gerade „The Great Transformation“, und ich weiß nicht, ob ich jemals etwas gelesen habe, das mir mehr Verständnis über die letzten 300 Jahre vermittelt hat. Calvin & Hobbes möglicherweise.

– „Freundliche Fanatiker“ von Pankaj Mishra, ein Essayband darüber, dass es auch außerhalb des Westens Denker:innen gibt, und eine reiche Geschichte. Darüber, dass viel von dem, was wir heute als extremistisch wahrnehmen, sich erst durch den Imperialismus Großbritanniens und der USA herausgebildet hat. Darüber, dass es immer mehrere Blickwinkel gibt, die es sich zu kennen lohnt.

– „Wie schön wir waren“ von Imbolo Mbue, einer kamerunischen Autorin, die über ein Dorf schreibt, das gegen einen internationalen Ölkonzern aufsteht; frustrierend und berührend und wunderschön. Wem gehört eigentlich Land, was für Möglichkeiten hat die Einzelne, etwas zu ändern, und wie viele Leoparden gibt es überhaupt noch? Toller Roman!

– „Luke and Jon“ von Robert Williams, ein kleines Buch über zwei Jugendliche in Nordengland; es geht um Trauer, um die Frage, wo und wie man wohnen möchte und sollte und darf, es geht um sehr viel Verständnis und um ein riesiges hölzernes Pferd auf einer abgelegenen Waldlichtung.

– Meine Playlists. Zu Beginn jeder neuen Jahreszeit erstelle ich meiner Freundin eine Playlist, weil ich damit ganz am Anfang angefangen habe und weil es wenige Dinge gibt, die ich lieber tue. Nach ein paar Tagen darf die aber Jede:r anhören. Es haben sich bisher genau zwei Bands wiederholt: the Mountain Goats (über die ich hier erstaunlich lange nicht mehr gesprochen habe) und unsere Freund:innen von Mackefisch, Lucie und Peter. Ansonsten sind auf den mittlerweile 9 Playlists 124 unterschiedliche Künstler:innen zu entdecken. Enjoy! (Frühling 2020, Sommer 2020, Herbst 2020, Winter 2020, Frühling 2021, Sommer 2021, Herbst 2021, Winter 2021, Frühling 2022)

Special Treat des Monats:
(nur verfügbar für Menschen, die den Newsletter abonniert haben)

Ich hatte im März tatsächlich mal wieder zwei Auftritte und total Spaß daran. Und ich habe große Lust, das umzusetzen, was ich mir 2019, in präpandemischen Zeiten, vorgenommen habe, als ich in Rottweil war: Wohnzimmerlesungen. Jetzt wo wir alle geimpft sind und ein offenes Fenster nicht mehr zu Erfrierungen führt, würde ich gerne mal wieder ein paar Abende mit Lesen und Reden verbringen. Soll heißen: Wenn du ein Wohnzimmer hast oder jemanden kennst, der:die ein Wohnzimmer hat, oder eine Terrasse oder einen Garten oder eine Saunalandschaft mit Pool, dann lade deine Freund:innen und Familie ein, die Nachbarn und Dorfältesten und mich, und dann lese ich eine Stunde lang aus meinen Büchern, mache ein paar Slam-Texte, vielleicht nen kleinen Vorgeschmack aus dem Roman, worauf wir halt Lust haben, und anschließend tauschen wir uns aus und trinken was und genießen, dass es Literatur gibt. Das Angebot gilt vor allem bis Juni, denn so lange habe ich noch die BahnCard100. Gage brauche ich nicht. Nur je nach Ort und Tag einen Platz, um mich für die Nacht zusammenzurollen. Ich freue mich, wirklich, über deine Nachricht und einen gemeinsamen Abend und hoffe, dass ich sehr oft zusagen kann.

Ich freue mich, von dir zu hören und wünsche dir einen wunderbaren, sonnigen Tag!
Dein Alex

Newsletter #11 – Einen Roman tischlern

Guten Abend aus München.

Ich sitze in einem Hotelzimmer, habe, leicht angeschlagen, die letzten Stunden geschlafen und Teile des Seminars verpasst, wegen dem ich hier bin. Bevor ich wieder wegdämmere, dachte ich, es ist ein guter Zeitpunkt, dir mal wieder zu schreiben.

Es ist sehr viel passiert seit Februar. Bei dir auch? Neun Monate ist eine lange Spanne zwischen zwei Nachrichten von mir. Du könntest noch im Februar schwanger geworden sein und seit gestern dein Baby in den Armen gehalten haben. Which is exactly what happened to… nein 😀

Nach dem Umzug nach Düsseldorf im März habe ich ein paar Monate in einer Schreinerei gearbeitet. Das hat wahnsinnig viel Spaß gemacht, und es war toll, direkt etwas zu tun zu haben in meiner neuen Stadt. Ich habe gezeichnet, geschliffen, Holz ausgewählt, gehobelt, geschliffen, gebohrt, geschliffen und geschliffen. Ich habe wirklich viel geschliffen. Ich war fünf Tage auf Montage und habe mir beim Einbau eines Tchibo-Shops in Wiesbaden einen Metallsplitter in den Finger gejagt. Ich hatte eine Hand-OP. Sehr aufregend alles.

Einige Besuche im Tischtennis- und Aikido-Verein später, zahlreiche Open-Air-Konzerte, Rheinspaziergänge und Museumsbesuche später, ein halbes Jahr Zusammenleben später, fühle ich mich in Düsseldorf pudelwohl.

Was nichts von München wegnimmt. Die Tage hier sind sehr angenehm; die Seminarrunde im Literaturhaus ist wohlwollend und literaturnerdig, das tut gut. Die Münchner Herbstsonne weiß immer noch, was sie tut.
Und ich weiß auch, was ich tue. Nach außen sieht es weiterhin manchmal nicht danach aus, aber in mir ist es sehr ruhig. Ich bin glücklich. Ich meditiere sehr viel, habe weiterhin ab und zu zoom-Stunden mit meinem fantastischen Therapeuten, lerne, liebe, lese. Und schreibe. Hurra, ist dieses Jahr viel Romantext entstanden – im Rückblick noch wesentlich mehr, als es sich währenddessen angefühlt hat.

Vielleicht hast du auch deshalb nicht so viel von mir gehört: Es ging mir gut, und ich hatte gar nicht so oft das Bedürfnis, das aufzuschreiben. Ich war einfach.

Aber nun, hustend und hungrig im Hotelzimmer, war es an der Zeit. Vielen Dank für die Nachrichten, die ich in den letzten Monaten bekommen habe. Für die Einforderung des Newsletters. Das hat mich gerührt. Es ging mir immer nur darum, dass Menschen, die es interessiert, was ich (literarisch) tue, eine Möglichkeit hatten, von mir zu hören, so ganz ohne Facebook, Insta und Twitter. Dass daraus teilweise ein so reger Austausch geworden ist, freut mich sehr.


