Newsletter #1 – Abschiede

Liebe befreundete Menschen,

mit welcher Anrede starte ich meinen neuen Newsletter? Manche von euch sind gute Freundinnen und Freunde, manche langjährige und vertraute Gesichter im Publikum, manche im Internet über mich gestolpert. Wenn ihr Vorschläge habt, schickt sie mir gerne. Der beste wird beim nächsten Mal verwendet!

Es freut mich, dass ihr ab und zu etwas von mir lesen und auf dem Laufenden gehalten werden wollt. Der Grund des Newsletters ist, dass es mir in den letzten Monaten immer schwerer gefallen ist, meinen Pflichten auf den sozialen Plattformen nachzukommen. Und wenn ich Pflichten sage, meine ich genau das: Wer nicht regelmäßig postet, fällt durchs Anfragenraster und ist weniger spannend. Seit letzten November, als die Eigenbedarfskündigung für die Wohnung von meiner Freundin Anja und mir in München reingeflattert bekam, war mir aber nicht mehr so sehr nach Insta-Oberfläche und Facebook-Werbung. Seit Ende März wohnen wir jetzt in Esslingen, wo auch einige Freundinnen und Freunde von uns leben.

Gerade sitze ich in meinem Ruheraum. Ja, Ruheraum. Es befinden sich darin ein paar Tatami-Matten, eine Yogamatte, ein Tischchen mit einer kleinen Lampe darauf, und ein Schreibtisch. Wäre eigentlich voll was zum auf Social Media posten, würde bestimmt einige Likes kriegen. Wir sind immer noch sehr am Rumräumen, weil mein „Was soll ich den ganzen Tag über machen? Wie balanciere ich Haushalt, Verwaltung und Kreativität?“-Problem sich mit dem Ortswechsel überraschenderweise nicht komplett gelegt hat. Gestern Abend hatte ich dann die Idee für dieses Arrangement: mal schauen, wie lange es hält. Auf meinen Kopfhörern läuft das neue Album der Mountain Goats, „In League with Dragons“. Weil man Drachen nicht immer bekämpfen muss. Ich höre es seit April fast jeden Tag und bin sehr dankbar, eine Lieblingsband zu haben, die seit Anfang der Neuziger alle zwei Jahre ein solches Album raushaut und sich stetig weiterentwickelt. Der Stil hat sich seitdem sehr geändert, aber die Identität ist über fünfundzwanzig Jahre ziemlich klar erkennbar. Hört mal rein: https://youtu.be/3OsEN6YMPrQ

Ich habe in der Zwischenzeit kein neues Album gemacht, aber die EP meiner Band „The Baby and the Dog“ von Dezember ist so alt auch nicht. Mein Logopäde hat mir beigebracht, einige Töne zu treffen, und Ike im Weltraumstudio in Pasing hat den Rest erledigt. Katrin Freiburghaus kann eh singen, und Michi Schauer kann Gitarre spielen, und dann kommt das hier dabei raus: https://thebabyandthedog.bandcamp.com/releases
Wenn euch die Musik so gut gefällt, dass ihr sie öfter als zwei Mal hören wollt, schickt mir gerne eine Nachricht, dann bekommt ihr als Pioniere und Versuchskaninchen meines Newsletters als Dankeschön einen Download-Code für die EP!

Und jetzt noch einige News im Letter:

– Im September wird ein neues Buch von mir erscheinen. Es heißt „Was ich ihr nicht schreibe“ und enthält ziemlich viel von dem, was ich die letzten zwei Jahre in München vorgetragen habe: den Seefahrts– und den König-Luwig-Text, Max und MoritzFertig sein, Neunzig Prozent Wärme, ganz viele „ehemalige Stützen„, Hunde, Katzen, Schwimmen. Außerdem einige Songtexte auch von noch nicht umgesetzten Liedern. Mein Freund Marius Loy hat das erste Lektorat gemacht und fand es gut. Ihr kennt ihn nicht, aber das heißt was. Und Lisa Eckhart hat mir für’s Backcover geschrieben: „Die erbaulichste Hoffnungslosigkeit seit Seneca.“ Das finde ich sehr passend, und werde in den letzten Wochen des daran Arbeitens alles tun, um diesem schönen Satz gerecht zu werden. Und gerade hat sich auch die erste München-Lesung bestätigt: am 27.11. werde ich in der Autorenbuchhandlung in Schwabing lesen. Das ist meine Lieblingsbuchhandlung; ich habe schon zwei Mal bei der Inventur geholfen, und wir haben das schöne System, dass ich alle zwei Jahre dort lese, um das Geld wieder reinzukriegen, dass ich in einem halben Jahr da lasse. Besucht sie mal und wenn ihr wollt, reserviert schon Mal einen Platz. In München muss man ja immer ziemlich früh anfangen mit den Abendplänen, sonst hat niemand mehr Zeit, mitzukommen. http://autorenbuchhandlung.de/
Das Buch selbst könnt ihr hier vorbestellen: http://www.shoptyr.de/Burkhard-Alex-Was-ich-ihr-nicht-schreibe

– Ich habe ein Stadtschreiberstipendium in Rottweil angeboten bekommen. Kurz nachdem ich in einer stolzen schwäbischen Kleinstadt gelandet bin, möchte mich die nächste, noch kleinere für drei Monate zu sich holen. Ich würde im bischöflichen Konvikt wohnen und mit den Schülerinnen und Schülern Mittagessen. Der Lebenslauf (falls ich mich mal in einer noch kleinere schwäbische Stadt bewerben will) und der Bock auf neue Erfahrungen sagen: machen. Das Gemeinschaftsbad über den Gang und das Einleben in Esslingen sagen: Dude. Come on! Any thoughts on your side?

– Im Juni gehen in München zwei langjährige Lieben zu Ende. Die Lesebühnen „Westend ist Kiez“ und „Stadt, Land, Fluss“ werden ihre letzte Ausgabe zelebrieren. Das macht mich sehr traurig, denn beide haben mich in meinen gut zehn Jahren intensiv begleitet. Bei Westend ist Kiez habe ich seit Februar 2009 84-mal gelesen, bei Stadt, Land, Fluss 64-mal. Beide Shows waren ein Grund, warum ich gerne in München gelebt habe, waren Rückzugsort und ein Platz, um Freund*innen zu begegnen. Ich bin froh, dass wir letztes Jahr in beiden Fällen erkannt haben, dass alles seine Zeit hat und noch ein wunderschönes Jahr zusammen veranstaltet haben. Nun geht eine Ära zu Ende, und ich bin wirklich stolz, so lange Teil dieser herzerfüllenden Shows gewesen zu sein. Wenn ihr diese Abschiede live miterleben wollt: Daten und Orte stehen unten.

Bücher, die ich in den letzten Wochen gelesen habe:

– Kristen Roupenian: You Know You Want This. Völlig wahnsinnige, aber ernsthaft tolle Prosa. Die einzelnen Geschichten haben nichts und alles miteinander zu tun, sind vor allem fantastisch erzählt.
– Alexander Schimmelbusch: Hochdeutschland. Investment Broker turned Gutmensch. Ein Viertel des Buchs ist ein Pamphlet, in dem die Hauptfigur mögliche Wege zur sozialen Gerechtigkeit skizziert. Ich habe durchgehend genickt. Leider ein Roman.
– August Strindberg: Die Entwicklung einer Seele. Throwback ins Skandinavistik-Studium; hatte das Buch noch ungelesen zu Hause. Es ist sehr alt. Bei seinen Auslassungen zur sozialen Gerechtigkeit genickt. Bei seinen Auslassungen zum Feminismus den Kopf geschüttelt. Out of time, aber wie alles von Strindberg ein faszinierendes Zeugnis seiner Zeit und Umwelt.
– Benedikt Feiten: So oder so ist das Leben. Benes Erzählen ist direkt und geht ans Herz. Gleichzeitig ist er lustig und erzählt Plots so nebenher und gleichzeitig unausweichlich, wie ich das gerne auch könnte. Zum Glück mag ich ihn, sonst wäre ich neidisch.

