Alle Gedichte am Stück

Meistens lief ich vor der Show mit meinem Hund durch den Englischen Garten und schrieb ein Willkommensgedicht für einen der abendlichen Gäste. Manchmal stand ich zehn Minuten vor Beginn verkrampft im Treppenhaus und kritzelte noch eilig einige Verse.
Hier also fast alle Willkommensgedichte in der Reihenfolge ihres Entstehens (nicht zwingend die Reihenfolge des erstmaligen Besuchs des Gastes).

25. Juli 2012: Nadja Schlüter

Sie wuchs auf im Westerwald
dort wurd‘ auch ihre Schwester alt

Doch ging sie fort vom trauten Heim
nach Koblenz, um dort zu studieren
da sitzt sie nun und baut ’n Reim
um sich im Schreiben zu probieren

Das kann sie gut, sie schreibt mit Witz
subtil und sehr intelligent
drum schlägt sie ein, fast wie ein Blitz
dass ihren Stil bald jeder kennt

Nun lebt sie hier im Bayernland
und schreibt ihr Zeug für jetzt.de
‚S gab kein’n, den ich zum Reihern fand
wenn ich auf ihre Texte seh

Schrieb sie ein Buch, so wär’s kein Ladenhüter
Webt‘ sie ein Tuch, so gäb es schlecht’re Güter
Und Zuch um Zuch wird mein Gedicht bemühter
Von mir genuch; Applaus für Nadja Schlüter


26. September 2012: Volker Keidel

Ja er wuchs auf im Frankenland
wo er schnell den Gedanken fand
dass er den Fußball lieben wird
Doch mochte er nicht Greuther Fürth
die Bayern gar, oder den Club
Nein, Volker, schon als kleiner Bub
kannt‘ eine Liebe nur: genau
das Schwarz-Weiß-Blau des HSV

Das bracht‘ ihm manche Leidenszeit
denn’s gibt in München meilenweit
nicht viele Fans mit Rautenherz
die seinen Titelflautenschmerz
hier mit ihm teil’n, weshalb am Schluss
er Fußballtexte schreiben muss

Ihr merkt, dass mir durchaus Ideen kamen
doch reimen auf seinen Namen nur andere Namen

Das Grundschulwerken hatt‘ ich bei Frau Maidel
im Englisch-LK teachte mich Herr Neidel
Es gibt ’ne Stiftung, benannt nach Hansi Seidel
und Mainz 05, das managt Christian Heidel

Doch hier bei uns, gar hübsch von Sohl‘ bis Scheiddel
steht heute nur der wahnsinns Volker Keidel


31. Oktober 2012: Philipp Scharrenberg

Philipp Scharrenberg ein Gedicht zu schenken
ist wie ’nen Ferrari in die Auffahrt von Enzo zu lenken
wie ’nem Waffenhändler ’ne Pistole zu reichen
’nem Vampir ein Mittel, das Gesicht sich zu bleichen
oder Geld zu spenden einem neureichen Scheiche –
das Ergebnis wär jedes Mal etwa das Gleiche

Er wird es schon haben, denn er ist der Meister
von Bühne zu Bühne, der Scharri, so reist er
Und trag‘ ich auch Eulen nach Athen
freu‘ ich mich trotzdem, ihn heute zu seh’n
Von ’ner krassen Erkältung noch etwas benommen
sitzt er nun bei uns – heißt ihn Willkommen


19. Dezember 2012: Heiner Lange

Er ist Physikdoktor mit Schwerpunkt Wetter
Textimmanent nur schwer ein Netter
Ein Quell der Bühnenenergie
So intensiv ist er wohl wie

ein Auto, dem da fehlt ein kleiner Gange
Spaltet er Holz, dann wird’s dem Schreiner bange
singt er ein Lied, so ist’s ein reiner Klange
zieht er ’nen Zahn, dann nur mit einer Zange

Er stand noch nie in der Verneiner-Schlange
Sein Status ist bestimmt kein kleiner Range
Bind’t er sein haar, dann nur mit einer Spange
tanzt Gogo er, dann nur an einer Stange

Ich spür ne Faust zurecht an meiner Wange
und bevor ich große Pein erlange
hör ich jetzt auf. Gestatten: Heiner Lange


19. Dezember 2012: Björn Pfeffermann

Der erste Gast zwingt mich, etwas zu tun
das ich sonst nicht mach; zwecks ihm muss ich nun
wechseln das Versmaß zu nem Anapäst
samt einem Auftakt, der’s schön klingen lässt

Schön ist auch er, nur damit ihr das wisst
denn er ist Franke und Kabarettist
Doch um sein‘ Namen hier klug einzubau’n
muss ich ne ländliche Eigenart klau’n

Woi afm Land sogst ’n Nachnam’n zuerst
Drum du vom Huaba Sepp heifig wos heast
Oder vom Leitner Schorsch oder sogar
vom Hinterberger Frank; all das ist wahr

Deshalb dad i jetzad liebend gern hörn
riesen Applaus unsam Pfeffermann Björn


23. Januar 2013: Georg „Grög!“ Eggers

Ich finde Tiergedichte unheimlich gerissen
so kraftvoll, witzig, irgendwie halt gut
Es macht mich wirklich richtig froh zu wissen
dass jemand Tiergedichte schreibt, dass wer den Mut

hat, heut noch so ’nen geilen Scheiß zu bauen
allein der Fakt, dass unser Grög das zut
lässt auf mein’m Kopf kein einzig Haar ergrauen
(ist auch an Haar’n dort wahrlich keine Flut)

Er ist Professor in vielen Dingen
mit Technologie und Physik kennt er sich echt aus
und er wird uns sicher viel Spaß heute bringen

Und bevor ich jetzt noch weiter blök
will ich hör’n für Meister Grög
einen lauten Schön-dass-du-da-bist-Applaus