Und jetzt: Newsletter

– Morgen Abend (Dienstag, 20 Uhr) ist die Abschlusslesung der Bayerischen Akademie des Schreibens im Literaturhaus München. Wir lesen alle ein paar Seiten aus unseren Projekten und freuen uns, wenn jemand zuhört. Für Menschen, die nicht in München sind, gibt es einen Stream. Karten und Stream-Tickets (letzteres für 5 Euro) gibt es über die Seite des Literaturhauses: https://www.literaturhaus-muenchen.de/veranstaltung/zwischenstopp/

– Die Stützen dürfen Stützen. In Freiburg. Am 26.11. im Vorderhaus. Zum ersten Mal seit Oktober letzten Jahres werde ich mit Fee, Sven und Frank als „Die Stützen der Gesellschaft“ auf der Bühne stehen. Vorfreude ist gar kein Ausdruck für das, was ich spüre. Ich freue mich auf die erstaunlich vielen Freiburger:innen im Verteiler 🙂
https://www.vorderhaus.de/programm/die-stuetzen-der-gesellschaft-leseshow

– Ich war zu Gast auf dem Blog meines Freundes Nik Salsflausen. Er gibt wechselnden Kolleg:innen Schreibimpulse, und sie ihm. Letzte Woche durfte ich und schickte ihm – weil es gar so gut passte – das zweite Kapitel meines Romanprojekts, das ich ein bisschen als Einzeltext umgestaltet habe. Lesen kannst du unsere Texte (und auch alle bisherigen) hier: https://www.rahmenundreiz.de/

– Ich habe, nachdem ich letztes Mal meine neue Adresse in den Newsletter gepackt habe, tatsächlich Einzugspost bekommen. Ist eine Erwähnung wert. Danke <3

– Der SZ-Artikel über Ibsen und mich, der beim letzten Newsletter (http://alexburkhard.de/archiv/blog/) noch nicht veröffentlicht war, ist nun hier archiviert: https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sz-serie-gassigedanken-folge-2-die-kunst-des-loslassens-1.5216452


Bücher, die ich in den letzten Monaten mochte:

– „Grief Is the Thing with Feathers“, der Debütroman des britischen Autors Max Porter, in dem die Trauer in der Figur einer Krähe bei einem Papa und seinen beiden Söhnen einzieht. Phantasievoll, abgedreht, warm, tief, wichtig, so unglaublich lesenswert. Mein Buch des Jahres!

– „Winters Garten“ von der österreichischen Autorin Valerie Fritsch. Debütroman, natürlich. Postapkalypse trifft auf Lebensentwürfe trifft auf eine Sprache, die ich so bisher selten gelesen habe. „Deine Anwesenheit hat in den Nervenenden begonnen und im Verstand nicht aufgehört.“ Alter, ich wünschte, das hätte ich geschrieben. Mein Buch des Jahres!

– „Den Hund überleben“, der Debütroman des deutschen Autors Stefan Hornbach, mit dem ich vor vielen, vielen Jahren an der Uni mal Theater gespielt habe. Ein junger Mann bekommt eine Krebsdiagnose und geht durch Wochen und Monate der Chemotherapie. Was sowohl klingt, als wäre es sehr, sehr traurig als auch als hätte man das doch schon ein paar Mal als Plot gelesen, ist eine wahnsinnig nahe und ehrliche Beschäftigung mit dem Leben und der Frage, was man alles schaffen kann. Ich kann es gar nicht besser beschreiben, aber ich konnte es nicht weglegen und war total begeistert. Mein Buch des Jahres!


Special Treat des Monats (na gut, Monat ist etwas übertrieben):
(nur verfügbar für Menschen, die den Newsletter abonniert haben)


Meine Freundin und ich haben nach dem Zusammenziehen begonnen, ein Mal im Monat ein Gespräch zu führen. Haha, nein, der Satz geht noch weiter. In dem wir uns ganz offen sagen, was gerade gut ist, was nicht, wie es weitergeht, was nervt, was toll ist. Wir nutzen dazu die Methode des Finger-Feedbacks (not what you think), die wir aus dem Theater- bzw. Workshopkontext kennen, und die sich an den fünf Fingern der Hand orientiert:
Daumen: Was war super, was hast du gut gemacht?
Zeigefinger: Da musst du vielleicht aufpassen.
Mittelfinger: Das kotzt mich richtig an. (Es ist total befreiend, sich sagen zu können, was nervt, auch wenn es Kleinigkeiten sind. Der Rahmen des Feedback-Gesprächs und die Tatsache, dass beide was sagen, funktioniert für uns mega gut.)
Ringfinger: Das ist auf lange Sicht wichtig!
Kleiner Finger: Etwas besonderes Kleines zum Schluss, das mir (und möglicherweise nur mir) an dir aufgefallen ist
Was etwas seltsam klingen mag, ist für mich total schön. Wir malen unsere Hände auf, schreiben jeweils einen Stichpunkt in die Finger und reden ganz lange darüber. So hat nichts die Chance, über Monate zu schwelen. Kann ich nur empfehlen.

So, ich werde mich jetzt wieder ins Bett legen und den Rest der Erkältung wegschlafen. Morgen dann der Auftritt im Literaturhaus, vielleicht sehen wir uns da ja, persönlich oder im Stream. Ich finde es toll, dass du den Newsletter gelesen hast (Daumen), du musst aufpassen, dass du dir keinen Metallsplitter ins Gelenk jagst (Zeigefinger), es kotzt mich an, dass irgendjemand den Newsletter als Spam markiert hat, obwohl er:sie sich dafür angemeldet hat und sich jederzeit abmelden kann (Mittelfinger), auf lange Sicht ist es wichtig, dass wir uns mal wieder persönlich begegnen (Ringfinger), und das kleine Extra: Deine Augen sind sehr schön. Kann ich ja aus dem Computer raus sehen, wenn du liest. Echt schön blau. Oder grün. Braun.

Hab es gut. Ich freue mich, wenn du mir schreiben magst. Und auch, wenn du, wie so viele, einfach mitliest.

Alles Liebe
Alex

Newsletter #8 – Mein größtes Vorbild

Liebe – wie hätte Bastian Pastewka als Brisko Schneider in der Wochenshow gesagt – Liebende!

Ich möchte in dieser Ausgabe des Newsletters über Vorbilder sprechen. Ich hatte in meinem Leben einige: meinen Grundschullehrer Herr Pickenhan, der auch im Alter noch fit war; José Mourinho, der als Nicht-Profi Fußballtrainer geworden ist; unzählige Schriftsteller:innen, die mich selbst einer werden wollen ließen; Frank Klötgen wegen seiner Reime und Neologismen; meine Freundin Franzi, die ich für Ihre Art bewundere, mit Menschen umzugehen. Mein größtes Vorbild seit gut einem Jahr: meine jüngere Schwester Kathi.