Bühnen, die ich in den nächsten Wochen bespielen darf:

– Sa., 01.06., München, Stragula: WESTEND IST KIEZ: Die letzte Ausgabe der Kult-Lesebühne. Nach 15 Jahren verabschieden wir uns. Es lesen (in order of appearance seit 2004) die Stammautor*innen Felix Bonke, Sacha Storz, Volker Keidel, Georg Eggers, Katrin Freiburghaus, Nadja Schlüter, meine Wenigkeit und Anja Perkuhn. Beginn um 20 Uhr, früh da sein!

– Do., 13.06., München, Vereinsheim: STADT, LAND, FLUSS: Auch hier die letzte Ausgabe. 2011 dachten Marvin Ruppert und ich: „Nur Texte vorlesen ist blöd, lass mal Stadt, Land, Fluss mit den Leuten spielen.“ Weil er das nicht jeden Monat machen konnte (Wohnort), übernahm Pierre Jarawan ab der zweiten Ausgabe, und in den letzten Jahren haben wir so viele Texte über uns gegenseitig geschrieben, so viele Kategorien erfunden und so viel Liebe in die Show gesteckt, dass es sehr hart wird, zum letzten Mal den Schlusstext nicht auswendig zu können. Beginn um 19:30 Uhr, reservieren könnt ihr beim Vereinsheim: https://www.vereinsheim.net/?page_id=6

– Di., 18.06., München, Fraunhofer Theater: DIE STÜTZEN DER GESELLSCHAFT: Die Show für alle, die oben nicht wussten, was ich mit „ehemalige Stützen“ meinte. Wir sind optisch in den Zwanzigern, lesen Texte und stellen auf originelle Weise Menschen vor, die in München gewirkt haben und bitteschön nicht vergessen werden sollten. Zum Saisonabschluss gibt es wie immer das Dead vs. Alive Spezial: Fee, Frank Klötgen, Sven Kemmler und ich sind tote Dichter*innen und performen deren Texte, vier Münchner Slammer*innen sind sie selbst und performen das. Nur ein Team kann gewinnen. Letztes Jahr war ich Ludwig II. und habe mir für 300 Euro ein Kostüm ausgeliehen. Bei 120 Euro Abendgage. Brutto. So eine Art Show ist das. Beginn um 20 Uhr, reservieren könnt ihr beim Fraunhofer: https://www.fraunhofertheater.de/karten_

– Sa., 06.07., Donaustauf, Walhalla: Dead vs. Alive Poetry Slam. Comeback als Ludwig II. in der Halle, die eine von mir geschriebene ehemalige Stütze, Leo von Klenze, erbaut hat. Wie sich alles fügt.
– So., 07.07., Bingen, Palais: Best of Poetry Slam.
– Fr., 12.07., Aalen, Frapé, Poetry Slam

Ende Juli hab ich noch mal Studioaufnahmen für meinen YouTube-Kanal (siehe unten: da gibt es sehr viele Texte, die es im Internet sonst nicht gibt), im August Aufnahmen für die Hörbuch-Version von „Was ich ihr nicht schreibe“. Aber bis dahin werdet ihr bestimmt wieder von mir gehört haben.

Special Treat des Monats:
(nur verfügbar für Menschen, die den Newsletter abonniert haben)

Jetzt ist das Album zwei Mal durchgelaufen und ich bin auf dem Sprung nach Stuttgart, wo Anja und ich heute bouldern gehen. Sollte ich da heil wieder rauskommen, sehen wir uns hoffentlich in den nächsten Wochen in München. Ich hoffe, dieser erste Newsletter war in etwa das, was ihr erwartet habt, als ihr dachtet: „Alex schreibt einen Newsletter, well, that oughta be fun!“. Schreibt mir gerne Feedback, oder falls ich was falsch verlinkt habe, oder auch einfach so, wenn ihr mögt. Ich mache das ja nur zu zehn Prozent für mich selbst 😉

Bis dahin erzählt gerne rum, dass es den Newsletter und mich gibt, und seid lieb zueinander.

Viele Grüße,
Alex

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