27. Februar 2013: Christoph Theussl

Er ist ein guter Sänger, so viel sei schon gesagt
Auf textueller Ebene gibt’s wenig, was ihn schlagt
Dort, wo er herkommt, gibt es viel Berge, wenig Meer
Und mag man da, so scheint es, Verniedlichungen sehr

Deshalb sagt man dort Häusl und nicht etwa Haus
Das Tier, das ist ein Mäusl, und gibt’s auch kein‘ Applaus
sondern ein – Appläusl, das habt ihr schnell erfasst
macht Lärm für Christoph Theussl, den wunderbaren Gast


27. März 2013: Sven Kemmler

Seine Stimme kann Tote zum Leben erwecken
Seine Schönheit kann schreckhafte Menschen … erschrecken
Seine Grazie ist unvergleichlich und schön
Und so eine Brille hab ich nie geseh’n

Er ist zu Hause auf jedweder Bühne
und hat es verdient, dass ich ihn hier rühme
Sein Name: Sven Kemmler, so sieht es aus
spendet ihm einen warmen Applaus


29. Mai 2013: Dalibor

Und was habe ich mir
für Geschichten
ausgedacht, um mir die Namen unserer Gäste merken zu können
Zum Beispiel dieser Künstler aus Frankfurt
Da nahm ich hinten das „furt“
und machte daraus „Ford“
diese Automarke aus Amerika
die mit den ersten Fließbändern
so effektiv, dass die Zeit dahinrast
wie bei Dalí
Und dann sehe ich sie vor mir
diese fließende Zeit
und merke, dass ein Bild von Dalí
eines der wenigen Kunstwerke ist
bei dessen Betrachtung mir unwillkürlich
ein Laut der Bewunderung entfährt
Künstler aus Frankfurt
Dalibor


29. Mai 2013: Moses Wolff

Mit einem Rätsel möchte ich rahmen
die Gästevorstellung von mir
und euch fragen: Zu welchem biblischen Namen
passt welches biblische Tier?

Heißt der Kerl Jakob, mit Nachnamen Taube
oder sitzt Noah Fisch hier ganz brav?
Isst er als Joshua Rabe die Traube
oder heißt er am End‘ Thomas Schaf?

Ist sein Name Simeon Schlange
oder nennt er sich Abraham Stier?
Red ich von Adam Esel schon lange
oder trinkt Lukas Heuschreck hier Bier?

Sieht so ein Isaak Adler gar aus
kommt fern vom arabischen Golf?
Die Antwort ist einfach: Ihr spendet Applaus
denn es liest heut für euch: Moses Wolff


27. November 2013: Elis

Elis hier ist aus Frankfurt gekommen
und findet mich immer noch ziemlich benommen
von seinen letzten Auftritten, die war’n grandios
Wo immer er hinkommt bereichert er Shows

Er singt meistens Lieder in ruhigerem Ton
doch nach ein paar Takten entdeckt man dann schon
den Humor und die Klasse, mit der er das tut
Ich zusammenfasse: Er ist ziemlich gut

Ich könnt besser reimen, hieß er nun Elias
da würd ich was labern von irgend ’nem Ski-Ass
Doch es ist schwerer, ach, wem erzähl‘ i ’s
Klatscht in die Hände, empfangt herzlich Elis!


27. November 2013: Bumillo

Unser letzter Gast ist eigentlich ein Rap-Poet
aber kein so ein Umgedrehte-Cap-Prolet
Nein, wenn er in seinem Pulli einfach nett wo steht
glaubt man gar nicht, dass Bumillo zu dem Besten zählt

was es gibt zur Zeit in der reimenden Welt
Ich hab noch nie erlebt, dass es keinem gefällt
was er macht, wenn er groovend auf der Bühne steht
da werden Wörter schüttelreimend wirklich kühn verdreht
da wer’n Metaphern benutzt und Vergleiche gezogen
denn er ist abhängig von Sprache, so wie Reiche von Drogen

Ich sag euch noch eins: Man muss ihn sich mal ansehn
Für seine Punchlines würden viele Menschen anstehn
wie für Punsch – und das wär dann ’ne Punschline
aber egal, ich hör gleich auf mit Rumschrein
doch in diesen Text passt noch ein klitzekleiner Wunsch rein
Ihr müsst eure Stimmbänder jetzt mal richtig wundschrein
Er kann nicht nur reimen, er ist auch Dr. phil., yo!
Klatscht in die Hände, Applaus für Bumillo!


29. Januar 2014: Sacha Storz

Ich hatte immer Spaß daran, den Gästen was zu schreiben
ich dichtete oft unsinnig, ich neigt‘ zum Übertreiben
Achtzeilige Doppelreime waren kein Problem
Zeilensprünge, Tiersonette, es war echt extrem!

Nadja Schlüter, Heiner Lange, das ist leicht zu reimen
doch bei uns’rem heut’gen Gast spürt‘ Zweifel ich aufkeimen
Seines Nachnam’ns eine Silbe klingt seltsam in den Ohren
und auch der Vornam‘ schwer zu reimen. Weh, ich war verloren!

Doch dann entsann ich mich im Geist ’ner sehr alten Geschichte
sie spielt fern in Osmanien – hört, was ich berichte:
Es war ein Herrscher dort im Reich, welcher das Handwerk liebte
er hämmerte und sägt‘ und schraubt‘, grad wie es ihm beliebte

er zimmerte nen Kleiderschrank in unter einer Stunde –
trät‘ er gegen Tim Taylor an, gewänn‘ er jede Runde
Und während er ein Blatt Papier in die Maschine spannt
greift wuchtig er zum Akkuschrauber, der wohlgebor’ne Mann

Der eine schreibt, der andre werkt, für jeden was dabei
drum habe ich für euch nun auch der Lebenstipps gleich zwei:
Brauchst du ein Loch in der Wand, kein Ding, der Pascha bohrt’s
Brauchst du ’nen Text in der Hand, kein Ding, frag‘ Sacha Storz


26. Februar 2014 Martin Sieper

[off]

Abendunterhaltungs-Chmpions-League wird Ihnen präsentiert vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München.