Vergangenes Wochenende war unser 7-jähriger Neffe bei ihr in München zu Gast, und obwohl das ganze Wochenende veranschlagt war, wollte er am Samstagabend wieder nach Hause. Sie riefen meine noch jüngere Schwester Tami an, die gerade staubsaugte. Was man halt so macht, wenn das Kind mal nicht daheim ist. „Wenn du in 10 Minuten immer noch willst, fahre ich los“, sagte sie. Er wollte. Am nächsten Tag spielten Kathi und ich am Johannisplatz Tischtennis, wie wir das seit ein paar Monaten häufig tun. Während sie mir die Bälle um die Ohren haute, erzählte sie, dass sie erst um drei Uhr morgens einschlafen konnte. Was sie bis dahin gemacht hatte: geordnet. Unser Neffe war in München überfordert von dem Input, den er von ihr und der Stadt bekam. Während ich (beim Versuch, einen ihrer Schmetterbälle zu bekommen) gegen einen Baum krachte, sagte sie: „Er brauchte ein Gefühl von Zu Hause, sein Zimmer, seine Dinge, die er kennt.“ Und wenn zur Ruhe kommen für ihn bedeutet, dass er auch mal vor der PlayStation sitzt, then who the hell cares. Kathi hat unseren Neffen die ersten Jahre mit erzogen, weil sie damals im Allgäu gewohnt hat. Er ist sehr sensibel, und die beiden haben ein besonderes Verhältnis. Als Tami ihn holte, so erfuhr ich, während mein Return im Netz landete, fragte er, wann sie wieder ins Allgäu ziehe. Was sie aus all dem mitgenommen hat: Es lag nicht an ihr.

Wir alle sind schnell dabei, Dinge persönlich zu nehmen, die Reaktionen anderer Menschen auf uns zu beziehen. Kathi, die sich wie ich sehr mit dem Thema Selbstliebe beschäftigt, hat am Samstag in ein paar Stunden geschafft, wofür ich oft länger brauche. Manchmal schaffe ich es gar nicht. Sie hat durch Meditation, durch liebevolles Umgehen mit sich einen Trigger aufgelöst. Sie hätte den Wunsch unseres Neffen leicht persönlich nehmen können; sie hatte viel geplant für das Wochenende, sie hatte sich wochenlang auf die Zeit mit ihm gefreut. Aber sie ist wahnsinnig toll mit ihm und seinen Bedürfnissen umgegangen, und mindestens genauso gut mit sich und ihren Gefühlen, die das Ganze hervorgerufen hat. Für dich ist das möglicherweise gar keine großes Thema, aber ich war sehr beeindruckt von ihr.

Später holten wir uns einen Kaffee (sie) und ein Eis (ich) und saßen noch etwas in der Herbstsonne. Sie ärgerte sich, dass sie keinen Recup mitgenommen hatte, um sich den Kaffee einfüllen zu lassen. Es war ihr zweiter Einwegbecher in diesem Jahr. „Zwei zu viel“, sagte sie. Mit einer Freundin habe ich die 80%-Regel. Wenn jeder 80% der Zeit Gutes tut (aus unserer Sicht Gutes, zum Beispiel 80% der Zeit vegan leben, in 80% der Fälle nachsichtig mit Mitmenschen umgeht, 80% der Zeit dem Drang widersteht, bei Amazon zu bestellen), dann wäre die Welt sehr viel besser. Vorbildfunktion haben Menschen für mich immer dann, wenn ich mich mit ihnen verbunden fühle, wenn sie nahbar sind, wenn sie sich Mühe geben, aber auch Fehler haben. Franzi schafft es auch nicht immer, liebevoll mit sich und anderen umzugehen, aber wenn ich schätzen müsste, wie oft, würde ich sagen: 80% der Zeit. Frank Klötgens Megareime feiere ich in ca. 80% der Fälle, ich mag, grob geschätzt, 4 von 5 Sätzen in meinen Lieblingsbüchern, und José Mourinho gewinnt nicht mal ansatzweise 80% seiner Spiele, und wird von weit weniger seiner Spieler gemocht. Nur Herr Pickenhan, über den weiß ich nichts Negatives zu sagen.

Der Punkt, den ich seit ein paar Zeilen, und auch vergangenen Sonntag, machen möchte, ist der Folgende: Ich schaue eher zu jemandem auf, der oder die mir in 80% der Fälle ihre Ideale, Einstellungen, Ideen vorlebt, und in den restlichen Fällen nachsichtig mit sich umgeht im Wissen, dass niemand perfekt ist, als zu jemandem, der oder die Ersteres zwar in 95% der Fälle schafft, sich aber für die verbleibenden 5% komplett fertig macht und verkrampft an einem Ideal festhält. Es bringt ja nichts, sich vorzunehmen, nicht so perfektionistisch zu sein, und sich dann zu ärgern, dass man das nicht perfekt hinkriegt. Das sage ich aus leidvoller Erfahrung.

Kathi sieht mich übrigens auch als Vorbild. Das hat mit meiner Rolle als großer Bruder zu tun, aber auch damit, dass ich dieses Jahr sehr viel Zeit investiert habe, loszulassen. Wie oft ich das nicht schaffe? Ungefähr jedes fünfte Mal. Aber das ist okay.

Handfeste News:

– Am kommenden Samstag, den 10.10., gibt es tatsächlich mal wieder einen Auftritt. Die Stützen der Gesellschaft geben sich die Ehre in Lindenberg im Allgäu. Ich habe Fee seit Februar nicht gesehen, und ich fürchte, ich werde sie umarmen müssen. Frank und Sven begrüße ich aus der Ferne. Ach, das wird toll. Und weil auch viele Freiburger:innen im Newsletter mit dabei sind: 03.12., die Stützen im Vorderhaus.
Alle Termine (auch einer in München, mit Teilen des BR-Kammerorchesters) gibt es hier.

– Der Herbst ist da.

– Ich bin jetzt auch offiziell nicht mehr Rottweiler Stadtschreiber. Vor zwei Wochen habe ich mein Amt übergeben. Ich habe mich dermaßen gefreut, für die Zeremonie noch mal nach Rottweil zu fahren! Das ist in den drei Monaten dort ein besonderer Ort für mich geworden. Was ich meinem Nachfolger mit auf den Weg gegeben habe, kannst du hier nachlesen.

