Winterspaziergang am Rhein

Wir sind fast so schnell wie die Schiffe
Die langsam flussaufwärts sich quälen
Ich höre vereinzelte Pfiffe
Nach Hunden, die Duftmarken zählen

Die Schafe kau’n Steckrüben wieder
Von Schneeanzugkindern bestaunt
Wir beugen uns zu ihnen nieder
Das „Nicht so nah hin“ nur geraunt

Wie können die Krähen noch fliegen?
Der Wind schon hier unten so kalt
Wie viel diese Brücken wohl wiegen?
Ein Fahrrad sucht irgendwo Halt

Wir könnten noch ewig so gehen
Da hinten ist irgendwo Heerdt
Ich kann’s in der Dämmerung sehen
Dezemberfrost kriecht um die Zehen
Mein Zweifel am Leben verjährt

Coming Home for Christmas

Reisende, kommst du nach Röthenbach,
Lass alle Hoffnung fahren.
Es gibt ne Station und sogar ein Dach,
Das Weitere wollt‘ man sich sparen.

Ein Bus fährt hier nicht. Wohin du auch musst,
Die Hoffnung, die hast du vergebens,
Sei dir dessen vom Start weg bewusst,
Und du sparst dir viel Zeit deines Lebens.

Der Bahndamm ist neu (vor zehn Jahren erbaut),
Sehr viel Beton für wenige Züge.
Die Unterführung war bei der Eröffnung schon grau,
Und „Schön, dass Sie da sind“ ne Lüge.

Im Bahnhof sind hinter verlassenen Fenstern
Nur kalte Kaffeeautomaten,
Nicht einmal der obligatorische Gangster
Quittiert mit nem Auswurf dein Warten.

Du fühlst dich hier frisch, doch das liegt am Regen,
Er fällt hier sehr sauber und leise.
Doch Langeweile ist manchmal ein Segen,
Damit was Passiert, musst du dich bewegen,
D’rum lauf in die Stadt – Gute Reise!


(geschrieben mit Fee Brembeck)

Nördlich von Ratingen

der hund ist wegen mir geschimpft worden
ich stand auf einem astfriedhof in der sonne
führte selbstgespräche, eine vergessene lüftung

stieß auf eine koppel, rauhreif, kehrte um
ich grüßte den hund wie einen tramfahrer
meine aufmerksamkeit über mir an einer luftballonschnur

waldarbeiten als ungenaue erinnerungen an lärm
die folie meines hanfsamenriegels wie ein spickzettel in meiner tasche
der hund grüßte höflich zurück

Hinter Münster

Schweigende Felder und Backsteinbraunrot
Luft, die andauernd mit Regenguss droht
Der Himmel halbhoch, zwischen Nordsee und Pott
Genau richtig Abstand zum Nachbarn (und Gott)
Ich schau aus dem Fenster, vergesse mein Ziel
Es stimmt schon, hier ist nichts – doch davon so viel