[stadion]

Liebe Fans hier im ausverkauften Rationaltheatre of Dreams zur Mittwochspartie der Abendunterhaltungs-Champions-League. Unser Trainergespann Pierre und Alex hat sich etwas besonderes ausgedacht, um die heutige Begegnung unseres geliebten SLF gegen die Langeweile erfolgreich zu absolvieren. Wenn ihr nicht so oft im Stadion seid, könnt ihr die Anzeigetafel zu Hilfe nehmen, um die Namen mitzubrüllen, denn hier ist sie, die Mannschaftsaufstellung unserer lesenden Gäste:

Im Tor mit der Nr. 1 unser sicherer Rückhalt in allen Lebenslagen: Martin ––

Mit der Nr. 2 der Oppa der Mannschaft: Martin ––

Die 5 ist unser Kapitän, der intelligente: Martin ––

Unsere Nummer 9, der beruflich erfolgreiche: Martin ––

Mit der 10 redet bisweilen so schnell, dass ihn niemand einfangen kann: Martin ––

Die Nummer 11 ist der immer gut aussehende: Martin ––

Die 18, unser kreativer Kopf: Martin ––

Unsere Nummer 19, der zuverlässige : Martin ––

Die 25 trägt der Familienmensch: Martin ––

Mit der 26 der Vollblutfußballer und Grund, warum ich die Vorstellung wie eine Mannschaftsaufstellung angelegt habe und außerdem die guten Merkmale der Dortmunder Spieler von gestern Abend an seine angepasst habe, was keiner merkt, weil ich wieder mal viel zu verkopft bin: Martin ––

Und die 29, der Typ mit mehr Haaren auf dem Kopf als sich gehört, zumindest mehr als seine Trainer: Martin ––

GO SLF!!!


26. März 2014: The Fuck Hornisschen Orchestra (kursiv spricht Pierre, fett sprechen wir beide)

Normalerweise schreibt jeder von uns ein Gedicht –
Aber heute nicht
Normalerweise ist dabei ein Rhythmus auch Pflicht –
Aber nicht heute

Denn bei dieser Show ist alles anders
und schocken wir damit auch manch einen Stammgast
der sich ans Herz wie in Ohnmacht jetzt ranfasst
so gibt’s dafür doch einen triftigen Anlass:

Denn auf der Bühne sind auch die zwei ein Paar
Sie kommen aus Leipzig, echt jetzt? Ja, klar!
Bevor Leipzig hip wurde, wohnten sie dort
Und warum Leipzig heut hip ist: Hört unser Wort

Die Wohnungen sind so billig, weil Julius das sagt
Und die Stadt ist so bunt, weil Christian das mag
Es ist verrückt dort, wie Christian auch
Das Umland ist flach, wie Julius’ Bauch
Es gibt gute Bands dort, weil sie dort wohnen
Es gäb mehr gute Bands dort, könnt‘ man sie klonen

Ihre Genialität wollen wir honorieren
und einen fünfsilbigen Reim jetzt probieren:
So klatscht, denn bei uns wer’n ein bisschen Worte rar
begrüßt das Fuck Hornisschen Orchestra


30. April 2014: Dorian Steinhoff

Er liefert die Berechtigung, uns Literaturshow zu nennen
Es wäre verdient, würde jede:r ihn kennen
denn das, was er schreibt, hat so viel Gehalt
wie ein Senior Partner, doch ist er nicht alt

sondern jung, und eine Stimme unserer Zeit
und dabei doch erfrischend weit
weg von diesem prätentiösen Getue
das es so oft gibt; bei ihm herrschen Wortgewalt
Stimmung und Ruhe

Am Körper trägt er nur sehr fein’n Stoff
Ist man ehrlich, hat man mit ihm kein’n Zoff
Er ist ein Mensch, mit dem ich manchen Wein soff
Mein Freund und Kollege Dorian Steinhoff


25. Juni 2014: Andivalent

Er schreibt grad so viel: Er ist ein wahrer Papierfresser
Er tut’s einfach und logisch: Man hat bei ihm kein’n Kapierstress, er
formuliert bestechend präzise, man denkt sofort an Rasiermesser
bewundert sein Werkzeug und weiß: Das kann kein Barbier besser

Und wenn ihr mich auch wegen der Vierfachreime ’nen Angeber nennt
und wenn sich meine Freundin mit „Du kannst mich mal!“ trennt
und wenn über die Alpen ein zweiter Hannibal rennt
Ich freu mich ganz diebisch auf Andivalent


30. Juli 2014: Peter Fischer

(zu sprechen auf den Beginn von Für Elise)

Alles, was ich auf Klavier spiel’n kann
ist dieses Lied
das jeder Kennt

Denn
leider habe ich in Kindheitstag’n
wie man hier sieht
das Üb’n verpennt

Doch unser Gast
der hat’s geschafft
der spielt jetzt Bach
ich hab gedacht

ich spinn, als ich das er

ste Mal Peter Fischer habe Füllwort Füllwort Füllwort spielen seh’n
auf dem Klavier
das war so schön

Wenn er singt im Publikum zu steh’n
da könnt ick mir
echt dran jewöhn’n


22. Oktober 2014: Jules

Wie eine Boyband aus den Neunzigern möchte echte Hits ich schreiben
doch dafür fehlt mir schlicht das Werkzeug, deshalb lasse ich es bleiben