Kunst, die ich zuletzt gut fand:

– Eine Freundin hat mich ein bisschen in die Fantasy hineingelockt, und besonders gefallen hat mir The Amulet of Samarkand, der erste Teil der Bartimaeus-Trilogie. Als Kind konnte ich nichts anfangen mit diesen fremden Welten, jetzt lerne ich sie spät, aber sehr gerne schätzen. Vor allem der Tonfall in diesen Romanen taugt mir extrem: umgangssprachlich und doch literarisch, persönlich und doch ironisch. Es ist ein bisschen her, dass ich ein Buch nur aus Spaß an der Freude gelesen habe, „nur“ aus Unterhaltungsgründen. Tat mal wieder gut.
Weitere großartige Bücher meiner Sommerlektüreliste: Unrast von Olga Tokarczuk, GRM von Sibylle Berg und Americanah von Chimamanda Ngozi Adichie.

– Besagte Freundin hat mir auch Stardew Valley gezeigt, ein Computerspiel, bei dem man zu Beginn seinen Bürojob hinschmeißt, um auf der Farm seines Opas neu anzufangen. Man baut Gemüse an, lernt die Dorbewohner:innen kennen, man gießt sehr viel, angelt, geht in die Mine und entdeckt die liebevoll gestaltete Welt. Jede:r Mitmensch dort hat eine Story, die man nach und nach mitbekommt, und alles ist wahnsinnig integrativ. Es gibt eine riesige Community, Fan-Comics aus aller Welt, ein Wiki, das volle Programm. Ich habe mich immer geschämt, Zeit mit Computerspielen zu verbringen, weil ich dachte: da kann ich auch was Sinnvolles machen. Das stimmt. Aber ich darf auch mal ein paar Stunden am Computer sitzen. Wenn ich Kinder hätte, die natürlich ohne Handy, Fernseher und Zucker aufwüchsen, – wenn ich also Kinder hätte: Stardew Valley dürften sie spielen. Und ich stünde hinter ihnen und würde die Welt feiern, die sie da entdecken.

– Mein momentanes Lieblingslied ist „No Hell“ von Cloud Cult. Selten Lyrics so sehr geliebt, selten die Musik dazu so selbstvergessen gehört. Ist auch auf meiner Herbstplaylist auf Spotify, die ich in den letzten Wochen ungefähr 80% der Zeit laufen habe.

Special Treat des Monats:
(nur verfügbar für Menschen, die den Newsletter abonniert haben)

Danke fürs Lesen. Wie immer freue ich mich, dass du meine Gedanken spannend genug findest, um ihnen ein wenig deiner Zeit zu schenken. Ich habe in den letzten Monaten viel Feedback von dieser Newsletter-Community bekommen und freue mich weiterhin über jede Mail, die mich erreicht, auch wenn ich nicht immer sofort antworte.

Und wenn dir heute beim Arbeiten jemand blöd kommt, denk daran: Es hat nichts mit dir zu tun. Da sind Bedürfnisse und Trigger bei der anderen Person, die sie nicht sieht oder sehen will. Das heißt nicht, dass es okay ist, wenn dir jemand blöd kommt, aber es sagt rein gar nichts über dich als Menschen aus. Du bist perfekt, wie du bist. In 100% der Fälle. Und du bist für viele Menschen ein Vorbild, selbst wenn du dich selbst nicht immer als solches wahrnimmst.

Namasté. (Haha, du dachtest nicht, dass ich am Ende so dick auftrage, oder? Gerade deshalb!)
Dein Alex

Newsletter #5 – Written in March

Ihr lieben Mitmenschen,

ich komme gerade von einem zweieinhalbstündigen Spaziergang zurück, und ich muss sagen: Das war ein triftiger Grund, das Haus zu verlassen, nachdem ich das die letzten zwei Tage überhaupt nicht gemacht habe. Jetzt bin ich voller Sonne und kann euch gut schreiben.

Viele Menschen trifft die aktuelle Situation mehr als mich, selbst in meinem unmittelbarsten Umfeld. Ich bin gesund und fit und habe vor das zu bleiben, und mein Beruf beinhaltet eh viel Daheimsitzen und Schreiben. Trotzdem haben mich die letzten zwei Wochen sehr ausgebremst. Wie zuletzt geschrieben war ich gerade wieder richtig in München angekommen und hatte mir für das Frühjahr vorgenommen, viele Menschen kennenzulernen, wiederzusehen, viel in der Stadt unterwegs zu sein, mir neue Kreise zu suchen und aufzubauen, neue Projekte und Möglichkeiten anzugehen. Die Gruppentherapie, die mir supergut tut, findet nun erstmal nicht statt. Die ganzen Wohnzimmerlesungen, die ich ausgemacht hatte, müssen ausfallen (natürlich nur, um noch schöner nachgeholt zu werden!).

Bei jedem (ziemlich nachvollziehbaren) Schritt, der verkündet wurde, um einzudämmen, dachte ich: Okay, du nimmst die Situation an. Du kannst viel daraus lernen. Adapt. Ich war dankbar und resilient. Seit Freitag fiel es mir schwer, das aufrechtzuerhalten, und wie meine Mitbewohnerin mir heute Morgen ganz empathisch dargelegt hat: ist das okay. Ich bin nicht am schlimmsten dran, aber auch mich – wie alle anderen – trifft das und schränkt das ein, und in der aktuellen Phase, in der ich offener und more outgoing sein möchte, noch mal ein bisschen mehr. Ihre lieben Worte und der anschließende Spaziergang haben mich nun wieder an einen Punkt gebracht, an dem ich mich wohler fühle: in ein Mindset der Dankbarkeit und Liebe.

Ein joggendes Pärchen lief an mir vorbei, und er sagte zu ihr: „Das ganze social distancing macht was mit der Gesellschaft, und wenn das vorbei ist, wird es bestimmt dauern, bis die Leute sich wieder vertrauen.“ Da dachte ich: Nein! Genau das Gegenteil ist der Fall. Ich habe von der Au zum Föhringer Stauwehr und zurück beobachtet, wie Leute aufeinander achten, Abstand halten, auf ihre Mitmenschen schauen. Ich habe jetzt mehr Vertrauen in die Gesellschaft als vorher, weil ich erlebt habe, wie alle mitziehen. (Fast alle, schon klar, aber das Fass machen wir jetzt nicht auf.) Das einzige, was ich etwas schade fand, war, dass oft kein Blickkontakt zustande kam. Ich habe die Leute durchgehend angegrinst, und da kam ganz wenig zurück. Ja, wir sind verunsichert, aber das Virus wird definitiv nicht dadurch übertragen, dass man sich anschaut. Lächeln ist weiterhin erlaubt. Eine Verbindung zwischen Menschen kann auch mit 1,5 Meter Abstand entstehen.