Wie ein Feldherr kurz vor Christus möchte ich auf Rom marschieren
doch dafür fehl’n mir Schlägertypen, deshalb wird das nicht passieren

Wie ein Kenner und Genießer möcht‘ den Abend ich verbringen
möchte wallende Gefühle, mit den Tränendrüsen ringen
möchte zarte, schöne Töne einer ebensolchen Frau
all das kann mir Pierre nicht geben, das weiß ich nur zu genau

Für das Erste bräuchte ich Junimond-Tools
Für das Zweite bräuchte ich Rubikon-Hools
Für das Dritte reicht schon Musik von Jules


27. Dezember 2014: Fee Brembeck

Wär’n wir im Märchen, dann wär sie ne … Fee
Sie kann fast zaubern, wie ich das so seh
Keine Textart, auf die sie sich nicht sehr versteht
Lyrik, Prosa, Rap – sie kann alles sehr schee
und auch ihr Gesang tut mein‘ Ohren nicht weh

Bevor ich sie lobe über’n grünen Klee
und im Reimworte finden ganz untergeh
bitt‘ ich euch zu klatschen, und ihr sagt „Ja, eh“
freut euch auf sie und klatscht laut für Fee


25. Februar 2015: Meike Harms

Sie war noch nie bei uns
und deshalb wurd‘ es Zeit
Ich kann euch sagen, ihre Kunst
hat viele schon entzweit

Denn die Eine findet’s klasse
und der And’re superstark
der Nächste sagt „Voll krass, ey“
und ein Weiterer „Ich mag

sie am Allerallermeisten
das weiß ich ganz genau“
Und schon fragt wer „Wie heißt’n
diese talentierte Frau?“

Ich sag’s euch, und ihr macht Lärm
Nicht nur wegen ihres Charms
sagt jeder Mensch „Verdammt, ich schwärm
total für Meike Harms


25. März 2015: Lucie Mackert

Wenn man nen schlechten Tag hat
so einen richtig drögen:
Am Schreibtisch festgetackert
kein Mensch Zeit für nen Schnack hat
ja, deine Wut, sie flackert
in dem Gefühl als flögen
alle andren durch die Welt
Gefangen hinter Mauern,
umgeben nur von Bauern
auf dich allein gestellt –
dann hör dir diese Frau an
die Ohren fein gestellt
weil Melodien lauern
die Frust leicht überdauern
ja, die Musik gefällt
Bei Sonne und bei Rögen
ist ihre Stimme vackert
Wie sie für Musi rackert
und mit dem Schuh sie klackert
muss man sie einfach mögen
Applaus für Lucie Mackert


29. April 2015: On the Shoulders of Giants

Willst du die Band treffen, musst du ins Märchenland gehen
so gefährlich, dass dir im Nacken die Härchen abstehen
hindurch, durch den tiefsten und finstersten Wald
und wenn du gewieft bist, dann findste schon bald
einen Weg, der über den Fluss in die Berge sich zieht
dort, wo der Räuber samt Scherge hinzieht

Und erklimmst du die Felsen zunächst auch noch bang
so vernimmst in der Höh‘ du reichhaltigen Klang
Du zückst gleich dein Fernglas und siehst durch das Rund
eine Gruppe Giganten, ein einzelner Mund
so groß, dass ein ganzes Schwein unterkommt
die Häupter so riesig wie Heißluftballons

Und neben dem Kopf der Kolosse, dem Ohr nah
thronen vier Typen, wie Bosse im Sport-Car
Sie hab’n Instrumente: Gitarren, Percussion
auch einen Bass kann dein Blick dort erhaschen

Mit der Monster Bewegung’n schwing’n sie auf und nieder
und musizieren; man hört ihre Lieder
über Felder und Wiesen, bis hinauf in die Highlands
Auf de Schultan vo Riesn: On the Shoulders of Giants


24. Juni 2015: Bleu Broode (Nils Straatmann)

Er hat noch weniger Haare als ich
doch er kaschiert das geschickt mit ’ner Kappe
Darüber hinaus, sagt man, zeichnet er sich
auch aus durch ne recht große Klappe

Beim Schreiben jedoch geht er liebevoll vor
nutzt stets schöne Worte und Bilder
Seine Texte klingen noch lange im Ohr
und ich vermute, das will der

Denn er ist ehrgeizig, was er auch tut
und bleibt dabei doch sympathisch
In seinen Augen, da lodert die Glut
die macht, dass er alles ist, nur nicht statisch

So führt seine Reise ihn heute zu uns
und ich möcht beenden die Ode
Er wird uns begeistern mit seiner Kunst
begrüßt nun recht freundlich: Bleu Broode


29. Juli 2015: Philipp Potthast

Wenn man über Philipp schreibt
merkt man, dass man dazu neigt
ihn ziemlich hart zu dissen

Doch eh‘ ihr denkt, ich mag ihn nicht
lauschet diesem Teilgedicht
denn ihr sollt Folng’des wissen

Der Mann ist halt im Rap zu Haus
da teilt man gerne einmal aus
und findet sich beschissen

Im Battle ist man stets vereint
meist so lang, bis einer weint
das Herz entzwei gerissen

Deshalb bin ich nett

Dass du wie ein Engel aussiehst, macht doch nichts
ich finde, du hast wirklich ein Prachtgesicht
und der Bauchansatz, Diggi: der fällt kaum auf
Außerdem ist da so schöne Kleidung drauf
Dude, dein Erscheinungsbild, das passt schon so
und dann noch nicht mal eingebildet – hast Niveau!
Geile Frisur auch, Alter – zünftiger Schnitt
Ich hab gehört, du studierst? Vernünftiger Schritt
Wie du das alles meisterst ist echt richtig stark
Schau dir die reine Haut an, ey! Benutzt du Quark?
Nach Auftritten und Uni wär ich ein schrein’der Zombie
Jura und Hip-Hop, Mann, geile Kombi
Dein Vater ist wohl stolz, was er für Söhne hat
In Freising bist du aufgewachsen? Schöne Stadt
Was die Hater sagen, Philipp, ist einerlei
Denn dein ganzer Charakter, ist einwandfrei
Ich mag dich supergerne, bei uns ist all’s in Butter
Dafür, dass du lebst, mein Freund, dig ich deine Mutter!

Zusammenfassend noch was:
Er textet wie ein Gott fast
die Mädels sagen: „Hot, passt!“
Applaus für Philipp Potthast


23. September 2015: Renato Kaiser

Es war mal ein mann namens Kaiser
der sprach auf der Bühne oft leiser
doch er war gut
besaß Klugheit und Mut
und galt bald den Seinen als Weiser

Mit Vornamen hieß er Renato
und unübertroffen bis dato
sind Liebe und Charme
im Herzen wird’s warm
weshalb ihr mit Applaus jetzt nicht spart, oh!


25. November 2015: Robert Heigl

Er spielt mit seiner Gitarre
und trinkt dabei gerne Bier
Dort unten lauschen die Leute
hier oben lauschen wir
Das Lied ist aus
es gibt Applaus
denn das ist das, was man tut
ein Ohrenschmaus
ihr rastet aus
denn Robert ist einfach gut

Soweit die Martinsreferenz
mit der ich eig’nes Dichten schwänz‘
Doch es stimmt, was ich gesungen
Wir haben einen guten Jungen
hübsch ist er und talentiert
unterhaltsam, reimbasiert
und – die These keine steile –
der abendlichen Langeweile
großer, geiler Widersacher
Robert Heigl, Liedermacher


23. Dezember 2015: Michi Marchner

Er ist ein echtes Schwabinger Kind
wie’s hier vermutlich Wenige sind
In diesen Straßen wuchs er auf
und im weiteren Verlauf
von dem wir nur recht wenig wissen

Klammer auf paar Frauen küssen
Lieder schreiben, Bierchen trinken
manchem Freund zum Abschied winken
Schmerzen, Freude, Liebeskummer
manche Party mit Gewummer
Wut, bei der der Körper bebt –
was man nun einmal erlebt
in so einem Lebenslauf –
Ich mach noch ne Klammer auf
das zumindest glaubt der Dichter
„Sei die Wirklichkeit mein Richter“
spricht er und dann gibt er endlich Ruh
Klammer zu und Klammer zu

wurde er vom Kind zum Mann
so dass man sicher sagen kann:

Er ist Quatschkopf, Dichter, Sänger
Musikkabarettanhänger
Der Unterhaltung Leibesgarde
Quatschkopf – ach, das war schon? Barde
geiler Typ und vieles mehr
deshalb freue ich mich sehr
dass er hier bei uns ist heut
und wenn ihr euch auch so freut
zeigt durch Handzusammenhiebe
Michi Marchner eure Liebe


27. Januar 2016: Stefan Noelle

Viele Leute sind, obwohl sie
super sind, recht unbekannt
Die Gründe für dies Missverhältnis
liegen ganz klar auf der Hand

Oft sind’s ruhige Zeitgenossen
denen solches widerfährt
die schweigsam ihre Kunst genießen
währ’nd ein And’rer lautstark plärrt

Diesen Menschen bleibt zu hoffen
dass immer wieder wer erkennt
wie famos sie musizieren
und mit welch großem Talent

Wir hier wissen, dass er toll ist
freut euch auf sein‘ Ohrenschmaus
sprendet uns’rem Stefan Noelle
einen Du-bist-toll-Applaus


24. Februar 2016: Max Kennel

Max ist ein recht cooler Dude
Ihr wollt wissen, was er tut?
Erstmal schrieb er krasse Texte
einer besser als der nächste
voller Reime, Witz und Charme
Er wurd‘ schnell zum großen Schwarm
beinah‘ aller Slam-Besucher
betrieb mit seiner Lyrik Wucher
die Texte waren übertrieben
geil und einfach zum Verlieben

Irgendwann beschloss er dann
einen and’ren Weg zu fahr’n
Er lebt den Traum, den jeder kennt
Er singt und spielt in einer Band
Damit ist er sehr erfolgreich
seine Schwester platzt vor Stolz gleich
And’re Brüder wollen Muckis
er bleibt einfach cool, macht Mucke
Er sagt: „Geh du pumpen, Spack
Ich bin Teil vom Lumpenpack!“

Nein, es ist noch nicht vorbei:
Er ist menschlich einwandfrei
großzügig, nicht abgehoben
sein Charakter ist zu loben
einer meiner liebsten Freunde
darauf fällt mir jetzt kein Reim ein
deshalb geht es rhythmisch weiter
Scheißen wir mal auf den Endreim
sagen einfach klar und deutlich
dass wir froh sind, dass er hier ist
heute wieder mal als Leser
als ein würd’ger Herr des Wortes
Grüßt ihn freundlich mit Applaus jetzt
klatscht für Maximilian Kennel


27. April 2016: pourElise (Henny Herz)

Die junge Dame, die heißt Henny
und wenn ihr jetzt denkt: Die kenn i
kann das sein, denn ihre Stimm‘
ist stadtbekannt und gar nicht schlimm
deshalb hat der Fans sie many

Der junge Herr hier, der heißt Hannes
und wenn ihr gleich denkt: Der kann es
kann das sein; sein Kontrabass
ist stadtbekannt und ziemlich krass
treuer Fan bin ich des Mannes