Das ist also jetzt meine Aufgabe, und das ist die Art, wie ich durch die nächste Zeit gehen will. Die Mitbewohnerin sagte vorhin, als ich fragte, ob ich beim Kochen helfen solle: „Am meisten hilfst du mir, wenn du glücklich bist. Also, bei dir bist, so wie die letzten Wochen.“ Ich lasse mich also bekochen und beruhige und beliebe meine Umgebung. Geholfen hat mir dabei anfangs auch eine Meditation von Laura Seiler zur aktuellen Lage, die ich gerne mit euch teilen möchte. Wer möchtest du sein in den Zeiten einer Krise?

Sonstige Neuigkeiten:

– Die Auftritte und Lesungen sind erstmal bis Mitte Mai abgesagt worden. Der Slam in Kempten im April wird vermutlich in den November verlegt. Gekaufte Karten behalten ihre Gültigkeit. Mein nächster Auftritt wären dann die Stützen der Gesellschaft in der Lach und Schieß am 19. Mai. Mal schauen, ob das so stattfindet. Bis dahin schreibe ich, verrate aber noch nicht, was 🙂

– Ich habe meine Website ein bisschen umgestaltet, ein bisschen übersichtlicher gemacht, und vor allem einen Menüpunkt „Archiv“ erstellt. Und da ich jetzt viel Zeit habe, wird der sich ganz gut füllen die nächsten Wochen: mit Stockfotos, Textübersicht, Auftrittsarchiv etc. Für die Nerds unter euch.

– Wie immer nach allen anderen: habe ich jetzt auch einen Spotify-Account. Musik ist eines der wichtigsten Dinge in meinem Leben, und nachdem ich einige Zeit wenig gehört habe, entdecke ich gerade ganz viel Neues. Für euch habe ich dort einige Playlists erstellt: mit Liedern, die mich mein Leben lang begleitet haben; mit den Liedern, die ich backstage gehört habe, bevor ich damals Slam-Meister geworden bin (schön gedropt, das Thema, high five); und in den nächsten Wochen kommt da auch für jedes meiner bisherigen Bücher (high five) eine Playlist mit begleitender Musik. Wenn ihr mir folgt, kriegt ihr da dann jeweils eine Meldung von Spotify, wenn es soweit ist.

– Und besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen: Ich bin wieder bei Instagram. Ich habe gemerkt, dass ich – während all dem Hin und Her und der ganzen weirden aber auch schönen Phase, die bei mir seit Monaten abläuft – gerne Menschen in meinem (auch engen) Umfeld die Möglichkeit geben möchte, regelmäßiger als in diesem Newsletter etwas von mir mitzubekommen, wenn sie das möchten. Ich poste, wann es mir Spaß macht, und sehe es nicht mehr als „Ich muss ein Insta-Profil haben, sonst ist meine Bühnenkarriere vorbei, also content, content!“ an. Und plötzlich ist es okay.

Kunst, die mich seit dem letzten Newsletter bewegt hat:

– Meine Lesebühnenkollegin Sandra Hoffmann hat ein neues Buch geschrieben, das heißt: Das Leben spielt hier. Es ist die Art Jugendroman, die ich total gerne mag, weil sie eigentlich fast schon kein Jugendroman ist, weil sie auch das Innere Kind in Erwachsenen anspricht. So ein bisschen das, was John Green („Looking for Alaska“, „Paper Towns“) auch macht. Oder diese J.K. Rowling. Sandra schafft es, mit drei Figuren auszukommen, und eine sehr dichte, schöne und nahe Erzählung zu schaffen, die mich berührt und glücklich gemacht hat. Hanser Verlag, ISBN 3446264337

– Sex Education. Netflix. Kennt ihr eh. War ich spät dran (siehe Spotify). Aber das macht Spaß.

– Und wenn wir schon bei bereits älteren Kunstwerken sind und weil es gerade irgendwie passt: Hört euch mal wieder „Räumliche Distanz“ von Funny van Dannen an.

– In der Sparte Bildkunst empfehle ich in Zeiten der geschlossenen Ausstellungen: Kinderfotos anschauen!

– Und zuletzt: Tanz/Bewegung. Hört euch einmal (und wirklich nur einmal!) „There’s a Party“ von DJ Bobo an und tanzt dabei ausgelassen durch die Wohnung. Und dann teilt das Video davon auf Instagram. Ich bin gerne Multiplikator.

Was sonst noch wichtig ist:

Meine Lieblingsbuchhandlung leidet, wie alle anderen Buchhandlungen, wie alle anderen Kleinbetriebe, unter der Situation. Wenn ihr euch also euer nächstes Buch bestellt, tut das gerne nicht bei großen Händlern: support your local bookstore! Bücher verschicken dürfen sie nämlich noch, nur keinen Kundenverkehr haben. Also: Buchhandlung raussuchen, Mail schreiben, Buch bestellen, und das kommt mit Rechnung zu euch. Oder einfach gleich bei meiner lieben Autorenbuchhandlung machen (zum Beispiel Sandras Buch). Ihr könnt dabei gerne das Lied „The Bookstore Is Closed“ hören.

Special Treat des Monats:
(nur verfügbar für Menschen, die den Newsletter abonniert haben)

Ihr Lieben, macht euch eine schöne Zeit, soweit das geht. Ihr habt das eh sehr oft gehört alles: schaut aufeinander, bleibt gesund, kümmert euch um eure Mitmenschen, seid dankbar für all die Berufe, von denen jetzt die ganze Welt endlich mal vor Augen geführt bekommt, wie wichtig sie sind. Und grinst Leute an. Seid Leuchttürme.

Und weil ein Satz mir in den letzten Tagen nicht aus dem Kopf gegangen ist, nämlich: „Es ist halt trotzdem Frühling“, hier noch ein schönes Frühlingsgedicht von einem gewissen William Wordsworth:

„Written in March“

The cock is crowing,
The stream is flowing,
The small birds twitter,
The lake doth glitter,
The green field sleeps in the sun;
The oldest and youngest
Are at work with the strongest;
The cattle are grazing,
Their heads never raising;
There are forty feeding like one!

Like an army defeated
The snow hath retreated,
And now doth fare ill
On the top of the bare hill;
The Ploughboy is whooping–anon–anon:
There’s joy in the mountains;
There’s life in the fountains;
Small clouds are sailing,
Blue sky prevailing;
The rain is over and gone!

Bis bald, alles Liebe für euch und eure Menschen
Alex

Newsletter #3 – Wherever you go

Liebe Interessierte,

zunächst möchte ich die vielen Freiburgerinnen und Freiburger, die Menschen aus Wangen, Rottweil und Lindenberg in unserer Mitte begrüßen. Herzlich willkommen, schön, dass ihr mitlest!