Sie harmonieren prächtig and
folglich sind sie eine Band

(Edit drei Minuten vor Showbeginn:
Heut bekam ich schlimme Kunde:
Der Kontrabass – in aller Munde –
ist nicht da, weil hart verplant
sein Spieler ist und uns’re Runde
nun besucht zu and’rer Stunde
Niemand hatte das geahnt
Doch das Gedicht stand da schon fest
deshalb les‘ ich jetzt den Rest)

Ich straight in eine Kur mich schieße
wenn sie’s bei einer Tour beließe
vorher ich eher stur beschließe
dass ich ihr einen Tourbus lease
weil die Musik ich nur genieße

Und eh ich mit den Suren schließe
gibt es noch eine Muh-Reprise:
muh múh muh muh muh muh muh-ise
Ich lieb sie wie ne Kuh die Wiese
Henny und Hannes: pourElise


18. Mai 2016: Yasmo

Unser zweiter Südost-Gast
ist ’ne Gästin, die schon fast
weltberühmt ist, und zu Recht
denn ihr Zeug ist echt nicht schlecht

Sie textlich und rhythmisch so einiges kann
Aus Österreich reiste sie extra heut‘ an
im Gepäck nice Tracks und ziemlich viel Flow
Sie wird definitiv bereichern die Show

In München für euch heut, straight outta Wien
Macht Lärm für Yasmo, die rappende Queen


28. September 2016: Darryl Kiermeier

Er ist einer von den Jungen und Wilden
die zuletzt mit Schwung und viel Willen
die Lungen sich füllten
und mit Zungengebilden
gar wunderlich skillten

Zudem ein Freund des Spoken Word
worüber ich nicht joken wörd
wenn es nicht so wär, oke?
Beweis beendet, q.e.d.

Er isst zum Frühstück vier Eier
und trägt im Fasching Zierschleier
Bei jedem Sport ein „Hier!“-Schreier
dess‘ Komm’n, wiewohl ich schier reiher,
ich mit ’nem Barrel Bier feier
Applaus für Darryl Kiermeier!


30. November 2016: Jaromir Konecny

Der Gast heißt Jaromir Konecny
ein Name, der das Reimen schwer macht
weshalb, auch wenn ihr sehr lacht
ich dem guten Mann ein Sonett schrieb

Jaromir ist geborener Tscheche
der über Umlaute sich stets beklagte
So lebte er etwa in Minchen und sagte
„Den Brei verderben zu viele Keche“

Doch wir lieben seine Texte
denn auch ohne Umlaut checkste:
Er denkt sich lustige Sachen stets aus

Deshalb solltet ihr euch nicht zieren
Lasst ihn unsere Liebe nun spieren
und spendet nen großen Willkommensapplaus


15. März 2017: Katrin Freiburghaus

Es gibt Künstler, bei denen man loslacht
und es gibt Künstler, bei denen man weint
und es gibt Texte, bei denen man gleich merkt
dass sich Lachen mit Weinen vereint

Und solcherlei Texte schreibt Katrin
sie kann diesen Stil so perfekt
dass jeder, der wirklich gut zuhört
viel mehr, als er dachte, entdeckt

Alles ist Thema: die Liebe, der Mut
die Geduld und die Machtlosigkeit
und man checkt die Botschaft auch ohne
dass sie hampelt und schreit

Mag sein, dass sie euch nicht bekannt ist
dann seid auf ihr’n Auftritt erpicht
denn Katrin schreibt die Art von Texten
den‘ es niemals an Inhalt gebricht

Und wenn man ihr zuhört, dann sollte –
so ist es schon öfter gescheh’n –
erstens, das Herz sich erwärmen
und zweitens ein Lämpchen angeh’n

Zeigt Katrin Freiburghaus, dass ihr sie mögt
heißt willkommen sie in uns’rem Haus
Tut das, ihr werdet’s erraten
mit lautem Applaus


17. Mai 2017: Ryan Inglis

Our first guest is British – but otherwise fine
The music he’s playing is rather sublime
His guitar is skillful, his singing voice strong
Combine these two features, and you’ll get a song
so clear and intense that your throat becomes dry
while in sheer amazement you try not to cry
which – by all means! – you’d be free to do, too
Please welcome him friendly as each one of you
claps their hands strongly which, surely, will cause
a big and cheerful round of applause

Warum auf Englisch? Weil’s kein Ding is‘
Begrüßt bitte lautstark: Ryan Inglis


17. Mai 2017 Christoph Theussl (ein neues Gedicht anlässlich seines sechsten Besuchs)

Ja er wird heut Rekordspieler, und das völlig zurecht
zum sechsten Mal ist er bei uns, und fast nie war es schlecht

Sein Thema ist sehr oft der Tod, ich sag’s euch lieber gleich
Das liegt an seinem Heimatland – er kommt aus Österreich
Er schreibt mit ziemlich viel Humor, und von dort ist’s nicht weit
zu stimmiger Melancholie und tiefer Traurigkeit

Ein Musiker mit viel Talent und ein sehr guter Freund
seit Neu’stem mit Dreitagebart und immer gut gebräunt
Christoph Theussl ist sein Name, und er sagt oft „eh“
und wenn ihr für ihn applaudiert, dann findet er das schee


04. Oktober 2017: Christin Henkel

Sie ist das Gegenteil von mir
ist erstens cool, trinkt zweitens gerne Bier
hat drittens eine blonde Mähne
und klingt es – viertens – grausam, wenn ich gähne
so stömt bei ihr selbst dann ein feiner Klang
aus ihrer Kehl‘ die Luftröhre entlang.
Fünftens kann sie sehr gut surfen
während ich nicht mal nen Reim drauf find
da werd ich doch mal schummeln dörfen
Sechstens hat sie schon ein kleines Kind
Zum Punkt der Musikalität
ist unter siebtens dann zu sagen:
Sie singt, sie komponiert, sie kräht
sie kann Klaviertasten anschlagen
Achtens ist sie eine Frau
neuntens ist sie ziemlich schlau
und zehntens schließlich: Instagram
Betreffend diesen Hipsterkram
ist sie auch meilenweit vor mir
Bei mir gibt’s Fotos von mei’m Tier
bei ihr nen Sonnenuntergang
und Outdoorfotos, weiße Strände
Ausschnitte von ihr’m Gesang
und zarte Musikantenhände
Und im Sommer viele Schenkel
(die man bei mir nicht sehen will)
Alex, sagt ihr, seid jetzt still
geh uns nicht mehr auf den Senkel
Na gut, dann räum ich ohne viel Geplänkel
die Bühne nun für Christin Henkel


06. Dezember 2017: Benedikt Feiten

Ein Autor, denkt ihr, ist das nicht langweilig?
Im Gegenteil, muss ich euch schlicht sag’n eilig
denn unser Gast schreibt mit Witz und Verstand
und sehr originell, seine Bücher sind rand-
voll mit purem Lesevergnügen
ob am Kaminfeuer oder in Zügen

Und solltet ihr mir weiter nicht trauen
sagen: „Man kann doch seit jeher drauf bauen:
Autoren können schreiben, aber nicht lesen
Gott bin ich schon auf schlimmen Lesungen gewesen“
dann sag ich: Unser Gast kann auch das
und auch Trompete spielen – „Echt? Ist ja krass!“

Und greift ihr für seine Bücher jetzt noch nicht zu eur’m Sparschwein
dann lasst euch zu alternativen Plänen gesagt sein:

’nen Dealer, der dir Schnee vertickt, fighten
wenn er dir in die Zähne kickt, biten
die Augen, wenn man ein Reh erblickt, weiten
’nen Esel, der nicht zu den Plänen nickt, reiten
’n Motel, wo man außerhalb der Ehe fickt, leiten
mit der Partnerin in Venedig streiten
aus dem Leben, wenn eine Vene dickt, gleiten
das alles ist blöder als Benedikt Feiten


13. März 2018: Lena Gorelik

Unser zweiter Gast schreibt Geschichten und manchmal Gedichte
ist liebende Mutter zweier sympathischer Wichte
unterrichtet wie ich literarisches Schreiben
und wenn sie das tut, woll’n die Schüler auch bleiben

Geboren in Russland, und dort noch als Mädchen
griffen die postsowjetischen Rädchen
und führten sie und ihre Familie nach Westen
für die deutsche Literatur war das sicher zum Besten

Ihr neuer Roman hat mich zum Weinen gebracht
und zwei Seiten später hab ich lauthals gelacht
und drei Seiten später dachte ich: dass will ich auch
können und ich spürte ein Kribbeln im Bauch

Doch während sie das nächste mega Poem kickt
meint mein Trainer roh: Metrik!
(Er unterrichtete in Jena Poetik
Gott habe ihn und sein Megafon selig)
Sie wär reich, bekäm sie nen Zehner pro Schee-Blick
beim Lesen der Bücher, hier ist jeder Ton Epik
Dann hätt sie ne Wohnung, die an eena Chaussee liegt
Hier bekommt sie Applaus, n kleena popelig-
er reicht nicht, nee Leute, eha Cholerik
Begrüßt hier bei uns sehr laut Lena Gorelik


23. Mai 2018: Sweet Lemon

Man sagt, die Geschmäcker seien verschieden
und wahrscheinlich ist das auch wahr
Es gibt Menschen, die Mauersegler sehr lieben
und andere mögen den Star

Es gibt Leute, die tragen s-Oliver-Kleidung
Und Armani kaufende Prolls
Viele wollen bei Fremdgeh’n die Scheidung
und andere sagen: Was soll’s

Auch in der Musik gibt es viele Geschmäcker
manche stehen auf Dubstep und Krach
andere finden J-Lo sehr lecker
und einige Nerds hören Bach

Unser Geschmack ist natürlich der Wahre
wie man an der Band heute sieht
Gitarren und Unaufgeregtheit und klare
Stimmen ergeben ein Lied

Das Bitt’re des Jazz und ein gelblicher Blues
Vereint mit der Süße des Pop
senden sie dir einen klangvollen Gruß
und geh’n dir nicht mehr aus dem Kopp

Und so solltet ihr euch gleich wirklich nicht hemmen
Ich schreie es hiermit heraus:
Unser Geschmack bei Musik ist Sweet Lemon
und ihr spendet ihnen Applaus


12. Juli 2018: Angela Aux

Seine Lieder sind Abende ohne Termin
nach Tagen, an denen die Sonne nicht schien
Seine Lieder sind Wellen auf offenem Meer
die Nachricht des Exfreunds, „Ich vermisse dich sehr“

eine münzdicke Staubschicht auf dem Klavier
eine fast leere Autobahn morgens um vier
die Wärme des Polsters, wo grad‘ noch wer saß
die Sandkastenfreunde, die man vergaß

die neuen Schuhe, die man spät nachts noch bestellt
und ein Star-Wars-Pflaster, das fast nicht mehr hält
ein Partner auf Reisen, das Viertel bei Nacht
die unnötigen Sorgen, die man sich macht

ne Leuchtreklame, die ab und zu blinkt
eine Tramleitung, die von der Durchfahrt noch schwingt
der Anblick von Feuer, die Farbe von Laub
das Glück nach der Trauer, an das ich noch glaub‘

Seine Songs sind Gefühle – und das macht ihn aus
Angela Aux – einen großen Applaus!