Ich schreibe diese Mail von meinem Schreibtisch in Rottweil, wo ich seit Dienstag als Stadtschreiber tätig bin. „Was macht man als Stadtschreiber?“, wurde ich in den Interviews vorher und bei der Begrüßung gefragt, und meine Antwort ist: „Lernen.“ Und vielleicht ein bisschen was schreiben. Und mich mit dem Ort beschäftigen, an dem ich jetzt drei Monate lang mit kleinen Unterbrechungen leben werde.

Mit zwei anderen Orten habe ich mich das ganze Jahr schon beschäftigt: Mit dem übervollen München und ob meine Freundin Anja und ich dort bleiben können und wollen, und mit der neuen Wohnung in Esslingen, unter der Tag (Eisdiele) und Nacht (Guys-Spiele) Betrieb ist. Die Wohnung ist wunderschön, aber Fachwerk ist nicht für Menschen über 1,75m gemacht. Esslingen ist wunderschön, aber nicht für linksintellektuelle Literaten gemacht. Aus zehn Jahren München habe ich mich rausgerissen, nach sechs Monaten Esslingen bin ich nicht angekommen: Ich fühlte mich zuletzt sehr oft, als wäre ich am falschen Ort.
Dann hörte ich eine Folge des Mountain Goats-Podcasts, den ich das letzte Mal empfohlen habe, und John Darnielle, Joseph Fink und Amanda Palmer unterhielten sich über Orte. „A place is not good or bad, a place is who you were when you went there“, sagte Joseph Fink, und John Darnielle ergänzte: „There is no place that you can live that isn’t awesome if you are willing to invest yourself in it and find out what’s awesome.“ Der Gedanke, dass man sein Leben komplett reparieren kann, wenn man nur da und dort hinzieht, funktioniert nicht, „because wherever you go, there you are.“ Wenn ich nur München mit seinen aggressiven Autos, den vollen U-Bahnen und der Wiesn hinter mir ließe, würde alles gut werden, redete ich mir die letzten Jahre oft ein. Doch lärmende Fußgänger, ausfallende S-Bahnen und der Wasen sind auch nicht besser. Es liegt an mir und meiner Bereitschaft, dass ich mich schwer auf Orte einlassen konnte.

Letzte Woche waren wir in Esslingen erstmals (!) mit zwei Freund*innen in einer Bar. Ich könnte anführen, dass es nicht wahnsinnig viele entspannte Bars in Esslingen gibt, oder dass die drei Menschen, die wir hier kennen, selten Zeit haben, aber das wären Ausflüchte: Ich wollte es hier bisher oftmals nicht schön finden. Einen Tag später bin ich 30 Kilometer durch die Wälder und Streuobstwiesen spaziert und bei Göppingen wieder in den Zug zurück gestiegen. Ich war völlig fertig, aber glücklich über die Farben und Geräusche und Tiere. Den Muskelkater habe ich mir am nächsten Tag wegmassieren lassen, weil ich von meinem Freund Philipp Herold gelernt habe, dass wir achtgeben müssen, dass unser Körper das alles mitmacht: „Du bist 31 und reist das ganze Jahr in unbequemen Schalensitzen durch das Land und sitzt am Schreibtisch. Gönn dir regelmäßig eine Massage!“ München hat viele Bars und das Vereinsheim vermisse ich wirklich sehr. Man ist auch dort recht schnell im Grünen, und kann sich massieren lassen. Genauso wie in Freiburg oder Wangen oder Lindenberg. Diese Dinge sind nicht Kennzeichen eines bestimmten Ortes, sondern einer Haltung, eines Achtens darauf, was einem guttut und wie man seine Tage verbringen möchte.

An meinem zweiten Tag in Rottweil bin ich sechs Stunden spazieren gegangen, ein Besucher des Empfangs bot mir an, mir die Bars der Stadt zu zeigen, und nach einem weiteren Tag hatte mir eine Yogalehrerin einen Platz in ihrem Kurs angeboten. Es geht schnell, wenn man es zulässt. Natürlich ist es okay, dass ich meine Freundinnen und Freunde in München unheimlich vermisse. Natürlich fehlt mir mein Hund Ibsen, der in München bei fantastischen Menschen geblieben ist, sehr. Natürlich ist die künstlerische Grundatmosphäre in meinen Kreisen in München etwas, das mir gut tun würde. Aber so lange ich wo anders bin, kann ich genauso gut das, was mir wichtig ist, an diesen Orten suchen!


Tatsächliche Neuigkeiten im Neuigkeitenbrief:

– Meine geliebte Münchner Lesebühne „Die Stützen der Gesellschaft“ wird ab 2020 in der Lach- und Schießgesellschaft stattfinden, worauf ich mich sehr freue. Außerdem werden wir pro Jahr zwei Gastspiele in der Monacensia haben. Alles neu also, nur die Besetzung nicht: Frank Klötgen, Sven Kemmler, Fee und Katrin Freiburghaus. Und ich.

– Halbneu: Auf YouTube gibt es jetzt eine Playlist mit allen Liedern der ersten EP meiner Band „The Baby and the Dog“. Sogar mit den jeweiligen Lyrics. Und zwar hier: The Bookstore Is Closed. Weiterhin poste ich jede Woche ein Video eines Texts aus meinem neuen Buch, also abonniert den Kanal gerne, falls ihr ein YouTube-Konto habt.

– Diese Woche erschien das erwähnte neue Buch, „Was ich ihr nicht schreibe“. Es ist superschön geworden! Gerade die zweite Hälfte des Buchs mit vielen Texten in einem persönlichen nonfictional style gefällt mir supergut. Einen der neuen Texte könnt ihr euch hier direkt anschauen, für einen kleinen Eindruck.
Das Buch könnt ihr beim Satyr Verlag bestellen oder bei meiner Münchner Lieblingsbuchhandlung, die es auch gerne verschickt. Oder in jeder anderen Buchhandlung. Oder bei mir in einer Antwort auf diese Mail, dann schreib ich euch auch was rein!


Kunst, an der ich in den letzten Wochen Freude hatte:

– „Alte Sorten“ von Ewald Arenz (Dumont Verlag); eine 17-Jährige haut aus der Klinik ab und trifft auf eine 59-Jährige und ihren Hof in Mainfranken. Die Art, wie sich die Beziehung der beiden entwickelt, erinnert mich an meinen Lieblingsfilm Nothing Personal; hier geht es um Wein, Birnen, die Vergangenheit, körperliche Arbeit und Vertrauen. Arenz kommt mit sehr wenigen Figuren aus und hat einen der ersten Romane geschrieben, in dem das Thema psychische Krankheit zwar einmal erwähnt, aber nicht stigmatisiert wird. Es geht um die beiden Menschen, ganz wenig um irgendwelche Etiketten. Das macht das Buch sehr lesenswert und wertvoll, wie ich finde.