11. September 2018: Liann

Wär ich ein 15-jähriges Mädchen, ich würd‘ ihm Briefe schreiben
von seinen Liedern würd‘ in meinem Herz die Tiefe bleiben
Er würd‘ mich auf die Bahn (die Schiefe) treiben
und ich würd‘ mich an ihm, wenn ich schliefe, reiben

Als 30-Jähriger ist mein Selbstbild solider
Für mich sind seine Songs halt so Lieder
die ich gerne anhör, und zwar immer wieder
Ich schreib meine Gedanken zu ihnen kurz nieder

Sie sind wie Chewbacca – sehr leicht zu mögen
als wenn Gedanken in Kindertage heim flögen
Ich möchte sie pfeifen, Murmeltier-Style
doch ich bin Charlie Chaplin, meistens sprachlos, so geil
find‘ ich diesen Typen, der musikalisch jeden Scheiß kann
seine Melodie’n erkennt man wieder – wie die von Tetris und vom Eismann

Und jetzt hör ich auf, denn sonst fängt das hier nie an
Ein lauter Applaus von euch nun für Liann!


14. November 2018: Henrik Szanto

Stadt, Land, Fluss und Multi-Kulti
verkörpert er, ganz ohne Dramen
Zwei Länder, aus denen Vorfahren kamen
erkennt man gleich an seinem Namen

Doch heißt der Junge Wojciech Brown oder Dimitri Mwene
Giancarlo Retsos, Ernesto Li, oder ist er halb Däne:
Yussuf Jørgensen, Urs-Peter Touré oder Mohamed Smith
Kann es sein, dass der Name des Gastes Karl-Heinz al-Assad ist?

Tanahiko Silva, Nourrhedin Papic oder gar François Kim?
Nein, der Mann ist halb Finne, halb Ungar – es ist also gar nicht so schlimm
Er kuschelt und brummt mich stets um den Verstand – oh!
Freut euch und klatscht laut für Henrik Szanto!


14. November 2018: Rebecca Heims

Tiefe und Coolness sind durchaus vereinbar
meistens in Nähe der Arktis
Ein Vergleich, der wie’n Kampf gegen nen Eisbär’n
ziemlich kühl und gewagt is‘

Ihre Texte sind immerwährende Winde
ihre Worte Nordlichter auf dem Papier
ihre Sprache so dicht wie Gletscherkristalle
gepaart mit der Dringlichkeit eines Geysirs

Warum ich sie in den Norden hier schreibe?
Vermutlich wegen lecker Rhymes
Das Grönland der Bühne, der Polarnächte Bleibe
Unser Gast Rebecca Heims


07. März 2019: Nikita Gorbunov

Hast du Schmerzen mal im Rücken
wie du sitzt, es tut scheiß weh
kannst seit Tagen dich nicht bücken –
Yoga und es ist passé

Stopft stattdessen dir die Nase:
Ananas, Kamillentee
Trinke viel in dieser Phase
und zur Not halt Nasenspray

Hast du dir den Fuß gebrochen
leg ihn hoch und lauf nicht viel
Hast du dir ins Aug‘ gestochen
überdenk dein Fingerspiel

Musst du kotzen ohne Ende
kotz es raus, es hilft ja nichts
(Reinige danach die Wände)
Und die Message des Gedichts:

Hast du körperliche Leiden
ganz egal in welcher Art
gibt es was, um sie zu meiden
Doch ich hab was ausgespart:

Bei akustischen Problemen
in der vielbewohnten Welt
kann man kaum ein Mittel nehmen
Alle reden nur von Geld

ihren Autos, ihren Kindern
ihrem Job und ihrer Yacht
Niemand kann den Schmalz verhindern
der die Ohren müde macht

Alles fiept und kreischt und blutet
alles schreit und hupt und dröhnt
Mensch, da weeß ick dir wat Jutet
dat den Weltmüll übertönt

Diesen Mann und seine Texte,
die zerbrechlich und obszön
einer besser als der nächste
radikal, doch wunderschön

Wenn dich alle Töne stören,
hast mit deinem Ohr du Zoff
und du willst was Gutes hören
hilft Nikita Gorbunov


07. März 2019: Frank Klötgen

Aus mancherlei Auftrittsmündern sprudelt nur Stuss
auf der Bühne artikuliert es hilflos umher
„Alter, das war ’n Witz, checksch ’n?“

Wenn er auf der Bühne steht, ist’s ein Genuss
im Herz wird es gleichzeitig leicht und ganz schwer
und man witnesst perfection

Das Kleidnäh’n bedichtet er samtweich und prall
Das Pickelausdrücken ekelhaft rot
kein Thema ist ihm zu öde

Neologismen belauern uns allüberall
Schöpferisch Handwerken ist sein Gebot
und wir sind einfach zu blöde

Ich neid‘ sein Talent ihm, mit Sprache zu spielen
Mein Formulierungs- und Metrikgeist ist da schon schlichter
Ich muss der Worte Klang nöt’gen

Unsaub’re Stümperpoeten wie mich gibt es viele
doch der beste lebende reimende Dichter
ist ganz eindeutig Frank Klötgen


13. März 2019: Tilman Birr

Kreuzberg-Punkt und Welthits auf Hessisch:
Wenn ihr ihn nicht mögt, Freund‘, isch sach’s eusch, dann ess isch
nen kabarettbepreisten Besen
Seine Singstimme, sein Wesen
suggerieren meistens, dass ihm was nicht passt
doch ist er stets ein uns sehr lieber Gast

Er war unser erster, zweitausendelf
Seine Statur ist eher so Lighthouse statt Elf
Einer von denen, die sehr viel beherrschen
und auch charakterlich nicht bei den Ärschen
zu finden, eher der Typ „Chill, Mann. Bier?“
Ihr könnt uns glauben: da filtan wir.

Mein künstlerisches Schaffen ist erst still, dann wirr
wenn ich durch meine Bilder schwirr
Er wirft den großen Grill an, hier
ist für euch heute Tilman Birr