– „Scheize. Liebe. Sehnsucht“, eine Ausstellung von Ragnar Kjartansson, die noch bis Mitte Oktober im Kunstmuseum Stuttgart läuft. Ragnar ist ein isländischer Performance-Künstler, und seine Videoinstallationen und seine Musik sind so tiefgehend und schön, dass ich seit drei Wochen jeden Tag die Verse im Kopf habe. Beim Wandern um Esslingen habe ich gefühlte sechs Stunden immer wieder „There are stars exploding around you / and there’s nothing, nothing you can do“ gesungen. Ragnar setzt auf Wiederholung und ultralange Performances. Die Installation „The Visitors“, in der eine Gruppe Musiker*innen aus Reykjavík in unterschiedlichen Räumen einer riesigen Villa steht und gemeinsam ein Lied spielt, dauert über eine Stunde, und meine Freundin Anja und ich saßen in dem Raum und haben sie fast zwei Mal angeschaut, weil sie uns (vor allem mich, glaube ich) so in ihren Bann gezogen hat. Ich werde auf jeden Fall noch mal rein, weil wir nur eine der drei Etagen geschafft haben beim ersten Besuch. Es gibt noch eine 6-Stunden-Installation, in der er und die Band The National im MoMA immer wieder deren Lied „Sorrow“ spielen. 6 Stunden, das selbe Lied. Mal schauen, wie lange ich da drinsitzen werde. Aber Wiederholung ist unheimlich meditativ und befreit. Solltet ihr demnächst in Stuttgart sein oder Umstiegszeit haben oder einfach Bock auf Kunst haben, schaut euch die Ausstellung an! Für alle anderen gibt es hier einen okayen Mitschnitt von „The Visitors“ auf YouTube. „Once again I fall into my feminine ways …“

– Anja hat mir letztens einen Film gezeigt, den ich bis dato noch nie gesehen hatte. „Star Wars“. Keine Ahnung, ob euch das was sagt. Zukunftsdystopie mit ein paar Held*innen und komischen Weltraumwesen. Ganz witzig.


Bühnen, die ich in den nächsten Wochen bespielen darf:

– Am 27.09. ist Slam in Wiesloch. Ja.
– Am 14.10. lese ich in Lindenberg aus „Was ich ihr nicht schreibe“, und zwar in der Buchhandlung Netzer.
– Am 15.10. sind das nächste Mal Die Stützen der Gesellschaft mit meiner Beteiligung, und eine der letzten Shows im Fraunhofer Theater. Karten gibt es beim Fraunhofer Theater oder an der Abendkasse, ebendort.
– Am 18. (abends) und 19.10. (vormittags) bin ich in diversen Auftritten bei der Frankfurter Buchmesse vertreten, außerdem hänge ich am Satyr-Stand rum. Besucht mich 🙂
– Am 19. und 20.10. schließlich die letzten beiden Ausgaben meines Kabarett-Programms „Man kennt das ja“, in Norden und St. Ingbert. Falls ihr eine kleine Reise machen wollt. Oder jemanden kennt, der oder die dort lebt.
– Am 24.10. lese ich im Schwarzen Lamm in Rottweil aus „Was ich ihr nicht schreibe“.


Special Treat des Monats:

(nur verfügbar für Menschen, die den Newsletter abonniert haben)

Wie immer freue ich mich über Antworten, Anregungen, Geldspenden und Liebe. Ich wünsche euch einen schönen Beginn des Herbsts, viele Pilze und eine ausgeglichene Zeit. Und vergesst nicht: Wherever you go, there you are.

Bis zum nächsten Mal,
Alex

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Newsletter #2 – Ibsen und Robert Lewandowski

Liebe Lesende,

hier kommt, aus der Frische des Esslinger Fachwerknebels, die zweite Ausgabe meines Newsletters. Vielen Dank für die vielen positiven Reaktionen und Antworten auf die erste Ausgabe, das hat mich mit großer Freude erfüllt.

Vor einigen Minuten habe ich die endgültige Fassung meines neuen Buchs abgegeben, das mich die letzten Monate begleitet hat. Es war extrem schön und extrem anstrengend, es fertigzustellen: Anstrengend, weil, na ja, ein Buch schreiben, aber auch schön, weil ich die letzten Wochen wirklich daran gearbeitet habe. Ich habe mich morgens hingesetzt, an einzelnen Texten gefeilt, neue Texte geschrieben, mir Feedback geholt, das eingearbeitet. Fast kein Text ist so im Buch, wie ich ihn auf der Bühne gelesen habe, und einige Texte im Buch habe ich noch nie vorgelesen, so neu sind sie. Die letzte große Entscheidung war, drei englische Gedichte rauszuwerfen, die ich sehr mag, die aber nicht so gut reingepasst haben wie andere Texte. Kill your darlings. Es sind trotzdem 192 Seiten geworden statt der geplanten 160, und es kostet trotzdem nicht mehr als geplant. Verrückt.

Was ich im ersten Newsletter nicht geschrieben habe: Mein Hund Ibsen ist nicht mit uns nach Esslingen gekommen. Er wohnt bei seinen bisherigen Hundesittern in einem Haus mit Garten am Waldrand (a farm upstate) und ist, ich war im Juni zwei Mal mit ihm spazieren, so ausgeglichen und entspannt, wie er es in der Zeit bei mir selten war. Wahrscheinlich weil ich es selten war. Die Entscheidung, ihn abzugeben, war wohl eine der schwersten in meinem Leben. Aber als feststand, dass wir in München in zwei Monaten nichts in einer Lage finden, die für ihn (Englischer Garten, Isar) und uns (zentral) sinnvoll ist, musste ich den Gedanken zulassen. Ihn in eine andere Stadt, und konkret nach Esslingen, mitzunehmen, wäre auch nicht leicht gewesen: Ich bin beruflich viel unterwegs, hätte wieder sehr flexible neue Hundesitter suchen müssen (was ich zuvor in München schon ein Jahr ununterbrochen gemacht hatte). Ich hätte nicht so oft wieder nach München können, ohne ihn mitzunehmen, was teuer ist und schwer, wenn ich bei Freundinnen und Freunden unterkomme. Im Endeffekt hätte sich genau der Stress fortgesetzt, den ich im letzten Jahr in München in meinem Alltag hatte. Es hätte sich nicht nach neuem Start angefühlt. Außerdem ist hier Leinenpflicht, und das konnte ich ihm nicht antun.
Zur Zeit fühle ich mich vor allem deshalb schlecht, weil Tage vergehen, ohne dass ich an ihn denke, oder es vermisse, jeden Tag mit ihm rauszugehen. Ich schaue nicht mehr automatisch neben mein rechtes Bein, wenn ich an eine Straßenkreuzung komme, sage nicht mehr leise „Halt“. Ich dachte, dass es mir viel schwerer fallen würde ohne ihn, aber nach fast neun Jahren Herrchen sein ist es gerade eine große Erleichterung, mir meine Zeit frei einteilen zu können und weniger Verantwortung zu spüren. Es ist total spannend: Ich habe drei Monate überlegt, ich habe so viel geweint, ich habe die beste Lösung gesucht, wir haben einen unglaublich schönen Übergang hinbekommen, ich habe mich aufopfernd darum gekümmert, dass sowohl Ibsen als auch seine neuen Menschen einen schönen Start haben, die letzten Spaziergänge, die letzten Tage in der alten Wohnung, teilweise schon zwischen den Kisten. Ich habe das alles richtig gut gemacht. Und mir einzugestehen, dass ich vielleicht deshalb nicht so viel an ihn denke, weil das keine Hals-über-Kopf-Entscheidung war, keine Impulshandlung, nichts Tragisches (also auf ne Art schon, aber kein Trauma oder so), sondern einfach eine Entscheidung, die ich sorgsam und bewusst getroffen und die ich fantastisch umgesetzt habe, das ist ungewohnt. Das ist schön. Weil ich ja schon immer leiden will. Es bedeutet auch nicht, dass ich nicht Rotz und Wasser heule, wenn in einem Podcast einer von der OP seines Hundes erzählt und wie er danach auf wackeligen Beinen zu ihm getrippelt ist. Ibsen war für ein Drittel meines Lebens mein treuer Begleiter, und ich bin ihm unendlich dankbar für alles, was wir zusammen erlebt haben. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich nicht in zehn Jahren sage: „Alex, du herzloses Arschloch, was hast du da angerichtet?“, aber gerade fühlt es sich an, als hätte ich für uns beide die richtige Entscheidung getroffen.

So, und nach all der Emotionalität jetzt noch einige plaine News:

– Die Lesung in der Autorenbuchhandlung, die erste in München mit dem neuen Buch, wurde vom 27. auf den 20. November verlegt. Die bereits gekauften Karten (ich kann es nicht fassen, dass ihr bereits Karten dafür gekauft habt!) behalten ihre Gültigkeit. Falls ihr den neuen Termin nicht wahrnehmen könnt, ruft kurz bei Karin an. Und schreibt mir, dann bekommt ihr ein kleines Entschuldigungs-Präsent.

– Gestern habe ich das erste Lyric-Video meiner Band auf YouTube gestellt. Ihr könnt es hier anschauen. Es handelt davon, wie es völlig okay ist, nicht so zu sein wie Robert Lewandowski. Falls er am Samstag im Supercup ein Tor macht, teilt das Video bitte wie blöd. Danke. In den nächsten Wochen folgen die anderen Songs unserer EP, abonniert gerne den Kanal, dann kriegt ihr sie immer frisch angezeigt.

– Ich wurde in den letzten Tagen wiederholt dazu gedrängt, einen Podcast zu machen. Kommt mir vom Format ja auch entgegen. Ein Freund hat das entsprechende Equipment, und will das forcieren. Jetzt die Frage an euch: Würdet ihr den anhören? Und weitere Fragen: Habt ihr Vorschläge zu Inhalt und Namen? Was wird das für ein Podcast? Mit wem und über würdet ihr mich gerne sprechen hören? Ich habe bereits kleine Ideen, aber ich freue mich über Input 🙂

– Meine Website ist überarbeitet und in einem neuen Design, und hat jetzt die wunderbare Seite „Schönes„, auf der unter anderem alle Fotos zu finden sind, die Anja von meinem Wanderstock und mir gemacht hat. (Den Meisterwanderstock habe ich 2017 bekommen, als ich Poetry Slam Meister wurde. Er hat mich ein Jahr begleitet und war mir Billarqueue, Regenschirm, Angel und vieles mehr. Es ist eine wirklich schöne Bildersammlung.)

Kunst, an der ich in den letzten Wochen Freude hatte:

– „Wir sind Gefangene“ und „Gelächter von außen“, die Autobiografien von Oskar Maria Graf. Der Gute ist in meiner Zeit in München ein bisschen unter meinem Radar geflogen, aber meine Güte, ist das gut. Wer etwas über München, Deutschland, ja: die Welt!, Anfang des 20. Jahrhunderts wissen will, sollte das lesen. Wie lebendig diese Stadt in seinen Zeilen wird, ist beängstigend gut.
– „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“, ein Film, den mir mein Freund Pierre Jarawan schon vor Jahren empfohlen hat. Aber wie bei allem bin ich spät dran. Auf dem Rückflug von Island habe ich instinktiv auf den Titel geklickt, und war zwei Stunden lang gefesselt und gefangen und ergriffen. Das muss Kunst machen! Ich hoffe, sie haben haben damals zwei Millionen Oscars gewonnen.
– „Queer Eye“, eine Netflix-Show, die ihr eh alle kennt. Anja und ich haben sie vor einer Woche erstmals angeschaut und waren so elektrisiert von der positiven Energie, die die fünf Jungs versprühen, so viel Liebe, so viel Selbstwert, so viel Unbefangenheit. Ja, es ist amerikanisch und bestimmt auch sehr geskriptet, aber halt auch so rührend und wunderschön.
– „I only listen to the Mountain Goats“, ein Podcast von Joseph Fink, einem Autor, und John Darnielle, dem fucking Sänger der Mountain Goats. Die sitzen in Johns Keller und reden darüber, wie es ist, Künstler zu sein, Fan zu sein, und beides zu sein. Beide sagen so viele kluge und bereichernde Dinge, und obwohl ich die Band verehre, glaube ich, dass der Podcast auch für andere Menschen wirklich spannend sein kann.

Bühnen, die ich in den nächsten Wochen bespielen darf:

– Fast gar keine, juhu! Sommerpause!
– Also, übernächstes Wochenende lese ich in Freiburg unter Sternen, am Samstag, den 10.08.
– Am 23.08. bin ich in Leipzig beim Open Air im Clara Park dabei
– Am 07.09. gibt es das nächste Mal mein Soloprogramm „Man kennt das ja“ im Allgäu, und zwar in der Hängeschmiede in Wangen. Ein paar Karten gibt es noch: hier.
– In München bin ich das nächste Mal erst im Oktober wieder auf der Bühne, bei den Stützen der Gesellschaft am 15.10. Dann auch mit neuem Buch. Mark the date.

Special Treat des Monats:
(nur verfügbar für Menschen, die den Newsletter abonniert haben)

Gehabt euch wohl, schreibt mir gerne, wenn ihr das Bedürfnis verspürt, sagt gerne weiter, dass es den Newletter gibt, und mich und die Band und den Erbse-Masala-Aufstrich im dm. Ich sende Liebe und Dankbarkeit in eure Postfächer und hoffe, ihr habt einen schönen Sommer!

Alex

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